Denn ab 18.00 Uhr herrscht auf dem Gelände des Hotels Dresscode. "Propper Attire" ist vorgeschrieben, soweit war uns dies bekannt und soweit hatten wir das unseren Crews auch in Briefing und Handout mitgeteilt. Eine ordentliche Tuchhose, ein Hemd, Jackett und vernünftige Schuhe sind für die international sehr erfahrenen Teilnehmer der Leserreise ohnehin die Regel wenn man unter Leute geht. Umso überraschter waren wir, als sich herausstellte, dass "Propper Attire" zumindest am gestrigen Samstagabend wirklich Anzug und Krawatte bedeutete und für die Damen Abendkleid oder Hosenanzug!
Die Überraschung verwandelte sich dann in mildes Entsetzen, als wir feststellten, dass dies seitens des Hotels auch mit Vehemenz und einer dosierten Prise Unverschämtheit durchgesetzt wurde.
Nun hatten wir uns vor der Buchung versichern lassen, dass Crews, die nur wegen des Abends auf der Insel vielleicht keinen Smoking durch die Welt fliegen wollen, vom Hotel ein geeignetes Kostüm gestellt bekommen. In der Praxis am Samstag war davon jedoch keine Rede. Schnöselig und unfreundlich wurde Gästen, die in vollem Anzug (nur eben ohne Krawatte) z.B. in der Weinbar sassen mitgeteilt: "We don't serve you, as long as you're not properly dressed."
Bei der Klamotten-Gestapo besonders hervorgetan hatten sich zwei Manager des Hotels, die jedoch selber nicht den Mut aufbrachten die durchaus zur Widerrede aufgelegten Gäste anzusprechen, sondern stattdessen völlig überforderte Kellner vorschickten.
Der Bestell-Schlips
Unsere Crews trugen es indes mit Fassung und erarbeiteten taktische Lösungen für das Problem. Das Prinzip des Bestell-Schlipses wurde eingeführt. Einer der Teilnehmer in der Runde besorgte sich eine Krawatte zum Anzug, dieser wurde dann auch vorschriftsgemäß bedient und bestellte die Getränke für den Rest der Runde! War der nächste mit Ausgeben dran, wechselte der Bestell-Schlips den Träger ...
Eine peinlich berührte Hotelmanagerin versicherte uns dann am nächsten Morgen, dass man eventuell unzureichend gewandeten Gästen natürlich Krawatte und ggf. Jackett hätte anbieten müssen, was jedoch am Samstag klar nicht der Fall war.
Lessons learned:
1. Mit affigen Kleiderordnungen und sturer Umsetzung im Grand Hotel konfrontiert, nahmen die Crews die Sache mit Humor und beehrten ansonsten andere Restaurants mit Ihrem Business.
2. Das Grand Hotel Mackinac kann man in Zukunft unbesorgt meiden, denn für ein Etablissement, dass schon ein seine Gäste derart hohe Anforderungen stellt, war der Service dann auch nicht gerade berauschend ...
Heute Abend findet für die Teilnehmer noch mal ein kurzes Briefing der An- und Abflugverfahren in Oshkosh statt, denn morgen geht es zum eigentlichen Ziel der Reise, dem größten General Aviation Treffen der Welt, dem Piloten-Mekka im Herzen Wisconsins, dem EAA AirVenture in Oshkosh ...