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24. November 2011 Jan Brill

Behörden: JAR-Buerokratie


Die Kosten der Harmonie – Die alltägliche Schädigung der Berufspiloten und Fluglehrer

Europa steht kurz davor, zum zweiten Mal in zehn Jahren sein komplettes Lizenz- und Zulassungssystem in der Luftfahrt umzustellen. Während die erste Harmonisierung nach JAR offenkundig nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat, soll nun unter der Flagge der EASA erneut Harmonie produziert werden. Pilot und Flugzeug berichtete in den letzten Jahren umfangreich über die Risiken und Probleme, die von den neuen EASA-Regeln ausgehen. Allein die verwaltungstechnische Umstellung des Lizenzsystems verursacht enorme Kosten, nicht nur in der Behörde, sondern vor allem auch bei den Bürgern. Unmittelbar spürbar werden diese Kosten der Harmonisierung für Lizenzinhaber, die mit ihrer Qualifikation Geld verdienen wollen oder müssen. Also für Berufspiloten und Fluglehrer.


Bürokratie in Deutschland um das Jahr 1720.
Wir zeigen in den folgenden zwei Beispielen, dass selbst knapp zehn Jahre nach der Umstellung auf JAR noch lange nicht alle Probleme und Unklarheiten beseitigt sind. Die Kosten solcher Amts-Verwirrung tauchen freilich in keinem „regulatory impact assessment report“ auf.

Wer beruflich in die Fliegerei einsteigen möchte, also mit Fliegen Geld verdienen will, der hat es nicht leicht. Eine teure Ausbildung und ständig zwischen mies und ganz mies wechselnde Einstellungschancen für Piloten mit wenig Flugerfahrung auf Turbine oder Jet. Berufseinsteiger gehen daher – oft mit sehr viel Engagement – eine Vielzahl von Wegen, um zu einem Lebensunterhalt und vor allem zu der dringend benötigten Flugerfahrung zu kommen.

Das Letzte, was ein junger Mensch, der gerade mal 100.000 Euro und mehr in seine Ausbildung investiert hat, in dieser schwierigen Phase gebrauchen kann, ist eine Behörde, die ihm – sei es aus Unwissenheit, Trägheit oder einfach nur im Rechtsirrtum – Steine in den Weg legt. Leider geschieht genau dies aber viel zu oft. Schuld daran ist auch ein Gemisch aus nationalem und JAR-basiertem Vorschriftenwerk, das sich selbst knapp zehn Jahre nach seiner Einführung in vielen Punkten als sensationell unpraktisch und unbeherrschbar erweist.

Wer glaubt, mit der Einführung eines dritten Vorschriften-Sediments gemäß EASA-FCL würde sich dies verbessern, der gehört zu den ganz harten Optimisten.


Fluglehrer ausgebremst

Einer der Wege, als Berufseinsteiger zu Branchen-Kontakten, Flugerfahrung und einem Lebensunterhalt zu kommen, ist die Tätigkeit als Fluglehrer.

Wer diesen Weg gehen möchte, muss zwar nach der Ausbildung zu CPL oder ATPL noch mal rund 10.000 Euro für die Zusatzausbildung zum FI in die Hand nehmen, hat aber neben der Chance, fliegend sein Geld zu verdienen, auch einen möglichen Pluspunkt bei der späteren Jobsuche im Lebenslauf.

Nach JAR-FCL 1.325 sind die Rechte eines frisch gebackenen FI jedoch zunächst eingeschränkt. Vereinfacht ausgedrückt darf er die ersten 100 Stunden nur Grundausbildung zum PPL(A) und Nachtflugausbildung durchführen, und das auch nur unter Aufsicht eines erfahrenen Fluglehrers. Das ist happig. 100 Stunden Basic-Training in einer 152er oder DA20 zu absolvieren dauert ein Weilchen.

„Macht nichts“, dachte sich Andreas S. Er hatte nach seinem frozen ATPL den FI drangehängt und mit der Motorflugschule Egelsbach auch prompt einen Arbeitgeber gefunden, der ihn als sogenannten „FI rp“ (Flight Instructor restricted privileges) einstellen wollte.
Die Motorflugschule Egelsbach führt als Registered Facility eben genau Grund- und Nachtflugausbildung durch, also exakt das, was Andreas S. lehren muss.

Entsprechend groß war die Überraschung, als die über die Schule aufsichtführende Behörde, das Regierungspräsidium Darmstadt, mitteilte, Herr S. könne seine Anwärterzeit gar nicht dort erledigen, denn bei der Motorflugschule handele es sich um eine Registered Facility und nicht um eine FTO (Flight Training Organisation). Im Übrigen sei man in Darmstadt gar nicht zuständig, da sowohl die Lizenz des Bewerbers als auch die des aufsichtführenden Fluglehrers in Braunschweig geführt werde.

