Bei UL könnte man zumindest noch undifferenziert behaupten, dass die Wartungs- und Prüfstandards nicht mit der E-Klasse vergleichbar sind und auch lizenztechnisch ist das eine andere Welt. Wobei in der Oberklasse wie in deinem Beispiel mit VL3 der erste Teil natürlich nicht stimmt. Mal sehen, ob sich bei der B23 endlich mal was bewegt...
Naja, der Deal bei ULs ist ja, dass die Bau- und Wartungsvorschriften etwas entspannter sind als bei "zertifizierten" Fliegern, weil es eben ein Rettungsgerät gibt. Wenn sich jemand heutzutage aber ein "High-End"-UL kauft, ist beides auf dem selben, wenn nicht einem besseren Stand (meiner Meinung nach). Kommt auch immer auf das Alter der Luftfahrzeuge an.
Ich würde mich jederzeit eher in ein nach LTF-2019 zugelassenes (neues) UL mit BRS setzen als in eine alte PA28, bei der dann ja bekanntlich irgendwann die miserabel befestigten Flächen abfallen, woraufhin man dann in jedem Fall dumm aus der Wäsche schaut.
Bei UL hat man rechtlich mehr Freiheiten bei der Wartung, auch die JNPs werden oft laxer gehandhabt. Das kann man als Owner aber steuern. Ich mache die Wartung lieber selbst (in dem Rahmen, den ich kann) bzw. im Team der Haltergemeinschaft, dann weiss ich, wie die Qualität ist. Ansonsten ist es sinnvoll, periodisch Leute drüberschauen zu lassen, die wirklich Ahnung und nen Blick für die Technik haben (Musterbetreuer, Hersteller, spezialisierte Freelancer, etc.).
Die Wartung von EASA-Fluzeugen nach PART-M(L) hat auch so seine Tücken. Hier mal ne kleine Sammlung von Dingen, die ich schon bei total zertifizierten Werften mitbekommen habe:
- B-Bolzen bei der 1.000-Stunden-Kontrolle nicht richtig befestigt. Ca. 30 Flugstunden später meinte mein Flugschüler bei der Vorflugkontrolle "die Fläche wackelt so komisch". Hatte laterales Spiel und der Einstellwinkel war auch schon sichtbar verändert im Gegensatz zu der anderen Fläche.
- Hersteller (!) von Flugzeugen (übrigens auch mit IFR-Zulassung) hat nach einer Reparatur am Fahrwerk leider vergessen, zwei von drei Bolzen, die eine Flächenstrebe sichern, wieder einzusetzen. Nicht zu sehen, da fairing drüber. Ist dann bei der nächsten 100er aufgefallen. Zwischendurch: Flugschulbetrieb, jede Menge Platzrunden, Airwork, Steilkurven, etc...
- Werft baut bei 100er einen Filter bei einem TDI-Triebwerk falschrum ein...Temperaturen im roten Bereich direkt nach dem Start, sofortige Notlandung am Platz.
Soviel zum Thema "Zertifizierung". Von diversen spezialiserten "Avionik-Dienstleistern" wollen wir mal gar nicht anfangen. Da versuche ich lieber selbst einen technischen Überblick zu haben, was an meinen Flugzeugen (wie) geschraubt wird.
Ach ja, und zum Thema "lizenztechnisch andere Welt": Das wäre ja gaaanz einfach zu lösen: Wenn man a) ne UL-Berechtigung hat und b) ne EASA-Lizenz mit PIC IR, bitteschön. Das Problem bei der IFR-Fliegerei im privaten Bereich ist sicherlich nicht die Technik..