Lutz,
danke für die Zeilen. Der Grad zwischen "wirrem Rumgepoltere" und "Biedermannschem Streichholzzücken" ist schmal, da bin ich bei Dir. Aber es gibt einen Punkt, ab dem muss Appeasement falsch sein.
Wenn ich mir anschaue, wie lange AOPA und andere Unterstützer der GA Zeit hatten, sinnige Regelungen mit zu entwerfen und die Entscheider in unserem Sinne zu beraten, und wie es dann Jahr für Jahr einfach immer nur teurer, schlimmer und sinnfreier wird, dann finde ich Deine Einschätzung, ich würde mit meinem Gepoltere letztlich nichts erreichen, nicht hilfreich. Diesen Kritikpunkt würde ich sehr gerne mit aller Wertschätzung zurück geben.
Im letzten IAOPA Newsletter lese ich, dass jetzt Malibu Piloten nur ein Endorsement brauchen, auch wenn sie mehrere Malibu Typen fliegen. Nun, jetzt bin ich in Anbetracht der aktuellen Probleme der GA in der EU nicht wirklich beeindruckt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die FAA auf jede Art von Type Rating für die Malibu verzichtet.
Für mich, Lutz, geht es hier um alles oder nichts. Wenn die EASA nicht noch einen Ausweg aufzeigt, bin ich ab 2014 aus der EU Luftfahrt draussen. Ich stehe mit dem Rücken zur Wand und habe nichts weiter zu verlieren: das ist nicht der Moment für ausgesuchte Höflichkeiten und nettes Rumgeplappere.
Das EASA IR ist für mich keine Alternative, und ohne IR brauche ich nicht fliegen.
Warum ist das EASA IR keine Alternative? Weil es völlig überzogene Anforderungen an mich stellt. Zeitlich und finanziell. Warum tut es das? Weil es von Leuten gemacht wird, die keine Ahnung von GA haben und "Sicherheit" an erste Stelle setzen. Eine vermeintliche Sicherheit, die schon simplen Vergleichen mit anderen effektiven und günstigen Ausbildungssystemen nicht standhält.
Das aber ist bei diesem Themenkomplex sperrig zu vermitteln. Der Hinweis auf die lange Dauer und das viele Geld hilft bei Unverständigen in der Materie nicht umherlaufenden wohl kaum. Ich denke, wir brauchen was griffigeres, um zu beweisen, dass das alles Unfug ist. Da kommt der Flugleiter wie gerufen, finde ich. Kaum ein Thema, wo man so einfach und anschaulich beweisen kann, dass übertriebene Sicherheit nichts aber auch gar nichts bringt, nur letztlich die GA abwürgt. Und ja, dass es ein Relikt aus düsteren Zeiten ist.
"Flugleiter" der Jahre 1922 - 1933 hatten ganz andere Aufgaben. Erst mit der Neufassung des LuftVG im Dezember 1933 mussten Flugleiter das tun, was sie bis heute tun: Namen aufschreiben, Flugzeugdaten dazu, von wo nach wo. Schwer zu beweisen: trotz intensiver Recherche finde ich keine Ausgabe des LuftVG in der ersten (1922) und in der 1933 überarbeiteten Fassung. Hat da wer Zugang zu?
Der Hinweis, die Nazis hätten ja nun mal auch die Autobahnen gebaut, ist schon deswegen blödsinnig, Lutz, weil Autobahnen in aller Welt ebenfalls aufgebaut wurden. Nur weil ein Nazi irgendwas tut, muss es ja nicht falsch sein. Aber wenn ein Nazi was tut, was falsch ist, praktisch niemand auf der Welt macht es wie der Nazi, und ich mache das weiter, wenn der Nazi weg ist, muss ich schon damit leben, wenn mir das wer vorhält.
Natürlich findet Ralf das heute aus anderen Gründen gut, wie damals die Nazis. Ich sage ja nicht, er tut das, weil er eine bestimmte Bevölkerungsgruppe nicht ausreisen lassen will. Er meint, er würde der GA was Gutes damit tun, für zusätzliche "Sicherheit" und ein bisschen Ordnung aufm Vorfeld sorgen. Ausserdem wird ihm das auf dem Türmchen Spass machen, da ganz wichtig am Mikro zu sitzen und den Piloten ganz wichtige Hinweise zu geben. Die 1-2 Flugstunden, die ihm das nach eigener Aussage monatlich finanziell bringt, wird er wohl auch gerne mitnehmen. Er ist gerne am Platz und redet mit anderen Fliegern. Und weil er ja so wichtig ist, reden die auch mit ihm... das übliche halt.
Dass er das überhaupt kann, liegt aber daran, dass da früher mal richtig böse Leute richtig Böses gemacht haben. Dessen muss er sich bewusst sein.