Constantin,
es gibt sicherlich keine generelle Auskunft, da jeder Flieger anders reagiert - ich habe schon Aussagen gehört, dass z. B. die Beech (ich glaube es war eine Bonanza) nicht so sehr für Eis anfällig sei. Für diese Aussage fehlt mir aber die tatsächliche Erfahrung.
Grundsätzliches Problem ist, dass häufig die Eisvorhersagen unpräzise sind. Manchmal ist Eis vorhergesagt, wo keines ist bzw. vice versa.
Darüber hinaus ist es kritisch mit dem Durchsteigen. Man weiß nie, wie hoch die Tops wirklich sind. Selbst der Turbo hilft Dir nicht, wenn Du Eis aufpackst, da die Kiste (z. B. Cirrus) so langsam wird - evtl. packt auch der Prop Eis auf - bzw. wird durch TKS nicht schnell genug weggeschmolzen, dass an ein Steigen nicht mehr zu denken ist.
Häufig (nicht immer) kommt zum Eis ein ungemütlicher Flug in konvektiven Wolken, dass man meint, der Flieger wolle wohl das Eis abschütteln.
Einem Kollgen mit der Columbia 350 (ohne Enteisung) ist durch Eis während des Fluges das Höhenruder blockiert worden ... wir haben es also nicht nur mit reduzierter/m Flugleistung/Auftrieb in Eisbedigungen zu tun.
So was tue ich in dem Fall. Natürlich Eischarts und 0-Grad-Grenze mit Bewölkung vorher anschauen und evtl. im Notfall ausweichen nach Unten (genügend Platz zwischen Boden und Untergrenze) in Betracht ziehen. Ich vermeide "moderate" und "severe" generell.
Legal darf man ohnehin nicht (soviel ich weiß) in irgendwelche Eisbedingungen fliegen ohne FIKI - ist also in Mitteleuropa fast nicht möglich, da aus meiner Sicht häufig die Wolkenbildung mit 0 Grad beginnt - es gibt sicherlich Ausnahmen - in Florida oder SoCal z. B. ist diese Aussage definitiv nicht tragfähig.
Während des Steigens durch die Wolken (oder vorher) notiere ich mir immer die Höhe der 2 Grad Grenze - i. d. R. löst sich das Eis bei > 2 Grad wieder ab, d. h. bei einem Notabstieg weiß ich, wie weit ich sinken muss.
Bei längeren Flügen berechne ich immer wieder mal (wenn sich die Außentemeratur oder die Höhe ändert) die aktuelle 0 - bzw. 2 Grad Grenze - just in case.
Im Sommer hilft es häufig möglichst morgens zu fliegen (z. B. Alpenüberquerungen). Wenn der Flieger TKS ausgerüstet ist, mindestens 5 Minuten vor Einflug in potenzielle Eisbedingungen die Flügelchen benetzen - TKS ist - gerade wenn länger nicht benötigt - extrem träge.
Umfliegen von kritischen konvektiven Wetterlagen ist sowieso klar - kreischende Fluggäste sind fast so schlimm wie Eis. :-)
Übrigens stellt sich ein schöner Effekt nach dem Durchsteigen und Eisansatz bzw. bei -10 oder -15 Grad ein - man sieht (over the top), wie das Eis trotz dieser niedrigen Temperatur langsam verschwindet - da kann man den Begriff mit Wirkung Sublimation aus der Theorie live verfolgen.
Gruß
###-MYBR-###Edgar