Hallo Georg,
ja, Deine Gedanken zu NVFR kann ich doch wunderbar nachvollziehen. Vor allem das "report field in sight". Ich hab mir mal die Augen nach Mannheim blutig gesucht. Der Platz sind naemlich ein paar schummrige Funzeln in einem Lichtermeer der Stadt.
Und daraus habe ich schon die erste Lektion gelernt: den Tower (oder Turm) auch mal um "maximum lights" zu bitten. Wenn naemlich Dein Heading stimmt und der den Dimmer aufdreht, dann geht irgendwo die Sonne auf - und die sieht man dann auch.
Ansonsten kann ich folgende Tips fuer den NVFR-Anwaerter/Novizen geben:
- Stirnlampe, moeglichst mit Rotfilter. Es hat bei mir ne Weile gedauert, bis ich mich an die schummrige Cockpitbeleuchtung gewoehnt hatte. Ab dann ist die Stirnlampe nur noch Backup.
- solide Englischkenntnisse helfen ungemein (ein wenig mehr, als nur das LP4 mit Haengen und Wuergen zu bestehen, sollte es schon sein)
- einige Erfahrung im Durchflug belebter Kontrollzonen in der "Groessenordnung" Stuttgart und Co. Wenn man dem Sprech folgen kann, und das muss man ja, wenn man durchfliegt, sollte es auch mit dem Radarlotsen keinen Stress geben.
- als Vorbereitung fuer NVFR hab ich das AZF gemacht (irgendwann werd ich's ja sowieso brauchen). Und schon versteht man die Phrasologie auf "Radar" viel besser
- wenn's geradeaus geht: Autopilot! Die olle P28A hat zwar nur Heading. Aber wenn der Flieger sauber getrimmt ist haelt er die Hoehe. Und sollte dann das Schlimmste passieren, naemlich Einflug oder auch nur das Streifen von Wolken, ist das "Aviate" schon mal gesichert
- Avionik: ich habe prizipiell zwei GPS am Laufen (iPad und ein 150er DampfGarmin) und zusaetzlich VOR/DME. Orientierung ist essentiell. Da findet sich der Ziellandeplatz viel leichter und auch die Platzrunde muss nicht geraten werden. Soviel zu "Navigate"
- ... und dann kann man sich auf das "Communicate" konzentrieren und kommt nicht so leicht in Stress, wenn etwas Aussergewoehnliches passiert.
- in seltenen Faellen muss man den Lotsen auch daran erinnern, dass man VFR unterwegs ist. Falls man nen IFR-Fix bekommt. Die hat zwar mein ANP auf dem iPad recht zuverlaessig abgebildet. Trotzdem bin ich aber eben doch "Visual"Flieger.
Fuer mich gilt also: voller Technikeinsatz bei Nacht. Nachts such ich nicht durch Blick nach Draussen nach Auffanglinien, sondern versuche den Workload moeglichst gering zu halten damit ich mich in ungeplanten Situationen auf das Wesentliche konzentrieren kann.
Und auch die Sache mit der "Verkehrsbeobachtung" kann man IMHO nicht mit einem Flug bei Tage vergleichen. Ich hatte mal in der Naehe von Ramstein Bekannschaft mit zwei Galaxies gemacht. Ich weiss noch das sie Turkey 1 und 2 hiessen und ich mich fragte "Wie jetzt? Truthahn oder Tuerkei?". Das sind ja recht grosse Maschinen wo man meinen sollte, dass sie gaaanz grosse Lichter haben. Aber die haette ich NIE gesehen, haette mich Radar nicht darauf aufmerksam gemacht. Was sie in E ja eigentlich nicht muessen.
Alles in allem macht das Fliegen bei Dunkelheit ne Menge Spass, wenn die notwendigen Vorraussetzungen gegeben sind. Und das sind in erster Linie das akribisch gepruefte Wetter, sichere Englischkenntnisse und 100% einsatzklare Technik. D.h. u.a. alle Lampen checken. Wer denkt tagsueber schon an die Kabinenbeleuchtung ... ?
Was ein nettes Erlebnis war: in 2.500ft und noerdlichem Heading stramm auf das RID VOR zufliegen ;-). Der Lotse hat mich wenigstens fuenf mal gefragt, ob ich das ernst meine, was ich da tue (obwohl es natuerlich in meinem Flugplan stand). Man fliegt da ja Auge in Auge mit dem startenden Verkehr auf der Startbahn West, was nich ganz uncool aussieht. Aber irgendwie hat ihn meinen mehrfache Beteuerung, dass ich Nachtnavigation uebe nicht beruhigt. Ich hab gar kein DME mehr gebraucht - er hat mir die Meilen am Funk runtergezaehlt. 1nm davor hatte ich dann ein Einsehen und bin ins Ruder gestiegen. Da hat man foermlich ein Aufatmen am Funk gehoert ;-) Aber wie oben geschrieben: sowas mache ich nur mit mehrfach redundanter Avionik (und in dem Fall mit einem Fluglehrer, der ein IR hat).
Und jetzt wuensche ich uns gutes Wetter und ein paar schoene und vor allem sichere Nachtfluege
Happy Landings
Thomas