Login: 
Passwort: 
Neuanmeldung 
Passwort vergessen



Das neue Heft erscheint am 1. Mai
Fliegen ohne Flugleiter – wir warten auf ...
Eindrücke von der AERO 2024
Notlandung: Diesmal in echt!
Kontamination von Kraftstoffsystemen
Kölner Handling-Agenten scheitern mit Klage
Unfall: Verunglücktes Änderungsmanagement
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Sortieren nach:  Datum - neue zuerst |  Datum - alte zuerst |  Bewertung

14. Dezember 2014: Von Malte Höltken an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu Bewertung: +7.00 [7]
"JA ICH BIN AUCH FÜR DATENSCHUTZ"

Eventuell wird die Kritik klarer, wenn man weniger den Datenschutz, als mehr die Informationelle Selbstbestimmung betrachtet. Wenn jeder die Wahlfreiheit hat, ob und welche Daten er von sich veröffentlichen möchte, bleibt die Freiheit und Kontrolle bei demjenigen, dem die Daten zuzuordnen sind.

Facebook ist da ein sehr schönes Beispiel. Ich bin mir sehr bewusst, daß ich als Werbeempfänger ein Teil des Produktes von Facebook ausmache. Dennoch bekommt die Firma nur die Informationen zur Auswertung, die ich bereit bin zu teilen, sei es in Form von Fotos, Likes, Shares oder Kommentaren oder auch den Zeiten, in denen ich eingeloggt bin. Die Entscheidung über mein Verhalten liegt allerdings bei mir. (Daher kann ich jeden Verstehen, der Facebook fernbleibt, aus welchen Gründen auch immer.)

Nur die Sache ist doch die, daß mir, um die Freiheit der Entscheidung zu haben, erstmal die Möglichkeit der Entscheidung als notwendige Bedingung zugestanden werden muß. Und das bedeutet, daß ich Einfluß auf die von mir preisgegebenen Daten habe.

Zurück zu FlightRadar und Consorten. Wenn ich das System richtig verstanden habe, besteht der Geschäftsplan von FlightRadar darin, die Daten gegen Geld (Werbung & Premium Accounts) anzubieten. Dabei werden Informationen ovn Transpondern und FLARM ausgewertet, und mit Informationen über den Flugzeugtyp und Kennung, sowie ggfs. Destination und Route (sofern bekannt) versehen. Damit basiert der Geschäftsplan auf den Bewegungsdaten der Luftfahrt, zumindest dem Teil der Luftfahrt, der mit Transponder und / oder FLARM ausgestattet ist.

Damit nun der Pilot / Halter die Abgabe seiner Informationen in der Hand hat, braucht es entweder ein Opt-In, in dem sich der Halter aktiv für die Darstellung der Daten entscheidet, oder ein Opt-Out. Ein Opt-Out würde bedeuten, daß zumindest jeder Halter eines Flugzeuges angeschrieben werden müsste, und uüber die Datenerhebung und -veröffentlichung informiert wird. Nur so hat der Halter die Verteilung seiner Information tatsächlich in eigener Hand. Ich kann nur selbstbestimmt Entscheiden, wenn ich auch Kenntnis von der Entscheidungsnotwendigkeit habe.

Im Falle eines Opt-In bestünde immernoch die Möglichkeit, Verkehr anonymisiert darzustellen, also Typ, Kennung, ID zu verbergen und mit einer eigens generierten ID anzuzeigen. Der Halter des Flugzeuges könnte sich dann von Vorteilen für den Halter überzeugen lassen und sein Flugzeug anmelden. Ich denke, daß man gerade für Clubs und Vercharterer, fliegende Familien oder Haltergemeinschaften einige Vorteile herausarbeiten könnte. Auch eine damit verbundene Premiummitgliedschaft wäre denkbar. In jedem Fall wäre der Aufwand für ein Opt-In etwa in der gleichen Größenordnung (oder sogar geringer), als für ein Opt-Out. Mit einem gut ausgebauten Empfängernetzwerk könnte man sogar in bestimmten Anwendungen den kommerziellen Trackern Konkurrenz machen. Das wichtigste dabei ist dann allerdings, daß man dem Halter / Piloten die freie Wahl lässt, ob dei Bewegungsdaten veröffentlicht werden, oder nicht.

Nebenbei bemerkt sehe ich keinen Bedarf, für die Zurückhaltung irgendeiner Information eine Rechtfertigung liefern zu müssen. Ob es allgemeines Unwohlsein, eine Privatfehde, Ängste oder Desinteresse ist, sollte keine Rolle dabei spielen, ob mit Daten selbstbestimmt umgegangen werden kann, oder nicht.

Um noch einmal das Beispiel Facebook zu bemühen: Ein soziales Netzwerk wird aufgebaut und per default wird jeder Bürger mit einem Profil versehen, indem (z.Bsp durch Gesichtserkennung) im Internet krusierende Fotos, Blog- oder Forenbeiträge, oder Fotos aus Radarfallen oder Videoüberwachungen veröffentlicht werden. Unter Vorlage des Personalausweises kann man sich dann von dem Netzwerk abmelden. Das ist ein Opt-Out, so wie FlightRadar es derzeit betreibt.

Was würde jemand wie Malala denken, wenn es das hier liest?

Wahrscheinlich, daß wir alle richtige Kindsköppe sind, die das Glück, vernünftige Bildung genossen zu haben und die Freiheiten, die das Leben in einer aufgeklärten, sekularen Gesellschaft mit sich bringt, nicht angemessen wertschätzen. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie sich nicht freiwillig in den Kopf schießen ließ.

Selbst in Deutschland ist scheinbar der Empfang der ADS-B-Daten legal. Bei Flarm sowieso. Flightradar würde Dir vermutlich entgegnen, dass sie lediglich freie, öffentliche Daten einsammeln und für eine interessierte Öffentlichkeit aufbereiten.

Da bin ich mir nicht so sicher. Die Aussendung der Daten geschieht ja nicht zum Selbstzweck, sondern ist an eine bestimmte Empfängergruppe gerichtet. Im Segelflug.de-Forum votierten etwa ein Drittel der Segelflieger, daß man Flarm ausschalten wolle, wenn OGN (Open Glider Network, etwas ähnliches wie FlightRadar) flächendeckend zum Einsatz kommt. Ein solches Vorgehen kann also durchaus dem Ziel abträglich sein. Insofern müsste man schon mit Blick auf die Flugsicherheit ein Opt-In erwägen. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Nutzung von Transpondern und ADS-B durch einige Nutzer auf ein absolut notwendiges Minimum beschränkt werden, weil das dann die einzige Möglichkeit ist, seine Informationen selber zu verwalten. Und das Verhalten kann ich in gewissem Rahmen sogar nachvollziehen.


1 Beiträge Seite 1 von 1

 

Home
Impressum
© 2004-2024 Airwork Press GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Airwork Press GmbH. Die Nutzung des Pilot und Flugzeug Internet-Forums unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen (hier). Es gelten unsere Datenschutzerklärung unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (hier). Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA) Hub Version 14.22.03
Zur mobilen Ansicht wechseln
Seitenanfang