Ne, du bist kein Laie, als Physiker :-).
* Ich sehe nicht, wie eine Wärmepumpe CO2 einsparen soll. Wenn sie Netzstrom im heutigen Erzeugungsmix mit Kohlestrom verwendet, dann tut sie es schon mal definitiv nicht, das kann man leicht ausrechnen.
JAZ 3 - 5 ist der Schlüssel; bei Neubauten sowieso, Altbauten Einzelfallbetrachtung. 50-80% der Altbauten sind ohne Dämmung umrüstbar, sind die Zahlen aus den (leider wenigen) wissenschaftlichen Studien. Dann ist es natürlich eine Frage der Periodizität: Die Dinger halten ja deutlich längern als 7 Jahre. Mit dem Kraftwerksmix geht das beim derzeitigen Ausbau auch konstant runter. Sowohl CO2 als auch Kosten, je nach Stromquelle. Sagen wir es mal ganz platt so - wäre es eine Hybrid-WP, müsstest du nur noch bei Extremlagen, wo der Heizstab natürlich viel schlechtere Werte als das Verbrennen von Erdgas hat, Erdgas direkt verbrennen. Das ist einfach ein anderer Energiemix als vor 15 Jahren.
* Wenn sie lokal erzeugten Solarstrom verwendet, kann man es vielleicht argumentieren - wobei ich ja gern mal wüsste, wieviel solare kW peak man installiert haben muss, um im _Winter_ (bei geringer Sonneneinstrahlung und geringer WP-Wirkzahl einer typischen Luft-!-Wärmepumpe) unterm Strich signifikant CO2 einzusparen.
Da kannst du dir wunderbare Graphen angucken, aber natürlich bringt PV, die auf das ganze Jahr ausgelegt ist, von November bis Februar fast nüscht. Bezeichnend aber, dass die Schweizer PV oberhalb der Nebelsuppe in die Alpen reinbauen, weil beim flachen Einfallswinkel die Tageslastkurve erstaunlich ertragreich ist. Wetter kalt, Atmosphäre rein, Neigungswinkel der Staumauer etc. Das nur für die Physik. Der Regelfall ist dann natürlich der Windstrom. Puffern als Sektorkopplung geht dann natürlich auch viel besser. Selbst privat, aber bei Großanlagen natürlich nochmal viel mehr.
Das nervt mich ja auch bei der Ampel, dass die Strom nicht per se von Abgaben befreien (allen!) und das CO2- Bürgergeld nicht gebacken bekommen. Die Anreize müssen passen. Wenn Strom im Winter nachts verschenkt wird, schlagen wir viele Fliegen mit einer Klappe.
* Hinzu kommt, dass das GEG ja nicht die Photovoltaik+Wärmepumpe vorschreibt, sondern lediglich die Gasheizung verbietet. Also wenn, dann wird das CO2 durch die _Photovoltaik_ (nicht die WP) eingespart, und die PV könnte natürlich genausogut ins Netz einspeisen und damit noch mehr CO2 einsparen, wenn die Heizung parallel weiter mit Gas liefe.
Ne, s. Energiemix gerade im Winter: Außerhalb einer Dunkelflaute ballern die Tiefdruckgebiete der üblichen subpolaren Tiefdruckrinne durch Nordeuropa. Gerade da erreichen wir ja selbst heute schon rechnerisch öfters mal Vollabdeckung. Und das wird ja nur nach und nach ausgerollt. Das sind so diese tief hängenden Früchte, die in den letzten 15 Jahren nicht abgeräumt wurden - Stromtarife, Verbot fossiler Heizungen in Neubauten (so bekommt das Handwerk wie auch die Heizungshersteller das Aufgleisen und Ausschleichen hin), Ausschüttung CO2-Umlagen. Ist ja gut, dass es nicht vorgeschrieben wird, der eine hat vielleicht lokal eine Windgenossenschaft in NF, der andere eine alte Mühle mit einem Wasserrad, nicht jeder muss zu PV, BEV und Batteriespeicher gezwungen werden.
* Hinzu kommt, dass der Zwang hin zur WP ohne Berücksichtigung des Heizungssystems im Haus (niedrige oder hohe Vorlauftemperatur erforderlich?) gerade bei Altbauten (hohe Vorlauftemperatur) nochmal problematischer ist.
Das ist halt das Komplexe, einerseits, dass Fernwärme schon viel länger hätte ausgebaut werden müssen. Andererseits, dass die Lösungen immer individuell sind, zwangsläufig. Heizungsbauer sehen halt oft sehr große, alte, geeignete Heizungskörper, dann kann man es ohne Sanierung machen. Oder peu à peu vorgehen. Wie gesagt, die Studien ergeben, dass es sich bei 50 - 80% auch ohne Sanierung lohnt. Die Summen, die jetzt reingeballert werden, sind natürlich traurige Subventionen, die jetzt "nötig werden", weil man es nicht früher und konstant aufgegleist hat. Die WP ist einfach physikalisch meist das Sinnvollste, wenn nicht jemand eigenes Restholz oder ein Passivhaus hat :-).
* Und dass die Hauruckmethode Menschen sehr viel abverlangt. Auch der Industrie! - ich weiß zwar nichts über die Hintergründe, aber der Viessmann-Verkauf kam doch sehr überraschend, und man hat den Eindruck, die haben sich eben nicht zugetraut, schnell genug auf die geänderten Rahmenbedingungen zu reagieren.
Wie gesagt, ich hätte da schlicht die üblichen Vorbilder Dänemark und Niederlande gewählt, scheibchenweise, und wir haben ja genug erfolgreiche Energiedörfer, -genossenschaften, Leute mit Weitsicht, die es schlicht im Dorf oder am Stadtrand selbst gemacht haben. Bundespolitisch einfach nur dumm, politisch sehr unklug. Denn das Entscheidende in den meisten Themen der Wärmewende ist kommunal. Die Industrie hätte die Zeichen auch schon vor 10 Jahren gut gebrauchen können. Bei Viessmann gab's sehr gute Artikel von WiWo oder Handelsblatt oder so. Das klang nicht gerade nach Kassemachen, bevor die Konkurrenz alles platt macht. Aber auch da - den Markt hätte ich gerne seit 10 - 15 Jahren im Wandel gesehen, um Maschinenbau, Mittelstand und Export im eigenen Land gestärkt zu sehen.