Vielleicht könnten wir die ganze Diskussion mal etwas systematisieren und zB KPIs für gute Energiepolitik festlegen. Bottom line. Solch Middle Management Ansatz dürfte doch vielen hier naheliegen.
Man könnte zum Beispiel ansehen:
Einhalten des 1,5 Grad Ziels
Energiepreise
Wirtschaftswachstum
Das wären jetzt meine persönlichen Kriterien.
Jeder kann andere benennen.
An meinen Standards ist der deutsche Staat jedenfalls vollständig gescheitert.
Finde ich intellektuell reizvoll, aber enorm schwierig aufgrund der Dauer des Vorhabens und des durchaus vorhandenen Einflusses des technischen Fortschritts beim "konstanten Finetuning". Die 1,5°C Grenze ist beispielsweise global, und wir sind nur zuständig für unseren Teil. Da fällt es mir leichter, den Vorwurf unser Risikoexposition durch Merkel et al konkret zu fassen: Hätte sie 2008 den Einbau von fossilen Heizungen in Neubauten (und nur dort!) sowie den Kauf von sagen wir vier Regasifizierungsschiffen durch den Etat der Bundeswehr beschlossen, sowie Biogas à la Dänemark fast nur für Reststoffe, in wirtschaftlich sinnvollerer Größe umgesetzt, hätte ich anerkennend mit der Zunge geschnalzt. Das hätte fürs Große und Ganze dem Ziel nur leichte Anstupser gegeben, aber für einen Verkehrswende wäre sie da zu konservativ und mutlos gewesen. Aber: Die Saat wäre gesät, so dass jeder Heizungsbauer weiß, da kommen nur noch Ersatzgeräte in Bestandsgebäude, die Berufsschulen müssen die Lehrpläne umstellen, und die große Ernte wird erst konstant nach Jahrzehnten eingefahren.
Also wäre, vereinfacht gesagt, das Endziel festlegen, auch wenn es in 2050 liegt. Die Zwischenschritte ankündigen, auch sagen, dass das zuwenig ist, aber man sonst im Wettbewerb mit anderen Volkswirtschaften zu große Nachteile erleidet. Dann die Wärmewende zu recht auf die kommunale Ebene verweisen, mit Berichtspflichten jährlich durch Landrat und Oberbürgermeisterin, was schlussendlich nix anderes als Rio 1992 (!) ist: Global denken, lokal handeln.
Energiepreise sind volatil, daher suboptimal als KPI, Autarkie von 50 statt 80% wünschenswerter und realistischer. Insofern werden wir durch die Volatilität viel weniger beeinflusst, wenn wir vor Ort und dezentral nachhaltig unsere Bedürfnisse stillen. Zudem hilt es bei der Lebensqualität, wird für den Einzelnen sichtbarer: Wir haben teuren Sprit, fahren deswegen kleinere Karren als die Amis, dafür sind diese Autos trotzdem besser UND sparsamer. Und Welterfolge.
Kommunikation: Wir haben nur 2% des Öls aus heimischen Quellen, Teersand- und Ölschieferabbau sind Ökoferkeleien, Öltanker gehen immer wieder unter, Öl ist endlich, Luftverschmutzung löst Krebs aus. Das als Quartalsmantra ohne dass man immer die Konsequenzen zieht, dazu die Bahn wie in der Schweiz ausbauen, schon ist es kein KPI mehr, aber das Volk weiß, warum wer wohin will politisch.
Wirtschaftswachstum: Abgewürgt durch fehlenden Mut 2012/ 13 und 2017. Und dann später die Quittung bekommen (seit 2022, 2022 aber ganz besonders).
Wir sind mE unteres Mittelmaß, was tragisch ist, weil wir mit erkennbar sinnvollen Techniken massiv Exporterfolge hätten feiern können und zudem weniger abhängig von Fossilen wären. Batterien, PV, Windkraft, Biogas - alles absehbar sinnvoll und permanent Knüppel vor die Füße geworfen. Von E-Mobilität unserer Autobauer mal ganz zu schweigen. Bei VW gehen jetzt 35.000 Jobs weg, das hat Merkel 2012 mit der FDP und Altmaier in der Solarbranche locker gedoppelt.