Puh, aus dem Urlaub zurück, und das ist ja nun ein extrem lebendiger Thread. Ich finde aber den Punkt in keinem Posting 100%ig getroffen:
Es gibt da schon m.E. einen fundamentalen Unterschied zwischen 50%-99% der Motorradfahrer und mind. 90% der Piloten: Wer einmal als reiner Motorpilot einen Windenstart im Segelflugzeug erleben durfte: Fehlt dem ein ohrenbetäubendes Kreischen eines auf 7.000 rpm gequälten Motors? Oder wünscht er sich nicht die gleiche geniale Beschleunigung und das Steigen im 45 Grad Winkel (?) in seinem Flugzeug, während gleichzeitig nur der Wind den Lärm verursacht, der trotzdem keinen Kopfhörer erfordert?
Gibt es irgendeinen Piloten, der Tuning-Sets kauft, die mehr Lärm versprechen? Ich glaube, mit gewisser Allgemeingültigkeit behaupten zu können: Wenn wir Piloten unsere Flugzeuge zu günstigen Kosten leiser statt lauter machen könnten, täten wir das. Auf keinen Fall aber geben wir Geld aus, um primär das Flugzeug lauter zu machen.
Das ist ein sehr fundamentaler Unterschied zur Motorradszene, und da geht es auch um Grundsätze des Sozialverhaltens. Nämlich die Verpflichtung im Bestreben, die eigenen Interessen möglichst so zu verfolgen, dass der Andere möglichst wenig tangiert wird.
Dieses Verständnis fehlt mir bei Motorradfahrern ganz überwiegend, während m.E. wir Piloten dieses Verständnis ganz überwiegend haben.
Ich halte auch den Vorwurf an Hubert, "Körperverletzung" einfach so in die Debatte zu werfen, für falsch: Lärm oberhalb von 85 dB gilt als gesundheitsschädlich. Und dieser Pegel wird durchaus überschritten, und zwar weniger von Piloten als von Motorradfahrern. M.E. sollte es einfach in Ortschaften Schallpegel geben, die durch den Einzelnen, ob LKW-Fahrer, Porschefahrer, Motorradfahrer oder Pilot, nicht überschritten werden dürfen - quasi "Lärmblitzen". Ob der Schallpegel nun am "Sportauspuff" / "Klappenauspuff", der Fahrweise oder der Bauart liegt: Egal. In Synthese der "Lügendiesel"-Debatte wie auch des großen Kanzler-Wortes "Es kommt darauf an, was hinten rauskommt" sollte es darum gehen, was effektiv am Ende für eine Belastung entsteht. Und diese sollte begrenzt sein.
Meine persönliche Aversion ggü. Motorradfahrern - wohl ähnlich wie Hubert - ist so ausgeprägt, dass ich Unterfahrschutz an den Leitplanken ablehne: Es geht ihnen um den Kitzel der Gefahr, wenn sie das Maximum in der Kurve rausholen wollen. Warum soll die Gesellschaft die Fürsorge entfalten müssen, dass das Scheitern am selbstgewählten Kitzel nicht den Tod bedeuten darf?