Ob ich jemanden erleuchten kann, weiß ich nicht. Vermutlich tauge ich auch nicht viel für diese Diskussion, ganz einfach weil ich schon viel zu sehr verdorben bin.
Als ich 1968 bei GELAC (interner Codenamen für Lockheed Georgia Co.) Praktikum gemacht habe, kostete im firmeneigenen Flying Club die Stunde C172 8 USD, nass! Das ist derzeit der Preis für 3 Minuten Avgas in diesem Vogel. Zugegeben, das war ein nur im Flugzeugfirmen-eigenen Club erhältlicher Preis, dafür konnte bei den Kollegen auch Kreti und Pleti fliegen. Das war damals nichts Besonderes. Am freien Markt waren die Preise ungefähr das Doppelte. Für mein damaliges Brutto-Monatsgehalt (es gab kaum Abzüge, man kann also großzügigerweise brutto für netto rechnen) hätte ich mir im Lockheed-Fliegerclub 350 Stunden C172 kaufen können. Da ist man inzwischen um mehr als das Zehnfache davon weg, auch z.B. im Flying Club von Airbus Hamburg. Ähnliche Entwicklung haben in den USA nur noch die Immobilienpreise mitgemacht, die Folgen davon sind brutal sichtbar geworden. Die diskutieren jetzt plötzlich über ganz andere Preise als noch ein Jahr zuvor. Hochmut kommt vor dem Fall.
Wenn ein Malaise beklagt werden muss, sei es nun die zu niedrige Geburtenrate pro Frau, sei es der Rückgang in der Allgemeinen Luftfahrt, so muss man immer auch das Geld anschauen. Da haben es, das muss man zugeben, die Autofritzen besser gemacht als die Flugzeugindustrie und deren Kunden, aber letztere auch nur im Segment unter zwei Tonnen. Der Rest boomt, wenn man mal von der Heavy Iron-Fraktion bei der Militäraviatik absieht. Völlig ohne Vorwarnung ist denen der Frieden ausgebrochen, nun fehlt ihnen einfach ein brauchbarer Feind. Gegen eine Seneca taugen die 16 Tonnen röhrender Schub offenbar auch nicht gerade viel, wie wir gesehen haben.
Bevor also die General Aviation mit oder ohne Wehklagen noch weiter schrumpft, muss sie halt dringend über die Bücher, und alle Kosten müssen auf den Prüfstand. Arbeitsplatzsicherung mit der "Leitung" von vier Flugbewegungen am Tag oder immer komplexere und schwerer erfüllbare Vorschriften haben dann vermutlich einfach keinen Platz mehr in der Landschaft, genau so wenig wie Straßen-Quersubvention durch Abgaben auf Avgas, Jetfuel etc. Wenn alle ernsthaft wollen, dann ist der Preis für eine Flugstunde mindestens um ein Drittel wenn nicht sogar um die Hälfte zu senken. Nur - wer es nicht probiert, hat schon verloren. Man kann sich ruhig (zu) hohe Sparziele stecken, am Ende wird es wie immer ein bisschen weniger, als man erhofft hat.
Es kann durchaus sein, dass in der Fliegerpresse in den nächsten paar Jahren Preis- und Kostendiskussionen einen viel stärkeren Raum gewinnen. Denn wenn die General Aviation weiter schrumpft, dann braucht es irgendwann keine Aviation Press mehr, schöne Oldtimerheftchen und RC-Fan-Lektüre reichen dann für die übrige Klientel aus. Insofern kämpfen die Luftfahrt-Fachpresse und die Aero-Club-Belletristik aus dem gleichen Eigeninteresse. Ohne Thielert und ohne Diamond gibt es halt auch keine Inserate mehr von Thielert und Diamond, so einfach ist das.
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Hallo Max,
hab noch nie einen copy+paste-Beitrag geschrieben, nun lese ich innerhalb zehn Minuten zwei Klasse Beiträge, deshalb auch Dir: Toller Beitrag! Hut ab! Das macht dieses Forum aus: Menschen, welche mit der Sprache und den Flugzeugen umgehen können und wissen was sie da tun. Und Menschen die versuchen mit den richtigen Fragen davon zu partizipieren. Achso,... ja ein paar Spinner, Beckmesser und Pseudoexperten gibts auch. Salz in der Suppe.
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Hallo polarius,
danke für das Kompliment, möchte es aber auch zurück geben und an andere weiterleiten, die sich ebenso um ein lebendiges Forum bemühen. Ich werde mich aber im Zaume halten können, deswegen jetzt hochmütig werden. Es geht ja schließlich um die Sache der Fliegerei, nicht um uns als Personen.
Fliegerei : The best fun you can have with all your clothes on!
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