Hi Sebastian,
die "Verschlüsselung" des FLARM Protokolls ist eher schwach und daher wiederholt gebrochen worden eher eine Kodierung und mit einfachen Mitteln zu umgehen. [Edit: Wie von Lennart korrekt angemerkt, ist der derzeit verwendete XXTEA Algorithmus technisch betrachtet eine Chiffrierung, keine Codierung. Reine Codierung erfolgte in den ersten Versionen des FLARM Protokolls. Mit V4.0 wurde 2008 TEA eingeführt, mit V6.0 2015 dann XXTEA].
Juristisch ist das aber vermutlich (zumindest in unser Rechtsordnung) nicht legal.
Aber wo kein Kläger, da kein Richter - und so lange ein Gerät nur passiv "lauscht" und auswertet, ist das von außen auch gar nicht feststellbar. Anders sähe es vielleicht aus, wenn das Gerät auch FLARM sendete... Daher tut es das - soweit ich weiß - auch nicht.
Ob FLARM dagegen vorgeht oder vorgehen wird, kann außer FLARM niemand wissen - ich kenne auch niemanden, der dort arbeitet. Wenn ich FLARM wäre, würde ich womöglich Unterlassung verlangen, sobald jemand ein solches Gerät kommerziell vermarktet und ohne Lizenz mit FLARM wirbt.
Mit OGN ist die Situation rechtlich ebenso unklar. Am Anfang wollte FLARM wegen der Überwindung der Verschlüsselung rechtlich gegen die Programmierer vorgehen; inzwischen scheint FLARM das Projekt zu tolerieren - offizielle Statements kenne ich nicht. Aus deren Sicht ist hier allerdings ein Zusatznutzen entstanden - und FLARM und seine Kooperationspartner werden deswegen nicht weniger FLARM Geräte verkaufen.
Natürlich wäre es schön, wenn das Protokoll offen wäre und dadurch vielleicht günstigere oder eine größere Zahl von Geräten auf den Markt käme. Andererseits kostet die Entwicklung und Produktpflege Geld - bei Hard- und Software, Funktechnik und Luftfahrt erfahrungsgemäß viel Geld. Das muss irgendwie bezahlt werden...
Außerdem verhindert die Lizenzierung auch Wildwuchs bei den Produkten. Dass sich eine heterogene Gruppe von Herstellern auf einen gemeinsamen Standard einigt ist äußerst selten. Meist wird der Standard entweder regulatorisch vorgegeben (ADS-B) oder ein großer Player dominiert den Markt und erzwingt dadurch die Standardisierung (FLARM) - manchmal ist es auch eine Mischung aus beidem.
Das ist auch in meiner Branche so - der Großteil der heutigen PC Standards wurde einfach von IBM, Intel, Microsoft oder anderen großen Firmen vorgegeben und danach "ratifiziert" und ggf. geöffnet - bis heute zahlen die anderen Hersteller aber in irgendeiner Form Lizenzgebühren, Patentnutzungsgebühren etc.
Wären Computer besser, wenn alle Standards frei und offen wären? Der Idealist in mir glaubt schon - der Realist in mir befürchtet, dass es in unserer Welt dann auch keine neuen Erfindungen, Entwicklungen oder Fertigungsverfahren mehr gäbe; dafür braucht man schließlich Kapital und das bekommt man nur, wenn man es irgendwann zurückzahlen kann - also mit seinem Produkt oder seiner Idee Geld verdient.
Grüße
Malte