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16. Dezember 2018: Von Chris B. K. an Johannes König

Durch das Ziehen des Fallschirms „bestätigt“ der Pilot hingegen unwiderruflich, dass er die Kontrolle über die Situation verloren hat. Er dokumentiert quasi sein eigenes Scheitern. Gleichzeitig hängt man am gezogenen Schirm ohne jegliche Kontrollmöglichkeit, man ist der (Extrem-)Situation also völlig ausgeliefert. Dies stelle ich mir als ein sehr unangenehmes Gefühl vor (sowohl den Part des Ziehens als auch den Teil danach).

Da bin ich psychologisch wohl anders gestrickt. Ich habe weder Angst vorm Fliegen noch Angst vor dem Tod. Wovor ich aber Angst habe ist die Situation: "zu wissen, daß ich in 1-2 Minuten beim Aufschlag tot sein werde und nichts mehr machen kann, um dies abzuwenden." Das ist für mich das absolut unangenehe Gefühl.

Interpretiere ich da gerade zu viel rein oder könnte es sein, das damit eine gewisse Hemmung vorliegt, den Schirm zu ziehen?

Die Einzige Hemmung, die ich sehe, ist die Gewißheit: Wenn ich jetzt den Schirm ziehe, ist der Flieger garantiert schrott. Kein Pilot gibt schnell das Flugzeug auf. Denk einfach mal an die Kampfpiloten. Die schießen sich auch oft zu spät raus, weil sie noch versuchen die Situation zu retten.

Ich selbst habe ca. 25h auf Flugzeug mit Schirm, aber alles UL. Da fällt emergency landing in IMC als Szenario aus. Für mich ist bisher klar, ich ziehe den Schirm nur bei non-recoverable loss of control.

Warum fällt für dich das Szenario IMC aus? Bin zwar auch UL-Pilot, aber bei VFR in IMC würde ich den Schirm schon als Ausweg sehen. Da fällt gar nichts aus. Und ja, so wurde es mir zumindest immer eingetrichtert. Wenn es ins IMC geht, kann bei einem UL der Schirm der Ausweg sein. Und nein, ich traue mir nicht zu zu sagen, daß ich ein so guter Pilot bin, daß mir "VFR in IMC" nie nie nie passieren kann.

Außerdem habe ich in anderen Situationen schon festgestellt, daß ich mich da keineswege in mein Schicksal "In 146 Sekunden bist eh tot," ergeben kann, auch wenn mir alle erzählen, daß ich da vorher ja schon einen Fehler gemacht haben muß und deswegen dann einfach verzockt habe. Ich kämpfe bis zum Ende.

Ansonsten habe ich mir bei unserem UL schon Gedanken zur Rettung gemacht. Ich würde z.B. nie versuchen mit dem UL eine Notwasserung zu machen. Da habe ich zuviel Bammel, daß ich dann beim Aufsetzen einen Überschlag hinlege und anschließend die Haube des Tiefdeckers gegen den Wasserdruck nicht mehr geöffnet bekomme. Also sollte mir über Wasser der Motor die Biege machen und ich kein Land mehr erreichen können: "Rettung abfeuern & Haube auf, Eprib an die Schlaufe der Schwimmweste hängen und kurz vorm Aufsetzen Hand ans Gurtschloß, um den Gurt beim Einschlag schnell auf zu bekommen."

16. Dezember 2018: Von Johannes König an Chris B. K.

Ich glaube da haben wir - obwohl wir beide von UL reden - völlig unterschiedliche Use-Cases. Zur Info: "Mein" UL ist unsere Vereins-C42 mit 80 PS und Minimalst-Instrumentierung. VReise ca. 140 km/h. Ich nutze das nur bei CAVOK-mal-zum-Kaffeetrinken-fliegen. Für andere Tage/Strecken gibts MoSe und Piper.

Daher meinte ich auch "emergency landing in IMC" fällt aus. Ich würde damit nie über eine geschlossene Wolkendecke fliegen (darf ich gar nicht wg. Instrumentierung). Und im Umkreis 100 nm um EDNX herum gibts aus 5000 ft quasi immer ein Landefeld, zumindest fliege ich so, dass es immer eins gibt. Klassisches "VFR in IMC" kann natürlich immer passieren, halte ich aber - so wie ich die Maschine nutze - für sehr sehr unwahrscheinlich.

Meine Ausführungen zum Thema "Schirm ziehen oder nicht" bezogen sich aber darauf, dass der Pilot grundsätzlich der Überzeugung ist, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine glückliche Notlandung hinzubekommen. Dann ist der Gedankengang der gleiche wie beim Schwarzfahren: Hohe Wahrscheinlichkeit für Null Kosten, geringe Wahrscheinlichkeit für sehr hohe Kosten (Landung versuchen / Schwarzfahren) vs. Mit Sicherheit mittlere Kosten (Schirm ziehen / Ticket Kaufen)


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