Weitere Nachfragen in Darmstadt wurden mit Hörer-Auflegen und Klingelnlassen bedacht. Es folgte ein kafkaeskes Pingpong-Spiel zwischen Braunschweig und Darmstadt, das für Andreas S. kein Ergebnis brachte. Nirgendwo in JAR-FCL 1.325 steht freilich, dass die 100 Stunden Ausbildung nur an einer FTO und nicht an einer genehmigten RF erledigt werden dürfen. Die Behörde hatte diese Einschränkung schlicht und einfach erfunden. Bemerkenswert auch, dass man das im Nachbar-Bundesland Rheinland-Pfalz ganz anders sah. Selbstverständlich konnte Andreas S. nur 19 NM von Egelsbach entfernt dort in einer Registered Facility seine 100 Stunden Ausbildung absolvieren. Willkürlicher können Vorschriften kaum ausgelegt werden.


Der unerreichbare CRI

Kaum weniger bizarr ist der Fall von Christine R. Auch sie hatte bei einer großen Flugschule den FI gemacht, um ihre Chancen beim Berufseinstieg in der Fliegerei zu verbessern. Da FI-Anwärter (FI rp) keine Übungsflüge abnehmen dürfen, stellte sie den Antrag auf Ausstellung einer Klassen-Lehrberechtigung (CRI). Ein sehr sinnvolles Vorgehen, denn auf diese Art wird der FI rp gleich fliegerisch produktiv. Ihre Flugschule, die auch CRI ausbilden darf, bestätigte ihr ausdrücklich, im FI-Kurs alle Inhalte des CRI abgedeckt zu haben. Weiterhin umfasst die Prüfung zum FI selbstverständlich sämtliche Themen des sehr viel niedriger aufgehängten CRI.

Jetzt stellte sich jedoch das LBA quer. Eine Ausstellung des CRI nach Besuch eines FI-Lehrgangs ginge gar nicht. Was denn noch fehle, wollte Christine R. gern wissen. Das Amt war jedoch nicht in der Lage, zu sagen, was denn nun eigentlich noch zu machen sei für den CRI. Mal war es die Prüfung, mal war es die CRI-Theorie. Ein rechtsmittelfähiger Bescheid mit konkreten Gründen, gegen die man hätte vorgehen können, erging auch nicht.

Wieder wurde Monate lang amtliches Pingpong gespielt. Diesmal zwischen Sachbearbeiter und Referatsleiter beim LBA. Viel Zeit verstrich, während der Frau R. gern in ihrem fliegerischen Umfeld als CRI aktiv geworden wäre. Irgendwann schaltete sich der Ausbildungsleiter der Flugschule ein. Weitere Monate vergingen. Insgesamt viermal stellte Frau R. den Antrag mit unterschiedlichen Bestätigungen und Anlagen. Irgendwann, ganz plötzlich, eine E-Mail:

[...] die neu ausgestellte Lizenz mit der von Ihnen beantragten Lehrberechtigung CRI (SPA) müsste Ihnen in diesen Tagen zugehen.

Warum nicht gleich so?

Es gab mal eine Zeit, da konnte man einfach in die LuftPersV schauen und lesen, was man darf und nicht darf mit seiner Lizenz. Dann sollte alles harmonischer werden. Und am 8. April 2012 harmonisieren wir wieder ...



  
 
 




24. November 2011: Von Ernst-Peter Nawothnig an Jan Brill

Mir hat ein langjähriger Mitarbeiter unserer Landesluftfahrtbehörde letztes Jahr mal folgendes zugegeben: 1. Wir blicken bis heute selber nur begrenzt durch. Der Umfang dessen, was man aus täglicher Praxis sicher weiß, ist drastisch geschrumpft, und das leider dauerhaft. 2. Es gibt nach wie vor unterschiedliche und verfestigte Interpretationen der JAR-Vorschriften in benachbarten Bundesländern. 3. Wir schätzen, dass bei maximal pingeliger Kontrolle sich ein Viertel aller Piloten als - unwissentlich - ohne gültige Lizenz unterwegs herausstellen würde. Also irgendeine Berechtigung abgelaufen oder Übungsflüge fehlerhaft oder zu spät durchgeführt oder dokumentiert. Tja, und dieses "System" läuft schon 10 Jahre.

