Hallo Istvan,
jetzt bin ich doch über das 10 St wg 2 FIs gestolpert. Was meinst du mit dieser Aussage?
Bevor ich meine Ausbildung begonnen hatte, war ich der Meinung es gäbe eine Methode um sicher ein Flugzeug zu fliegen. In den ersten Stunden habe ich dann versucht hinter die Struktur der Methode zu kommen. Dieses Lernen hat bis zu einer gewissen Grenze geführt. Ich würde das lax gefühlsmässig einmal als 80% Sicherheit beschreiben.
Dann kam die Phase in der man einfach nicht weiterkommt, in der es bestimmte wiederholende Fehler gibt, bei denen man sich irgendwelche komischen Dinge angewöhnt hat, die dazu führen, dass man eben nicht immer safe zur Erde kommen würde.
Nach einer Weile und einigen Stunden, in denen gefühlt kaum Fortschritt war, kam dann der mentale Sprung zum bewusst individuell fliegen. Damit meine ich insbesondere der Sprung von "der FL hat Recht" (FL steuert mich Schüler verbal fern) zu "den Vorschlag vom FL sollte ich berücksichtigen" (ich fliege die Maschine und bekomme Tipps zur Verbesserung meines Fliegens).
Flugstunden mit mehreren verschiedenen FL haben mich dann gelehrt, dass es gar keine feste Methode zum Fliegen gibt, sondern eine Vielzahl verschiedener Verhaltensweisen, die alle individuell zum Erfolg führen. In der Zeit habe ich vom
erfahrenen Airliner (mit beeindruckendem Bauchgefühl)
über frischgebackene Airlinertranspiranten (mit Glidescope und Verfahren rauf und runter) bis zum
alten Heckencowboy
(guck raus und überleg dir was die Kiste gleich machen wird) ein breites Spektrum Flugerfahrung erlebt. Eines habe ich daraus gelernt: es gibt kein falsch oder richtig, es gibt nur funktioniert und funktioniert nicht.
Insgesamt habe ich in der Ausbildung 6 FL im Cockpit gehabt und von jedem ein Stück für mein individuelles Fliegen gelernt. Die erste Strecke bis zum Solo und nachher die Crosscountry Phase waren zwar ca 80% mit jeweils einem Lehrer, aber mindestens genau so wichtig waren die anderen Stunden als Korrektiv. Hätte ich nur einen oder zwei Lehrer gehabt, dann hätte ich mit Pech
vielleicht
nach 100h noch versucht Verfahren mit konstant 500ft/min im Final 1,2nm vor der Schwelle zu üben. Ich bin überzeugt, dass es sinnvoll ist, erst einmal das Sichtfliegen von der Pike zu erlernen und erst später bei Bedarf die ganzen technischen Gimmicks bis zum IFR schrittweise dazu zu nehmen.
Ich hätte die eingangs zitierte Anmerkung eher als "10h wg nur 2 Fls" formuliert.
Vielleicht liegt der größte Unterschied der verschiedenen Meinungen einfach daran, dass die Älteren eher VFR als den Normalzustand sehen mit IFR als nützliche Erweiterung und die Jüngeren eher ein vollcomputerisiertes IFR für das Maß der Dinge halten?