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Three Crews to Easter Island  
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Fotostrecke: Wracktauchen und Wellen-Helden auf Tahiti
Einträge im Logbuch: 33
Fotostrecke: Drei Tage auf Rapa Nui
 
15. November 2024 06:20 Uhr Jan Brill

Leserreise: Tag 40


Über den rauen Südpazifik – wir haben die Osterinsel erreicht!

Am Mittwoch und am Donnerstag war unser Plan ordentlich Strecke zu machen über dem Südpazifik. Von Tahiti/NTAA aus führte unser Flugweg zunächst 895 NM nach Osten auf die kleine Insel Totegegie/NTGJ. Von dort wollten wir am Donnerstag in einem 1.405 NM langen Leg bis zur Osterinsel/SCIP kommen. Der Wind stellte sich zwar auf unserer Seite, der Preis des üppigen Rückenwindes war allerdings ein dickes Tief im Süden unseres Flugwegs, das uns recht raues Pazifikwetter auf dem Weg nach Rapa Nui (Osterinsel) bescherte. Zwei anstrengende Tage liegen hinter uns, aber die Eindrücke die wir hier in der polynesischen Inselwelt fernab jeglicher Tourismusströme gewannen, werden uns lange im Gedächtnis bleiben.


Die Bucht von Mangareva auf den Gambier-Inseln.
Die Abfertigung auf dem internationalen Flughafen von Tahiti durch die Firma AirTahiti FBO klappte gut. Es zeigte sich: Mit den Leuten reden, die vor Ort die Arbeit machen führt zum Ziel. Ein Manager der Handling-Firma feuerte immer wieder E-Mails in die Runde was alles wann nicht geht (kein Abflug vor 13.00 Uhr, kein Sprit vor 11.00 Uhr … usw…) mit den lokalen Mitarbeitern klappte aber alles so pünktlich und problemlos dass wir praktisch auf die Minute genau um 8.00 Uhr Ortszeit mit der Cheyenne Takeoff nach Totegegie/NTGJ machen konnten.

Von der lieblichen und mit allen Annehmlichkeiten ausgestatteten Inselwelt Tahitis, führt eine Kette kleiner und kleinster Atolle und Inseln nach Südosten. Eines davon ist übrigens das berüchtigte Mururoa-Atoll, auf dem Frankreich bis 1995 (!) mehr als 181 Kernwaffen-Tests durchführte. Ein dickes Sperrgebiet (P-1) markiert dieses Atoll. 235 NM weiter im Südosten liegt unser Ziel Totegegie/NTGJ. Dass es dort überhaupt einen gut ausgebauten Flughafen (1.700 m Piste) auf einem der die Hauptinsel Mangareva umgebenden Riffe gibt, ist den Atomtests in Mururoa geschuldet, denn für die ggf. erforderliche Evakuierung der Bewohner war ein brauchbarer Flughafen unabdingbar.

Nach der Landung (mit unseren beiden Flugzeugen und einer ATR der Air Tahiti, die mit einem Sonderflug Internatsschüler zurück bringt herrscht heute Rush-Hour), fahren wir mit dem Boot ca. 45 Minuten zur Siedlung Rikitea auf der Hauptinsel Mangareva wo wir in einem Gästehaus unterkommen. Es regnet und die Wolken sind niedrig. Der Anflug war echte IFR-Arbeit. Dass trotz des grauen Lichts in vielen Blau- und Grüntönen schimmernde Wasser gibt aber einen Eindruck wie wunderschön das Atoll bei Südseewetter sein muss!


Eines der winzigen Atolle, die sich entlang unseres Flugwegs erstrecken. Hier: Ducie Island.
Totegegie ist der östlichste Flugplatz auf dem wir regulär Jetfuel für den Absprung in Richtung Osterinsel und Südamerika bekommen. Denn östlich von Tahiti wird es dünn – sehr dünn – mit erschlossenen und bewohnten Inselgruppen.

Obwohl geographisch zum Tuamotu-Archipel gehörend, zeigen die Gambierinseln zu denen Mangareva gehört, ein völlig anderes Landschaftsbild als die anderen Atolle der Region. Im Gegensatz zu den flachen Korallen-Atollen der anderen Inseln zwischen hier und Tahiti bestehen die Mangarevainseln aus vulkanischen Gesteinen. Es sind die Überreste des einstigen, inmitten einer mehr als 25 km durchmessenden Lagune gelegenen Zentralvulkans, der von einem Saumriff umgeben ist, aus dem sich zahlreiche flache Motus erheben (Quelle).

Zahlreiche weitere Motus liegen – wie bei Atollen üblich – auf dem Riff, besonders im Norden und Osten, darunter die langgestreckte Insel Totegegie mit dem Flughafen.

Im Ort angekommen erleben wir eine sehr familiäre Atomsphäre. Von Bianca, unserer Wirtin, werden erstmal am einzigen Ladengeschäft abgesetzt um ggf. noch Einkäufe zu machen. Am Straßenrand werden köstliche Backwaren verkauft. Hotels in unserem Sinn gibt es hier nicht, wir schlafen in einem der drei Gästehäuser der Insel. Internet – wie wir es kennen – gibt es auch nicht. Im Gästehaus steht eine einsame FritzBox, die gerade mal genug Bandbreite hat um am nächsten Morgen die unbedingt nötigen Briefing-Unterlagen für denn Weiterflug herunterzuladen.