24. November 2011: Von Thore L. an Ernst-Peter Nawothnig
Na dann bin ich ja froh! Ich dachte schon, ich waere der einzige, der hier ohne Lizenz rum fliegt.
24. November 2011: Von joy ride an Thore L.
macht nix - zum ausgleich hab ich 2 (gültig, jar) + unbekannte anzahl mit verlängerbaren berechtigungen
24. November 2011: Von  an joy ride
Man braucht eine Lizenz um fliegen zu dürfen? Ist mir neu...
24. November 2011: Von joy ride an 
nein, fliegen kann man auch ohne - aber um glimpflich durch den ramp check zu kommen ...
24. November 2011: Von  an joy ride
Ich hab 3 Lizenzen und hab seit 25 Jahren noch nie einen Ramp Check erlebt.
Wo treibt ihr euch rum?
Sind ja eh alle 3 ungültig.
24. November 2011: Von Emanuel von Kienlin an Jan Brill
Eine Ode an die Harmonisierung:

Von der EASA komm ich her
ich muss Euch sagen:
Es amtsschimmelt sehr
Allein das Verlängern der Lizenzen
Bringt manchen Piloten an seine Grenzen
Zu viele Papiere auf dieser Erden
Die wollen jeweils verlängert werden
Doch zu einem gemeinsamen Termin
Reißt sich keines davon hin.
Das eine hier, das andere dort
Jedes an einem anderen Ort
Und hat man nach diesem Durcheinander
schließlich die Scheine beieinander,
steht endlich an der Flugmaschine
da kommt ein Mann mit strenger Miene
Und fragt: „Hast Du Dein Flugbuch auch ordentlich geführt,
Wie es dem EASA-Piloten gebührt?
Wo ist die ZÜP, wo ist der Flugplan,
dass ich auch alles nachvollziehen kann?“
Am Ende fragt er dann ärgerlich
mit Blick auf die Karte: „Wo ist denn der Strich?“
„Den hab ich im Garmin“
„So geht’s aber nich!!“
Da steht man nun als armer Tropf
und blickt ihn an: er schüttelt den Kopf.
Was nützen nun alle Lizenzen der Welt
wenn dem Checker der Strich nicht gefällt?


Viele Grüße
EK

24. November 2011: Von Richard Meissner an Ernst-Peter Nawothnig
Vor nicht allzu langer Zeit gab ein " Hohes Tier " einer Landesluftfahrtbehörde anläßlich einer feucht-fröhlichen " Amtshandlung " Folgendes von sich:

" Wir wissen sehr wohl, daß die Hälfte aller Fluglehrer UND die Hälfte aller Scheininhaber wissentlich oder unwissentlich ohne gülte Papiere fliegen; die Dunkelziffer ist hoch..."

Sprachs und griff zum Pilsglas....:-)))

Noch Fragen, Kienzle ???


24. November 2011: Von Olaf Musch an Emanuel von Kienlin
Jetzt brauchen wir unbeding den "+1"/"Gefällt mir"-Button hier! ;-)

You make my day!

Danke, der ist großartig.
Darf ich das ggf. in unserem Forum zitieren (natürlich unter Nennung des Autors)?

Olaf
24. November 2011: Von Emanuel von Kienlin an Olaf Musch

Muchas Gracias! Danke für die Blumen, und ein Hoch auf die EASA ;-)

Klar, zitiere ruhig - absolut keine Einwände

24. November 2011: Von Thore L. an Emanuel von Kienlin
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa - super
24. November 2011: Von  an Olaf Musch

Für alle noch mal zum nach lesen was es mit dem "Gefällt mir Button" auf sich hat.

https://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/5/0,3672,8332261,00.html

24. November 2011: Von Max Sutter an 
Es ist möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis
jährlich mehr als fünf Clicks auf "Gefällt mir"-Buttions von Fliegerforen automatisch zu einer negativen Züp führen. Leute, die denken und sich engagieren, gehören tendenziell einer gefährlichen Spezies an. Zumindest kommt es manchmal so rüber.

25. November 2011: Von  an Max Sutter

vielleicht unter den "gefälltmirknopf" einen I LIKE ZÜP-button um wieder in der züp für gute punkte zu sorgen?????

vielleicht kann JB mal seinem netzmeister die aufgabe zuordnen....

mfg

ingo fuhrmeister

25. November 2011: Von joy ride an 
nicht, wenn's auch minus punkte gibt bei nicht-züp-konformen gedanken ...
25. November 2011: Von Ralf Kahl an 
... ganz so dusselig sind die ja nun auch nicht. Ein "I like ZÜP"-Button würde wahrscheinlich zu noch schlechteren Beurteilung führen!!!
25. November 2011: Von  an Ralf Kahl

man kann euch garnicht glücklich machen!

selbst wenn avgas bei 79 eurocent liegt, keine landegebühr in eddm und kostenloses radarvektoring in jesenwang! was wollt ihr dann?????

ich muß jetzt erstmal zum freitagsgebet - dann sehen wir weiter....

allah hu akbar!

ingo fuhrmeister


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