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Das neue Heft erscheint am 30. März
War früher alles besser?
Frühjahrsflug in die Normandie
EDNY: Slot-Frust und Datenleck
Triebwerksausfall kurz nach dem Start
Der kleine QRH-Bausatz
Unfall: Wer zu oft warnt ...
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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Leserreise 2013 Around the World  
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Flugdaten vom  
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Funkaufzeichnung / Textnachricht aus dem Cockpit
12:25:57 Nachricht: Wir haben Kleinasien hinter uns gelassen und sind auf dem Weg quer ueber das Schwarze Meer.
10:12:58 Nachricht: Der wohl schnellste Fuelstopp der Reise in Eriklet LTCA. Sind auf dem Weg nach Odessa.
05:51:23 Nachricht: Im irakischen Luftraum. ATC ist amerikanisch. IMC. Wir fruehstuecken erstmal.
Dubai - Kuwait mit Nachtrag Paro
Einträge im Logbuch: 60
Abschluss in Odessa
 
31. Oktober 2013 schlageo1

Leserreise: Tag 62


Kuwait - Elazig - Odessa

Heute misslang der Versuch des Muezzims, uns zu quälen, als er um 04.00 in sein Mikrophon brüllte. Wir waren schon auf den Beinen, weil wir zwei lange Flüge mit einer grossen Unbekannten – der Turnaround-Time in Elazig/LTCA – vor uns hatten. Der erste Akt funktionierte perfekt: der Crew-Bus war pünktlich zur Stelle. Dann erlebten wir aber leider dass man es mit Vertragstreue in Kuwait offenbar gar nicht so genau nimmt.


Der letzte gemeinsame Fuelstopp der Gruppe in Elazig/LTCA ging so schnell, dass wir kaum Zeit hatten das übliche Schwätzchen zwischen den Teilstrecken zu halten. Und teuer war's auch nicht. Nicht zum ersten Mal stellen wir fest, dass die Türkei was GA-Infrastruktur betrifft vielen europäischen Ländern überlegen ist.
Denn der zweite Akt endete mit einer Niederlage unsererseits: wir hatten einen sehr detaillierten Kostenvoranschlag für das Handling, aber die widerspenstigen Damen hinter dem Counter der Handling-Firma Royal-Aviation behaupteten mit konstanter Bosheit, wir schuldeten der Handling Firma noch einen Obulus für das Fuel-Management und dies, obwohl wir einen Fuel-Release von einer ganz anderen Firma hatten. Wir beendeten den Grabenkampf, als unser Stundenlohn pro Person – Sieg vorausgesetzt – auf unter 10 USD zu sinken drohte.

Einen so offenen Bruch einer vorherigen schriftlichen Preisabsprache hatten wir noch in keinem Land der Reise erlebt. Kuwait und die Firma Royal-Aviation halten hier den traurigen Rekord unter mehr als 30 bereisten Ländern.

Wir erholten uns schnell, freuten uns, dass wir ohne Turbulenzen und ohne Icing über das Wetter im irakischen Luftraum gelangten, und als der Wind dann noch zunehmend von seitlich auf Rückenwind drehte, sodass wir im Cruise eine Grounspeed von auf dieser Reise kaum einmal gesehenen 240 kts erreichten, waren alle wieder sehr zufrieden mit sich und der Welt.

In der ersten Zeit über dem Irak hörten wir ausschliesslich Flugzeuge aus den Golfstaaten: Ethiad, Emirates, Katari, Iraqi etc. Die Luftraumkontrolle wurde durch Bagdad besorgt; es war also noch immer alles ziemlich exotisch. Der Überflug über den Irak verlief problemlos. Durch den direkten Sprung von Kuwait in die Türkei sparten wir uns einen mühevollen Heimweg über Ägypten. Aber spätestens beim Frequenzwechsel auf Ankara Control wussten wir: wir waren sozusagen vor der eigenen Haustür angekommen.

Im Norden des Irak bildet eine ca. 100 NM lange Grenze zur Türkei ein Luftraum-Nadelör, denn nur hier naha der KABAN-Intersection kann man sowohl frei vom syrischen wie auch vom iranischen Luftraum passieren. Entsprechend alu-haltig war hier auch die Luft.

Wir waren Max dankbar, dass er unsere Exponiertheit beim Flug entlang des syrischen Luftraumes und über den Irak nicht mit irgendwelchen technischen Schwierigkeiten, die in der Eingeweihtensprache als "Cheyenneismen" bezeichnet werden, erschwerte, denn eine Landung im Irak wollten wir im jeden Preis vermeiden. Wie freuten uns also mit fortschreitender Flugdauer über die immer besser werdende Sicht auf die aride Landschaft unter uns und landeten dank 45 kts Rückenwind mit nur wenig Verspätung gegenüber dem Flugplan an unserem Etappenziel Elazig (Fussnote: "cleared visual report when established ILS RWY 25") in der Türkei. In Erwartung des mitteleuropäischen Novemberwetters genossen wir den blauen Himmel und die milden Temperaturen doppelt.

Der Turnaround in Elazig war rekordverdächtig kurz. Nur 50 Minuten brauchten wir vom Shutdown bis zum Startup. Der anschliessende Flug über die osttürkischen Berge, auf denen bereits ein Flaum von Schnee lag, war mit Franz Liszts ungarischer Rhapsodie im Kopfhörer ein fulminantes Vergnügen, aber bereits überschattet vom Wissen, dass auch diese lange Reise irgendwann ein Ende finden müsste.


PC-12-Pilot mit einem PS. Taxis gab es spät in der Nacht offenbar keine mehr, dafür aber Bring-me-Home-Pferde...
Wir hatten aber noch eine Gnadenfrist in Odessa. Dort wurden wir mit metrischen Angaben und Anweisungen begrüsst: "November Mike Alpha, you are 7.2 km out, the wind is 7 meters per second cleared to land RWY 34."

Die Fahrt in die Innenstadt liess nichts gutes erwarten – die Häuser schienen reichlich heruntergekommen und nirgends gab es irgend etwas, was uns hätte faszinieren können. Etwas mutlos folgten wir deshalb einer Empfehlung von zwei Schweizer Piloten, die für einen lokalen Oligarchen eine Falcon 900 flogen und uns rieten, das Nachtessen in einem Biergarten nicht weit von unserem Hotel einzunehmen.

Der erste Eindruck war – gelinde gesagt – gemischt. Die Serviertochter durch eine etwas eigenwillige Halloween-Kosümierung so entstellt, dass wir es mit der Angst bekamen. Das Essen war mehr als ordentlich, und nach dem letzten Bissen wäre es eigentlich Zeit gewesen nach Hause zu gehen. Nur: jetzt begann eine Band zu spielen, und mit jedem zusätzlichen Dezibel wurden die alten Knappen und ihre jung gebliebenen Gattinnen jünger, und der Abend endete damit, dass unsere Piloten auf den Stühlen und auf den Tischen tanzten zu Rhythmen von Pink Floyd, Status Quo und anderen Antiquitäten.

Nicht alle traten den Heimweg zu Fuss an; Ulli und Hans wurden zu Pferd nach zum Hotel gebracht - dabei soll es sich aber nicht um Ambulanzpferde gehandelt haben.


Bewertung: +3.00 [3]  
 
 





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