Das Problem sind die mangelnden und mangelhaften politischen Vorgaben - das Primat der Politik (es soll Stimmen geben, die sprechen von 'Primaten der Politik') bestimmt über die Richtung, aus der der Feind erwartet wird und die Bundeswehr plant die entsprechenden Maßnahmen und fordert die Budgets dafür ein.
In den letzten Jahren wurde nun eine Friedensdividende eingepreist, die nicht gerechtfertigt war. Kritische Stimmen innerhalb der Führung wurden übrigens regelmäßig in den Ruhestand (oder zur NATO) weggelobt. Die BW-Führung hat viel zu häufig die Einsparungen abgenickt mit der Folge der desaströsen materiellen Ausstattung, die sich nun beim Minster(innen)besuch im Irak offenbart. Man schafft es weder, Personal noch Material mit einem Vorlauf von Monaten dorthin zu schaffen und der Transall entsteigt eine lächelnde schicke Dame, die heiße Luft und gute Laune mitbringt. Ob sich die IS davor erschreckt ist eher fraglich...
Dazu kommt eine komplexer werdende technische Welt - das Verhältnis zwischen Ausbildungszeit eines Fluggeräte-Mechanikers, der am Typhoon schrauben darf und seiner Restdienstzeit ist nicht vertretbar. Offensichtlich kommen fachliche Mängel in der Ausgestaltung von vertraglichen Vereinbarungen mit der Industrie dazu; siehe Airbus M400. Dafür macht man aber auf Familienverträglichkeit, Wohnortnähe, Teilzeit, KiTas, etc.
Die Spreizung zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird bei der BW seit Jahren größer; die Organisationsstruktur ist eher ein FlowChart.
Wenn ein Typhoon-Pilot weniger Stunden in der Maschine verbringt als Hobby-und-Lust-Flieger wie ich, wundert es einen doch nicht, wenn es zu einem Mid-Air kommt.
Traurig, aber leider unvermeidlich bei den katastrophalen Rahmenbedingungen.
Carsten G., Oberstleutnant der Reserve (bei der Luftwaffe)