Wissenschaft kann schon theoretisch keine Grenzwerte begründen.
Wieso nicht? Du schreibst doch selbst, dass man wissenschaftlich eine Beziehung zwischen Dosis und Wirkung herleiten kann. Und wenn diese vorliegt, ist der Schritt zum Grenzwert doch nur noch eine Formalie (die aber, da stimme ich zu, einen politischen Beschluss erfordert). Aber so ist es bspw. bei NOx ja nicht geschehen.
Was stattdessen stattfindet, am Beispiel "Elektrosmog": Noch vor 20 Jahren ein Thema der Quacksalber und Wünschelrutengänger, haben wir heute (als Ergebnis einer unwissenschaftlichen Panikmache und Technikfeindlichkeit) politisch festgelegte Grenzwerte für "Strahlung" aller Art, u.a. der "Handystrahlung". Wer den Unterschied zwischen ionisierender (also >=UV) und nicht-ionisierender (also <=sichtbares Licht) "Strahlung" begriffen hat - zB äußerer Fotoeffekt, Einstein 1905 - der lässt sich nicht so leicht veralbern. Wie sollen Mikrowellen geringer Intensität, die folglich nicht in der Lage sind, chemische Bindungen zu knacken und so bspw. Erbgut zu verändern, derart schädlich sein, dass das "Grenzwerte" rechtfertigt?
Heute bekomme ich von meinem Handy sogar jedesmal einen Warnhinweis, wenn ich einfach den Bildschirm heller stelle. Was für ein Quark. Wir reden ja nicht von Intensitäten, so als ob man in die Sonne schauen würde.
Anderes Beispiel. Eine befreundete Pharmazeutin hat mir mal mitgeteilt, bei pflanzlichen Arzneimitteln gebe es mittlerweile Grenzwerte bspw. für Pflanzenschutzmittel, die schlichtweg an den Messbarkeitsgrenzen orientiert sind. Nun kann man in Zeiten von Massenspektrometrie sogar einzelne Moleküle nachweisen. Und so entsteht die Absurdität, dass eine Ernte eines pflanzlichen Arzneimittels komplett weggeworfen wird, wenn nur eine falsche Pflanze darunter war.
Was dann akzeptabel ist, ist immer eine gesellschaftliche Frage
Gesteuert durch Panikmache? Oder solide wissenschaftliche Information zB durch ein Robert-Koch-Institut oider ähnliche Einrichtungen?
Leider ist die breite Bevölkerung zu ungebildet, um Panikmache von solider Information zu unterscheiden. Auch die simple Weisheit, dass erst die Dosis das Gift macht, ist beim durchschnittlichen Wähler noch nicht angekommen.
Noch was: Grenzwerte hört sich immer gut an. Gängeln wir doch die Industrie, Pharma oder Auto, egal. Was viel vergessen: am Ende zahlt der Verbraucher. Immer.
Und schlussendlich noch zu deinem Mantra "der Klimawandel muss ja nix schlechtes sein, stellen wir uns doch einfach drauf ein". Dazu gehört schon ein gerütteltes Maß an Empathielosigkeit. Vermutlich liegt dein Haus (wie meines) einige hundert Meter überm Meeresspiegel, und eine andere Perspektive kannst (oder willst) du nicht einnehmen. Du gehörst zur dritten Fraktion, es gibt keine vierte.