"Langsames Abkühlen des Motors und Globuli schaden beide nicht, es darf sich jeder gerne daran halten und es würde mich als Vercharterer auch nicht stören, wenn meine Kunden diesem Mantra folgen. Ich persönlich bin auf Basis der verfügbaren Informationen und meinem begrenzten technischen Verständnis zum Schluss gekommen, dass dieser schadhafte Zusammenhang nicht besteht."
"Die Theorie mit dem shock cooling ist uralt, danach kam die Theorie mit der hohen Zylinderkopftemperatur (es waren jahrzehntelang 500°F von Lycoming erlaubt!)."
Globuli: Wirkungsmechanismus wissenschaftlich in der Regel nicht erklärbar;
Shock Cooling und Shock Heating: Wirkungsmechanismus wissenschaftlich erklärbar, aber nicht final bewiesen;
Temperaturgradienten zusammen mit Belastungen und Vibrationen verkürzen die Lebensdauer. Dabei wird nicht jede Belastung in Kürze zu einem Schaden führen, aber die durchschnittliche Zeitdauer bis dahin sinkt. Ähnliches gilt für Belastungen bei höheren Temperaturen, vergleiche auch: Wöhler-Kurve.
Die 500 dF sind nicht umsonst reduziert worden. Und: Limits are not goals!
460 dF sind 240 dC, und da sinkt die Zugfestigkeit von Aluminiumlegierungen schon deutlich.
Wären die Motoren auf 500 dF ausgelegt, hätten die Konstrukteure etwas falsch gemacht: zu viel Material, zu schwer. Wären die Motoren auf Dauerhaltbarkeit bei 460 dF ausgelegt, dann hätten auch hier die Ingenieure etwas falsch gemacht, da man Temperaturen in diesem Bereich je nach Typ ganz vermeiden (C421: immer unter 400 dF) oder deutlich reduzieren (Seneca III: im Steigflug mit hoher Leistung im Sommer) kann.
Dein Argument, dass hierzu belastbare Daten fehlen, stimmt: denn niemand wird einen solchen Feldversuch mit exakten Parametern und einer statistisch aussagekräftigen Grundgesamtheit durchführen wollen. Wozu auch? Daher gibt es Erfahrungen, ähnlich wie bei Globuli. Aber im Gegensatz zu jenen eben auch Wirkungsmechanismen, die nachvollziehbar sind.
Bei den Absetzmaschinen für Fallschirmspringer gibt es sicher positive Effekte (regelmäßige Nutzung, weniger Korrosion durch lange Standzeiten, weniger Kaltstarts bezogen auf die TBO) und negative (Abruf hoher Leistung, thermische Beanspruchung).
Auch Vollgas verringert die Lebensdauer, ohne das Triebwerk sofort zu zerstören.
Beim Dauertest der Automobilhersteller auf der Nordschleife des Nürburgrings altern Komponenten im Durchschnitt mit etwa Faktor 13 zum Straßenbetrieb. Daher probt man dort gerne, auch mit Fahrzeugen, die dort eigentlich nichts verloren haben.
Wenn Du für Dich beschließt, häufig abrupt den Gashebel nach vorne und nach hinten zu schieben und in 2 s von Leerlauf auf 70 % und zurück, dann bedeutet das nicht, dass Dein Motor nach 500 Stunden einen großen Schaden hat. Es erhöht sich nur die Wahrscheinlichkeit, dass es so ist, und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Du es nicht zur TBO schaffst, ohne dass dies sicher wäre.
Da ich Dich aber nicht so einschätze, dass Du hier wie wild am Throttle hantierst, denke ich, dass auch Du nicht als Feldversuch taugst.
Ich schätze mal, Du bist Informatiker, Achim. Du denkst in 0 und 1, hält oder hält nicht. Von Vollgas auf Leerlauf habe ich 10 mal gemacht. Hält. Ich hatte auch schon CHT über 460 dF. Nichts passiert. Also alles Humbug, OWTs.
Ich bin Ingenieur. Da gibt's viel dazwischen, manches berechnet, manches durch Erfahrung bewährte. Es gibt Haltbarkeitskurven. Keine davon ist berechnet. Alles Erfahrungen, mit allerdings plausiblen Wirkungsmechanismen. Natürlich gibt es dann auch Erfahrungen, die falsch sind, aber ohne nennenswerten ökonomischen Gewinn und fundierte Berechnungen oder Erfahrungen und bei sehr hohen Risiken wird kein Ingenieur sagen, dass machen wir jetzt einfach ganz anders, muss ja auch gehen.
Wieso ich mir die Zeit nehme, das hier alles zu schreiben:
weil ich es für potenziell teuer und auch der Sicherheit nicht zuträglich halte, hier Handlungsempfehlungen zu geben, deren Unschädlichkeit mindestens eben so wenig bewiesen ist wie die Schädlichkeit, wenn man sich so verhält, wie es plausibel, erprobt und in der Regel problemlos möglich ist. Jeder Motorausfall ist ein Risiko und daher ist das Risiko zu vermindern!