Hallo Gemeinde,
nach langer Zeit wollte ich die "interessante" Diskussion nochmal aufleben lassen und die Fortschritte berichten. Wie angekündigt (zumindest beabsichtigt) habe ich in 2013 nach einer SR20 Schnupperstunde die Familiarization mit einem CSIP auf einer SR22 gemacht und eine nette Gelegenheit zum Chartern gefunden. Seitdem viele Übungsflüge, noch mehr Landungen (auch auf kürzeren Bahnen runter) und ein paar Trips incl. Alpenüberquerungen. Alles VFR.
Mein erster Eindruck (und alles was ab jetzt kommt bezieht sich auch nur auf meine persönlichen Eindrücke und soll nicht den Anspruch einer generell gültigen Bewertung haben): Wie in meinem ersten Beitrag befürchtet, hat mich der Virus gepackt. Was für ein toller Flieger. Die zum Teil heftigen Diskussionen "gegen" die Cirrus waren gut für mich. Ich habe gelernt, das einige Unfälle durch die immer gültige Giftkombination "Low Speed und zuviel Bank" kamen. Daher achte ich besonders auf 2 Dinge:
- Koste es was es wolle: In engen Kurven gerade in Platzrunden und im Final wird die Min Speed gehalten. Punkt. Und in extrem kurzer Taktung gecheckt und sofort reagiert. Ich höre es schon: "Was für eine neue Weisheit!". Darum geht es nicht, sondern um die Tatsache, dass die Speeds hier einfach höher sind als "üblich" bzw. "gewohnt".
- Wenn ich das Final im Turn-to-Final überschiesse, ist das halt so. Dann muss man halt nochmal ansetzen. Es gibt kein Erzwingen. Punkt. Was ist hier neu: wegen der höheren Speeds kann das zu Beginn eher vorkommen.
An was man auch denken muss: Der technische Luxus und die Leistung, welche einem geboten werden sind nett, aber nur Oberfläche und machen die Kiste nicht sicherer. Es bleibt ein Einmotoriger Kolbenschüttler mit allen Gefahren. Wenn man sich das verinnerlicht und die Entscheidung "Flug geht" oder "Flug geht nicht" an den gleichen Kriterien ausrichtet wie mit jeder anderen kleinen SEP, sollte das passen.
Auch der Spritverbrauch war "gut". Unter 13 GpH bei 165 KTAS sind OK wenn man es aus dem Blickwinkel NM per Gallon mit anderen SEPs vergleicht.
Steuerung mit dem Stick (der eigentlich kein Stick sondern ein Yoke mit eben nur einem Horn ist) in der linken Hand lag mir von Anfang an, da ich das Steuerhorn vorher auch sehr oft und lange nur mit der linken Hand geflogen bin. Da kein Yoke oder Stick mehr da ist, hab man angenehm viel Platz auf dem Kniebrett.
Trimmung (Quer- und Höhenruder) über den kleinen Daumenjoystick ist ein Traum.
Einstieg: Nicht mehr so luxuriös wie bei Schulterdeckern, aber wenigstens 2 Türen.
Platz: Ich bin 1,93 und fühle mich Pudelwohl darin. Sowohl mit der Höhe als auch mit der Kabinenbreite. Die Sitzhöhe lässt leider nicht getrennt von der Sitzposition verstellen. Wird der Sitz nach vorne geschoben, geht er automatisch höher. Wer ein Sitzriese ist (Kurze Beine, langer Oberkörper) findet das wahrscheinlich nicht so toll.
Komplexere Systeme: Ich bin kein Luftfahrtingenieur und habe mir nicht das Ziel gesetzt das System vollständig und auswändig zu verstehen. Nach einer sehr umfangreichen und sehr interessanten Theorieeinführung in die Systeme (Einhebelbedienung, elektrische Systeme mit 2 getrennten Kreisläufen, Enginemonitoring, Leanassist etc etc etc) habe ich mir eine 1 seitige Notfall Checkliste gemacht um im Flug schnell zu verstehen, was zu tun ist, wenn welches "Lämpchen leutet". Für mehr wäre während des Fluges das Hirn eh nicht im stande. Die Details erschmökere ich mir abends mit dem POH auf dem Sofa. Es wurde schon von Unfällen berichtet "nur" weil der Pilot auf ein rotes Lämpchen nicht oder falsch reagiert hat ("das wird schon wieder ausgehen"). Das System ist zwar etwas komplexer, aber auch prinzipiell logisch.
Checkliste: Etwas länger als gewohnt (C172 und PA28), aber sehr logisch aufgebaut. Wer eine intensive Theorie Einführung in die Systeme bekommen hat, versteht auch, warum was an welcher Stelle gecheckt wird.
CAPS: Habe ich immer gezogen, wenn ich im Final zu schnell war....Haha...
So, das sind bisher meine Eindrücke. Nicht mehr. Alles "negative" ist mir schon klar (Kosten, Reparatur bei Composite, Unterhalt eines großen Motors etc etc). Da ich bis dato "nur" Charterkunde bin habe ich das in meiner zugegeben leicht emotional behafteten Eindrucksbeschreibung weggelassen. Fliegen hat finanziell noch nie richtig Sinn gemacht, daher finde ich das Bashing rund um das Thema Kosten und bei Piloten, die einfach Fun am Fliegen haben wollen und das auch zum Ausdruck bringen manchmal etwas befremdlich.
Viele Grüße
Thomas