Lieber Alexander,
zunächst einmal danke ich Dir sehr herzlich für die Komplimente ! So viel Lob bekomme ich sonst nicht zu hören. Die bis jetzt 15 Grünen interpretiere ich so, daß auch der Rest des Forums sich an die Komplimente anschließt. Dafür danke ich allen, die auf dem Wege der Grünpunktvergabe abgestimmt haben.
Ich habe noch nie "Überbrachtes" einfach so akzeptiert, weil es "schon immer" so gemacht wurde. Das hat mir zwar sehr häufig viel Gegenwind eingebracht, in der Schule, dann besonders bei der Bundeswehr, aber später im Studium und Beruf und insgesamt rückblickend hat es mir im Leben geholfen. Ich würde das einfach als eine Mischung aus Neugier, Rebellion, und ein bisschen Perfektionismus bezeichnen; wie kann man es noch besser machen.
In fast allen Berufen und Tätigkeitsfeldern, die man im Leben aufnimmt, geht es nach einer irgendwie gearteten Erstausbildung mit dem Lernen weiter. Das gilt für frische Absolventen von Berufsausbildungen und Studiengängen genauso wie für Autofahrer, Kapitäne, Hobbygärtner, Skatspieler, und natürlich auch Piloten.
Interessanterweise ist es aber auch so, daß "Neulinge" oft überkommene Vorstellungen hinterfragen, den Finger in die Wunde legen und überlegen, ist das so und warum ? Geht das nicht besser ? Ist das alles richtig ? Sonst hätten wir wenig oder keinen Fortschritt, das ist sicher.
Andererseits sollte man natürlich, um kompetent hinterfragen zu können, einen gewissen Kenntnisstand aufgebaut haben. Das Gleichgewicht aus Neugier und Verbesserungswillen einerseits und Erfahrung und Wissen andererseits muss jeder für sich selber finden.
Und das ist der Punkt, wo überall, wo Menschen zusammenkommen, sei es hier im Forum, oder in einer Uni, oder im Beruf, einem Unternehmen, die gleiche Reibung entsteht: Die Reibung zwischen den unterschiedlichen, persönlichen Gleichgewichten aus Erfahrung und Neugier. Das macht es ja so spannend, finde ich.
Ich habe hier in dem Forum viel gelernt, und lerne immer wieder, und ab und zu erfinde ich die Fliegerei zwar nicht neu, aber ich bekomme auf meine Posts immerhin nicht mehr laute rote Punkte.
Um noch mal (nur ganz kurz, ehrlich !) auf das Thema zu kommen: meine Überlegung war, daß ein Pilot, der sich vorher Gedanken macht über die Abhängigkeiten von Gewicht und Geschwindigkeit, und eine mögliche Notlandung mental vorher auch mit diesen Facetten durchspielt, mental besser vorbereitet ist und evtl. weniger in Panik gerät, weil er ruhig überlegt was zu tun ist. Und daß ein Gleitflug, der von vornherein schon mit geringerer Geschwindigkeit geflogen wird, im Zweifel dann "weiter unten" weniger Energie oder überschüssige Geschwindigkeit abbauen muss. Natürlich muss man das alles üben, und alles was hier sonst noch steht, in den Wind, frühzeitig Landefeld aussuchen und dabei bleiben, etc., all das wird ja dadurch nicht falsch. Letztlich haben nur wenige eine solche Notsituation erlebt und hoffen wir alle, daß es dazu nicht kommt.
Mein Eindruck bis jetzt ist, daß der wesentliche Faktor für das Überleben die Aufsetzgeschwindigkeit ist, und die Frage, ob das Flugzeug Schultergurte besitzt. 5, 8 oder 10 Knoten schneller als nötig bedeutet einen großen Energieunterschied zwischen Verletzung und Tod bedeuten. Vielleicht kann Malte das mal anschaulich rechnerisch darlegen, welche Kräfte auf den menschlichen Körper einwirken, wenn man mit 50, 55, 60 oder 65 Knoten abrupt zum Stehen gebracht wird (z.B. durch Überschlag).