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Weil man im Flugzeug nicht mal kurz "rechts ran fahren" kann wenn einem akut schlecht wird etc.?
Das Medical kann ja auch nicht verhindern, dass Dir akut schlecht wird (so schlecht, dass Du auch nicht mehr fliegen / landen kannst, wie z.B. bei einer üblen Lebensmittelvergiftung). Was vermutlich eher selten ist.
Da geht es ja eher darum, medizinische Ursachen für eine "sudden incapacitation" auszuschließen, also z.B. Herzinfarkt, Diabetes, Epilepsie, etc.
Wenn Dir davon was auf der Autobahn passiert ist das genau so gefährlich wie im Flugzeug, und Du gefährdest noch einen Haufen andere Leute. Die Wahrscheinlichkeit für Fremdgefährdung ist beim Fliegen z.B. mit ner SEP deutlich geringer.
Wenn ich das Medical nicht mehr schaffe sollte (und will) ich ohnehin nicht mehr fliegen. Es spricht auch wenig dagegen, sich ein Mal pro Jahr untersuchen zu lassen.
Finde auch nicht, dass was dagegen spricht. Es spricht auch nix dagegen, 3x die Woche an der frischen Luft spazieren zu gehen. Trotzdem sollte das vielleicht nicht verpflichtend sein.
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>>> Da geht es ja eher darum, medizinische Ursachen für eine "sudden incapacitation" auszuschließen, also z.B. Herzinfarkt, Diabetes, Epilepsie, etc. Wenn Dir davon was auf der Autobahn passiert ist das genau so gefährlich wie im Flugzeug, und Du gefährdest noch einen Haufen andere Leute. Die Wahrscheinlichkeit für Fremdgefährdung ist beim Fliegen z.B. mit ner SEP deutlich geringer.
Eben, Diabetes und Herzinfarkt können beim Fliegen tödlich sein, das Risiko halte ich beim Autofahren für deutlich geringer, v.a. auch was die Passagiere betrifft.
Wenn ich mit einer Airline unterwegs bin, dann ist es mir deutlich lieber wenn die Piloten Medicals haben. Sogar wenn ich Germanwings 9525 nicht berücksichtige.
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Bei der kommerziellen Personenbeförderung ist das ja auch ne ganz andere Sache und selbstverständlich. Übrigens egal ob in der Luft oder auf der Straße...auch ein Busfahrer muss sich regelmässig medizinisch checken lassen.
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Beim Medical in Deutschland wird auch die Sehkraft wiederholt geprüft, was sehr sinnvoll ist. Beim Führerschein in Deutschland (noch) nicht. In den USA ist es völlig normal, dass man bei der Führerscheinverlängerung einen Sehtest macht. Viele Autofahrer in Deutschland wissen gar nicht, das ihre Sehkraft abgenommen hat, da das schleichend passiert oder es einfach ignoriert wird, ähnliches gilt fürs hören. Daher der EU Vorschlag, bei ab 50(?) wiederholende Tests beim Führerschein zu machen. Ob das dann das medical ersetzt, wage ich allerdings zu bezweifeln. und einmal pro Jahr ab 50 zum Arzt zu gehen finde ich nicht wirklich schlimm. IR/MEP Checks sind auch jährlich. So what. Da gibt es ganz andere Sachen, die nicht nur etwas aufwendig sind, sondern echt einschränken. Ein medical Termin schrägt nicht ein. Ich frage mal meinen Fliegerarzt, wie viel er pro zweit untersucht oder grounded. Damit kann man dann was anfangen....
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>>> Beim Medical in Deutschland wird auch die Sehkraft wiederholt geprüft, was sehr sinnvoll ist Respektvoll anderer Meinung. Ich halte den Medicalzirkus für Privatpiloten (!) nicht für sinnvoll, sondern für übergriffig. Im Gegensatz zum jährlichen Überprüfungsflug, den halte ich für sehr sinnvoll, allerdings würde ich begrüßen, wenn der (auch für IFR) mit einem Instructor und nicht zwingend einem Prüfer stattfinden würde. Eine Regelung analog "Basic Med" würde ich auch begrüßen.
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Im kommerziellen Sinne ist das Medical hingegen wesentlich anfälliger. Es bereitet ja schon des längeren den Behörden (auch und insbesondere der FAA) kopfzerbrechen, wie man den medical Check einbinden kann, ohne direkt existenzielle Ängste auszulösen. Im Zweifel ist alles Gut und Fit. EKG und Co können keine Gedanken lesen. Und so macht die Überprüfung auch nur zur Hälfte richtig Sinn.
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Mein Umfeld besteht natürlich aus sehr vielen Piloten. Einige davon starben an Herzinfarkten oder plötzlichen Herztod. Alle, von meinen Bekannten und Freunden, die so gestorben sind, hatten zum Zeitpunkt ein gültiges Medical. Mehrere sogar klasse 1. Sie starben nach einem problemlosen Flugdienst, zuhause. Einer konnte Sein Segelflugzeug noch heile auf dem Heimatflugplatz landen und blieb dann leblos sitzen. Aus meiner Sicht, ein schöner Tod, aber alles kein Argument für ein Medical, sie hatten alle eins.
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Wir haben also gelernt: EKG sagt nichts über die Gesundheits des Herzens aus.
Bravo.
Möchtest Du nicht mal, wenigstens ausnahmsweise, was kluges posten?
