Es begann vor 45 Jahren. Wir, meine Mutter und ich, holten jemanden in München Riem ab. Meine sonst sehr ängstliche Mama schaute in den Himmel der Aussichtsplattform: " Welcher Mut gehört wohl dazu so einen Brocken in der Luft zu halten?" Mir ging Mutters völlig atypische Regung nie mehr ganz aus dem Sinn. Jahre später, Ende der Achtziger, machte ich oft Radelpause auf dem Flugplatz Neubiberg, saß auf der Terasse. Was saßen da für zutiefst reaktionäre neureiche Spießer rum und schwadronierten: " Jockel, wos moanst? Calvi oder Bozen?" -"Calvi ist mir heute zu weit, bin noch ein bisserl verkatert, aber Bozen passt." usw. usf... Es könnten Szenen um Baby Schimmerlos´ Kir Royal sein, wem das noch was sagt..
Doch eines Tages setzte sich jemand an meinen Tisch. Alte bayrische Joppe, Tabakspfeife und irgend eine Pilotenzeitung, bestimmt über 60 Jahre alt. Wir kamen ins Gespräch. Er war völlig anders, konnte unpretentiös begeistern ohne aufzuschwatzen. " Kimm mit! Host Zeit? An Fuffzger und wir fliang übern Walchensee Kochelsee rüber zur Zugspitz und wieder haom." Es war eine orange-weiße PA28 und ich hin und weg. " 8.000,-DM wirst schon ausgeben müssen für PPL A plus Vereinsbeiträge" grinste er im Debriefing. Es dauerte noch zwei Jahre bis ich das Geld zusammen und die frischangetraute Gattin überzeugt hatte. Im Januar 1988 leistete ich meinen ersten Schulflug in der PA38 D-EEQI mit dem knorrigen und wortkargen damals siebzigjährigen Ernst Zeller als - im Nachhinein gesehen - ausgezeichneten Fluglehrer. Sein berühmter Satz: "80 kn und eine Handbreit überm Cockpitrand vor der Schwelle im Endteil angepeilt ist für jedes E-Klasse nie falsch. Alles andere lernst später."
Mein Arbeitgeber lockte mich zwei Jahre später, den PPLA im Sack, nach Düsseldorf und ich hatte kein Geld für Charter. Grenzenlos naiv fragte ich beim Aeroclub Essen Mülheim ob ich Segelflugzeuge schleppen könnte. Mit spöttischem Grinsen erfuhr ich: " Kannst Du, wenn Du es kannst.. Bist Du auch Segelflieger?" Damit begann erst meine RICHTIGE Fliegerei. Segelflug ist und bleibt immer die Krönung des Sujet, auch nach über 2000 Stunden unter Motor.. Jeder - wirklich jeder - Motorflieger sollte, nein müsste, in der Ausbildung auch mindestens 5 Segelflugstunden absolvieren. Erst dann verstehst Du die drei Achsen wirklich, das Spiel zwischen kinetischer und potentieller Energie...Aber das ist ein anderes Thema.
Nach 30 Jahren Lizenz, 20 Jahren Eignerschaft zweier Flugzeuge kann ich zurückblicken: Die Glücksmomente in der Erinnerung sind das Paradies aus dem mich niemand mehr vertreibt. Doch ist es nicht ganz so einfach den Frust aus FLugzeugbesitz mit der Freude zu saldieren. Liebe Freunde, wenn Ihr kalkulieren müsst, also begrenztes Hobbybudget habt, lasst die Finger von einem eigenen Flugzeug. Es sei denn Ihr seid leidensfähig, denn die permanente Verfügbarkeit als leckerstes Asset ist die Opiumpfeife des Piloten. Merkwürdigerweise haben die Pilotenkollegen ohne jede Kalkulationspflicht gefühlt nicht DIE große Freude an ihren Flugzeugen. Was - in Relation - nix kostet ist auch hier nix wert?