Für Unterwegs VMC bleiben, das war durch das Routing und ADL sehr Wahrscheinlich und ist bis auf 3-4NM einer Wolke die ich gerne vermieden hätte auch aufgegangen, CHECKED. Plan B (in der unerwarteten Wolke) steigen, Plan C Kursänderung, Plan D Schirm ziehen. Auch ziemlich viele Optionen.
Alleine hieran könnte man viel über Entscheidungsfindung bei solchen Flügen diskutieren. (Und auch das ist Alles nicht als Kritik an diesem Flug oder Dir gemeint)
Zunächst mal die Fakten dieses Fluges: Plan A ist nicht aufgegangen (also nix CHECKED!). Es war Zufall, dass die Wolke nur 3-4NM gewesen ist und auch, dass nach dieser einen Wolke nicht eine nächste kam.
Auf jeden Fall konnte man in dem Moment, in dem man in der Wolke ist, gar nicht wissen, wie weit sie sich ausdehnt und wie viel Eis man mitnimmt - wobei das Video ja schön zeigt, dass es unter diesen Bedingungen nicht mal einfach ist, zu erkennen, dass man in eine Wolke einfliegt: Man merkt im Zweifellsfall erst am allmählichen (oder schnelleren) Eisaufbau, dass man wohl drin ist.
Obwohl also offensichtlich war, das Plan A gerade schief gegangen ist, greifst Du aber nicht zu Plan B, C oder gar D, sondern wendest erst mal einen - offenbar unbewussten - Plan A* an, der sagt "Wenn Plan A nicht funktioniert und wir aus Versehen doch in eine Wolke einfliegen, dann warten wir erst mal ab, was passiert"
Und natürlich hätten wir das wahrscheinlich alle genau so gemacht!
Das Problem, dass ich bei mir in solchen Situationen viel zu oft wahrnehme: Natürlich ist dieses "A*" kein Plan sondern ein Krampf! Ein Plan würde es werden, wenn ich mir vorher(!) überlegt habe, was eigentlich die Kriterien sind, doch zu Plänen B-X zu greifen. Auch nicht verkehrt ist, genau diese Entscheidung schon mal aktiv vorzubereiten (also je nachdem den Gegenkurs auf einen Pointer zu drehen, ATC nach einer Block-Altitude zu fragen, etc.)
Das ist aus meiner Sicht wichtig, weil man sonst viel zu leicht in einen "ist ja gut gegangen"-Tunnel reinkommt, in dem man die eigentlich geplante Sicherheitsmarge in kleinen Scheibchen so weit aufbraucht, bis keine mehr vorhanden ist - wobei das perfide daran ist, dass jede der Einzelentscheidungen das Risiko nur um so einen kleinen Teil erhöht, dass sie für sich genommen sogar vertretbar erscheint.
Und ja: Ich weiss wovon ich spreche!
Als ich im Sommer von Island nach Norwegen geflogen bin, bin ich nachträglich betrachtet viel zu nah an Gewitterzellen dran geflogen, weil ich sämtliche Abweichungen vom eigentlichen Plan (Verzögerungen beim Abflug, Wetter doch schlechter als erwartet, die Front zieht schneller, als erwartet, die Tops am Anfang sind höher, als die Temperatur des IR-Sat hätte vermuten lassen, das SAT-Wetter hat über dem Osten von Island keine Radar-Coverage,...) jeweils Scheibchenweise akzeptiert habe und nicht mal umgedreht bin, als ich durch die EM-Störungen im Funk ATC kaum noch verstanden habe - wobei ich da schon in einer Situation war, in der ich nicht mehr hätte sicher wissen können, ob der Rückweg eigentlich besser gewesen wäre.
Plan B-X waren natürlich vorhanden und zumindest Plan B sogar auf Papier aufgeschrieben. Hilft (mir) aber alles nix, wenn ich nie zum Plan B übergehe, weil ich dafür keine harten Kriterien aufgeschrieben habe und immer denke "ach, Plan A* geht doch noch".