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Ich habe es schon einmal gesagt, ich habe über die Fliegerei mehr vergessen, als Du jemals wissen wirst.
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Ja, das merkt man dauernd! Auch als Kardiologe bist Du ein echtes As :-) Multitalent!
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Nu lass mal die Kirche im Dorf, Holgi hat schlichtweg geschrieben, was er beobachtet hat.
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Aus kardiologischer Sicht wäre es natürlich interessant, ob Boeing-Piloten Betablocker auch als Retardkapseln nehmen können.
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Wir haben also gelernt: EKG sagt nichts über die Gesundheits des Herzens aus.
Ein EKG kann etwas über einige, aber nicht alle Pathologien aussagen. Vielleicht kann sich ja mal einer der (Flieger-)Ärzte hier drüber äußern.
Bei uns gab es vor einigen Jahren leider auch einen traurigen Fall, wo ein Vereinskamerad nachts zu Hause an einem Herzinfarkt ganz plötzlich verstorben ist. Der hatte an dem Tag noch eine Prüfung abgenommen und war nur ganz kurz vorher beim Fliegerarzt, wo auch ein Belastungs-EKG gemacht wurde, ohne Befund.
Er war erst Ende 50...und natürlich einer von den Guten.
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Ein EKG kann etwas über einige, aber nicht alle Pathologien aussagen. Vielleicht kann sich ja mal einer der (Flieger-)Ärzte hier drüber äußern.
Zum EKG und dessen "Sinn" im Rahmen der Tauglichkeitsuntersuchung kann man einiges festhalten:
- Das EKG ist der "Klassiker der Ischämiediagnostik", d.h. in der Detektion einer Sauerstoffmangelversorgung des Herzens. Die Vorteile liegen auf der Hand: Günstig, nicht invasiv, ubiquitär verfügbar, schnell gemacht. Der Nachteil: Es ist natürlich nicht perfekt, da sich nicht alls Ischämieformen im EKG manifestieren. Dem Einsatz in der Klinik geht aber häufig eine konkrete Fragestellung bzw. ein Verdacht voraus, also z.B. Brustschmerzen, unklare Bewusstlosigkeit, Schwindel, etc.
- Der Einsatz von (Ruhe)-EKG im Rahmen eines Medicals ist etwas anderes, da es sich um ein reines Screening handelt. Hierbei geht es um das Entdecken bisher unbekannter Probleme, die den "Patienten" (bzw. Piloten) bisher nicht beeinträchtigt haben, aber durchaus im Flug sicherheitsrelevant werden könnten. Genannt werden muss hier z.B. das unerkannte Vorhofflimmern, dieses kann teilweise ohne nennenswerte Leistungseinschränkung im Alltag unentdeckt bleiben, aber die Bildung von Blutgerinnseln fördern, die dann wiederum z.B. Schlaganfälle verursachen können. Die Prävalenz steigt ab 60 Jahren von unter 1% auf rund 4% (Zoni-Berissio M et al, 2014).
- In Bezug auf die Vorhersagekraft des EKGs: Auch die EKGs von Patienten ohne diagnostizierte Herz- oder Gefässerkrankung können, insbesondere beim Vorliegen von Risikofaktoren (Fettleibigkeit,hohes Cholesterin, etc.) relevante Veränderungen aufweisen, wordurch ggf. weitere Diagnostik oder Gesundheitsprävention angestoßen wird (Krittayaphong et al, 2019). Somit verfolgt das EKG bei Fliegerarzt durchaus auch einen präventiven Ansatz. Das EKG kann aber definitiv kein kardiovaskuläres Ereignis voraussagen (also z.B. den Herzinfarkt oder Schlaganfall). Der Einsatz im Screening wird daher bei einer kardial in der Regel gesunden Population (also z.B. Menschen unter 40) nicht empfohlen. (Da gibt es dann den Aspekt der falsch-positiven Befunde, mit all dem Ärger und Kosten die soetwas für den Betroffenen und das Gesundheitssystem nach sich zieht....aber da will ich jetzt nicht tiefer einsteigen)
- Noch kurz zum Belastungs-EKG: Hier versucht man, die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems "unter Stress" einzuschätzen. Dabei ist in Bezug auf den Herzinfarkt der "negativ prädiktive Wert (NPV)" interessant...anders formuliert - wenn nichts raus kommt, wie entspannt kann man dann sein dass auch nichts ist? Bei der Betrachtung schwerer Blockaden in den Herzkranzgefäßen, die mit sehr hoher Wahrschenlichkeit klinisch relevante Herzinfakrte produzieren, liegt dieser NPV immerhin bei 96%. Betrachtet man alle Einschränkungen der Herzkranzgefäße, also auch die leichten Fälle, sinkt der NPV bereits auf 82%. Auf der anderen Seite weiß man, dass einem pathologischen Befund im Belastungs-EKG auf jeden Fall mit weiterer Diagnostik nachgegangen werden muss (Singh T et al, 2020).
Fazit: Das EKG hat gerade bei der älteren Pilot*innenpopulation sicherlich seine Berechtigung und Stellenwert, ist aber leider keine Kristallkugel. Tragische Fälle des plötzlichen Herztodes trotz kürzlich absolviertem Medical wird es leider trotzdem immer wieder geben.
vg
Christopher
PS: Weitere Quellenangaben erspare ich Euch, sind aber auf Nachfrage verfügbar.
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