Englisch ist nun mal die Fliegersprache. Und nicht alle Menschen auf der FIS-Frequenz verstehen Deutsch. Deshalb: wer kann, sollte es. Ich funke deshalb IMMER auf Englisch, außer "auf der letzten Meile", also mit Info-Frequenzen auf deutschen Plätzen. Abgesehen davon hat mich die bayerische Luftfahrtbehörde 2003 für meinen AZF (bei vorhandenem US-IFR und als deutscher Muttersprachler) einen DEUTSCHtest machen lassen. Ein Grund mehr, englisch zu funken - die Amis haben mir ohne Test ein "English proficient" in den Schein geschrieben.
Konzise, unmissverständliche Kommunikation mit Respekt "vor der Frequenz" (falls doch mal ein Mayday reinkäme, sollte der Gelegenheit haben reinzusprechen) vermisse ich in Deutschland von beiden Seiten. Allerdings mehr von Pilotenseite, sei fairerweise angemerkt.
Ein Handover zB geht in USA so:
"N12345, contact L.A. center 124.3"
"124.3, N12345, thanks and bye".
Und das sind auch schon drei Wörter zu viel.
Hier in Deutschland habe ich gerade am Wochenende gehört:
"D-EXYZ, Bremen."
(Pause, Kommunikation mit anderen Lfz.)
"D-EXYZ, Bremen."
(Pause, Kommunikation mit anderen Lfz.)
"D-EXYZ, Bremen."
(Pause, Kommunikation mit anderen Lfz.)
"D-EXYZ, Bremen."
"Ich höre Sie"
"D-EXYZ, Jou, Sie verlassen jetzt so langsam meinen Bereich. Ich empfehle für den weiteren Service Langen Information, 124.3"
"Alles klar, ich rufe dann Langen 124.3. Ja, also dann tschüss, bis wieder mal."
"Tschüss"
Zwischendurch war da eine Motorseglerin, die aus irgendeinem Grund gefühlt alle zwei Minuten nach dem aktuellen QNH gefragt hat.
Dann verwenden Leute das Wort "Positiv" zur Bestätigung. Klingt cool, ist vollkommen daneben, denn "Negative/Affirm" wurde ja gerade so gewählt, weil man "Negative/Positive" verwechseln kann.
Dazwischen war dann ein Ultraleicht, das in Norddeutschland im Nieselregen rumkreiste und den Platz nicht richtig fand oder sah, mit leicht unterdrückter Panik. Er fragte nach Wettervorhersagen und ob er weiter kreisen soll oder nicht. Der Controller reagierte ruhig und konnte ihm außer einer allgemeinen Aussage, dass es überall regnet, aber nichts sagen. (Trotzdem, hier muss ich sagen, der Controller war spitze).
Ich habe hingegen gemerkt, wenn man (bei Standardthemen) knapp und korrekt kommuniziert, kommen einem die Controller gern entgegen. So in etwa
"D-EXYZ, Hannover Approach."
"Hannover Approach, D-EXYZ."
"D-EXYZ is a PA28, three persons on board, approaching your airspace from the north, request clearance through class Charlie airspace at FL75."
"D-EXYZ squawk 7123"
"squawk 7123, FL75, D-EXYZ"
(Pause)
"D-EXYZ contact, cleared to cross Charlie airspace at current altitude"
"cleared to cross Charlie airspace at FL75, D-EXYZ"
(insgesamter Zeitbedarf vielleicht 1min, und dieser Austausch ist auch schon länger als er sein müsste)
Ich kann verstehen, warum die Radar-Controller den FIS nicht mithören wollen (obwohl es Unsinn ist, Piloten im gleichen Luftraum auf verschiedenen Frequenzen zu versorgen. Verstehe ich schon in EDHE nicht mit dem Segel- und Motorflug auf verschiedenen Frequenzen. Das sind alles Sicherheitsrisiken in meinen Augen.).
Versteht mich nicht falsch, Fehler passieren überall, man hat mal das falsche Funkgerät aufgeschaltet oder die falsche Frequenz, oder verwechselt mal was. Dann ist es natürlich ok und sogar erwünscht, in natürlicher Sprache zu kommunizieren. Da kann man sich ggf. auch mal entschuldigen. Damit hierfür aber genug Zeit auf der Frequenz bleibt, sollten Standardanfragen und -antworten auch in Standardsprechgruppen und KURZ gefunkt werden.
Und der Witz mit den "3500 Füsse" als Höhenangabe ist auch nicht mehr so ganz originell, will ich mal anmerken. Genauso wie ein "Moin" um vier Uhr nachmittags als Antwort auf ein englisches Einchecken...
Sind alles Dinge, die dem dazwischenfunkenden nicht-deutschsprachigen Piloten das Mitmachen erschweren.
Wie ist das eigentlich in Frankreich? (Ich kann nicht genug Französisch und habe deshalb großen Respekt davor, dort reinzufliegen....)