Login: 
Passwort: 
Neuanmeldung 
Passwort vergessen



Das neue Heft erscheint am 30. März
War früher alles besser?
Frühjahrsflug in die Normandie
EDNY: Slot-Frust und Datenleck
Triebwerksausfall kurz nach dem Start
Der kleine QRH-Bausatz
Unfall: Wer zu oft warnt ...
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Sortieren nach:  Datum - neue zuerst |  Datum - alte zuerst |  Bewertung

17. Februar 2021: Von Udo R. an Tobias Schnell

Vielleicht darf ich an der Stelle mal für mich zusammenfassen, welche Lehren aus dem Unfall gezogen werden können, und freue mich über Ergänzungen.

Erstens, offenbar befand sich der PIC in einem Entscheidungstunnel, in welchem er nur noch Signale empfangen hat, die seine Grundhaltung bestärken. Möglicherweise wollte der PIC unbedingt ankommen, das ist Spekulation. Offenbar hat er allerdings die versuchte Kommunikation seitens des Copiloten und des Lotsen ignoriert und sich darüber hinweggesetzt, dass am Platz die Bedingungen für eine legale Landung nicht gegeben sind. Vermutlich war das enroute-Wetter gut, im Bericht steht ja nur das lokale Wetter "Nebelbank". Der Alternate war CAVOK. Das sind alles Puzzlesteine, die den Entscheidungstunnel festigen können. Vielleicht war es nicht der erste Anflug unter den Minimums und es gab schon eine gefühlte Sicherheit für brenzlige Situationen, denn es hat vielleicht "schon öfter geklappt". Hier muss man sich also hinterfragen lernen, ob man einen solchen Entscheidungstunnel bei sich selbst erkennen würde.

Zweitens, in diesem Zustand ist der Pilot Flying offenbar der Illusion aufgesessen, eine Landebahn zu sehen, die da nicht ist. Sonst gibt es ja keinen Grund dafür, das Gas rauszunehmen. Das Gehirn ist da durchaus teuflisch. Die Erwartungshaltung darf also nicht sein, die Landebahn zu sehen, sondern sich durchstarten zu sehen und das Durchstarten nur abzubrechen, wenn es sicher ist. (das ist eine Annahme; Wenn der Pilot tatsächlich nichts gesehen hätte, wäre das Fortsetzen der Landung einfach nur fahrlässig gewesen und man kann kaum eine Lehre daraus gewinnen)

Drittens, in diesem Moment war sich der PIC auch nicht über den Flugzustand im Klaren. Durch das Wegnehmen der Leistung ist der Auftrieb eingebrochen und das Flugzeug durchgesackt. Wenn man das in der Luft macht, muss entweder die Nase so weit unten sein, dass von selbst ein Gleitflug fortgesetzt wird, oder noch so viel Fahrt übrig sein, dass der Flieger eben nicht durchsackt. Letztlich hat der PIC den Flug vor der sicheren Landung beendet, das geht ja schon bei perfekten Sichtbedingungen immer wieder schief. Das hätte so drastisch sicherlich nicht durchgeführt werden müssen, zumal die Landebahn in Augsburg ja üppig ist für eine C340. Hier hätte man ja z.B. Leistung gesetzt lassen können und mit einer konstanten Sinkrate runtergehen können etcpp.

Im Zeitraum des Durchsackens ist wohl mehrere Sekunden lang die Überziehwarnung ertönt. Hier hätte ja evtl. sogar noch reagiert werden können, um zumindest den Schaden zu begrenzen. Denn in dem Moment hat sich die Illusion aufgelöst. Da war der Pilot wohl handlungsunfähig. Never give up!

Gibt es noch weitere Lehren?

Grüße, Udo

17. Februar 2021: Von Tobias Schnell an Udo R. Bewertung: +4.00 [4]

Ganz ehrlich? Das ist mir in dem Fall doch ein wenig "über-analysiert". Sehr oft sind Flugunfälle das Ergebnis einer komplexen Kette von Entscheidungen unter dynamischen oder ambivalenten äußeren Bedingungen, unter Druck, und zusätzlich oft garniert mit systemischen Ursachen.

Hierzu würde ich zum Beispiel den nebenan diskutieren Unfall in Zell sehen, auch wenn der vermeintlich Parallelen zu diesem Fall aufweist. Der Augsburg-Crash ist da aus meiner Sicht eher eindimensional: Minima bei weitem nicht gegeben, Situation komplett transparent, Alternativen verfügbar, trotzdem versucht zu landen.

Lehre? Just don't do it! Viel mehr gibt's da nicht...

17. Februar 2021: Von Bernhard Sünder an Udo R. Bewertung: +1.00 [1]

Ich habe da mal eine ganz andere, einfache Frage:

Ist der Pilot überhaupt schon mal (wegen Wetter) durchgestartet oder ist er schon mal zu einem Alternate ausgewichen?

... oder hat er sich gedacht, das machen wir wie immer, es ist bisher auch immer irgendwie gut gegangen.

Da ich kein (Möchte gern -) Psychiater bin, habe ich hierfür leider so tolle Worte wie "Tunnel", "Multidimensionalität", etc. nicht auf Lager.

21. Februar 2021: Von Guido Warnecke an Bernhard Sünder

Ein sehr wichtiger Punkt!
Neben der "handwerklichen" Seite eines IFR Anfluges muss auch die Grundhaltung des Piloten stimmen. Wenn er/sie mental darauf getrimmt ist "zu landen"... nicht gut.


4 Beiträge Seite 1 von 1

 

Home
Impressum
© 2004-2024 Airwork Press GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Airwork Press GmbH. Die Nutzung des Pilot und Flugzeug Internet-Forums unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen (hier). Es gelten unsere Datenschutzerklärung unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (hier). Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA) Hub Version 14.22.03
Zur mobilen Ansicht wechseln
Seitenanfang