Einfache aber saubere und komfortable Bungalows dienen als Quartier. Wir wohnen hoch über der Bucht und überblicken die ganze Ostseite von Mangareva. Am Abend gibt es für alle Gäste ein gemeinsames Essen. Wir sind gefühlt eine Million Kilometer von der Heimat entfernt. Mitten im Pazifik. Die Hotelbar suchen wir freilich vergeblich – wir sind früh im Bett und das ist gut so, denn am Donnerstagmorgen ist Frühaufstehen angesagt.


Endanflug auf Rapa Nui (Osterinsel) SCIP
Nach einem ausgezeichneten Frühstück, das Biancas Tochter für uns zubereitet hat, stehen wir um 7.00 Uhr wieder am Hafen und steigen in das Boot, das uns zum Flughafen-Riff fährt. Was Wasser ist deutlich ruhiger als am Vortag. Wir werden nicht mal wirklich nass. Die Nacht über hatte es allerdings in Strömen geregnet. Die Flugzeuge stehen praktisch auf dem Ozean, nur wenige Fuß über der Wasseroberfläche.

Getankt hatten wir schon am Vortag. Der Flugplatz ist unkontrolliert und außer einem netten Feuerwehrmann, der noch ein Schwätzchen mit den ungewöhnlichen Besuchern hält, ist auch niemand zu sehen.

Auf der AFIS-Frequenz bekommen wir unsere Clearance. Auf Französisch. Hier muss man Französisch funken, was Angelika und Stefan jeweils für ihre Crew mit Bravour meistern.

Der Start nach IFR auf dem unkontrollierten Platz ist problemlos, der Luftraum E beginnt in 4.500 ft, Luftraum A oberhalb FL195. In ca. 6.000 ft bekommen wir über HF wieder Kontakt zu Tahiti Control und steigen durch auf FL270. Die Citation startet 60 Minuten hinter uns sodass wir etwa zur gleichen Zeit auf der Osterinsel ankommen werden.

Die Gesamtstrecke ist 1.400 NM lang, wir werden von satten 40 Knoten Rückenwind geschoben. Die Kette der Atolle reicht noch etwa 400 NM nach Südosten entlang unseres Flugwegs. Immer wieder sind einzelne winzige Flecken Land zu sehen. Das bekannteste dieser Atolle ist Pitcarin Island wo die Bounty-Meuterer sich der Britischen Marinegerichtsbarkeit erfolgreich entzogen hatten. Selbst heute hat die Insel noch keinen Flughafen, ist aber bewohnt. Viel abgelegener geht es auf diesem Planeten wirklich nicht.


Wunderbarer Empfang. Unsere Vermieterin begrüßt uns auf Rapa Nui mit einem Festmahl!
Hinter Pitcarin enden dann die Inseln und Atolle. Wir haben noch rund 1.000 NM über den offenen Südpazifik vor uns. Es gibt auch keinen Airline-Verkehr hier. Die 123,45 und die 121,5 sind totenstill. Auch auf dem ADS-B-Display herrscht Leere. Schiffe sind ohnehin nicht zu sehen. Wir freuen uns wirklich, dass wir diesen Flug gemeinsam mit der C551 machen. Da sind wir wenigstens nicht ganz allein über dem Stillen Ozean!

Das King HF funktioniert mal wieder ausgezeichnet, und der Kontakt mit Tahiti auf 13261 kHz und später Pascua Radio auf 10024 kHz reisst nie ganz ab. Das ist erfreulich hier! Die beiden PT6A-135 der Cheyenne schnurren in FL270 dahin, das Tiefdruck-Gebiet im Süden haben wir lange hinter uns gelassen und unter uns ist nur blaues Wasser – sehr viel blaues Wasser!

Mit mehr als ausreichenden Reserven erreichen wir die berühmte Osterinsel um kurz vor 18.00 Uhr Ortszeit nach gut 5,5 Stunden Flug. Dank einer wirklich guten Controllerin klappt der fast gleichzeitige Anflug der beiden Maschinen auch ohne Approach-Radar problemlos, auch weil wir uns mit den Estimates untereinander schon vor-gestaffelt hatten. Sie freut sich hörbar endlich mal mehr als nur ein Flugzeug im Luftraum zu haben und verabschiedet sich nach der Landung herzlich von uns. So viel Verkehr ist hier eine Seltenheit.

Nach problemloser Einreise in Chile erreichen wir am frühen Abend unsere Villa. Wir hatten darauf verzichtet eines der Luxushotels der Insel zu buchen, da wir uns nicht mal entfernt einem Termindruck aussetzen wollten bei diesen Ausnahmestrecken über den Pazifik. Jetzt haben wir die Osterinsel praktisch auf die Minute nach Plan erreicht! Der Empfang in der Villa zeigt uns allerdings das wir nicht falsch gelegen haben. Esther, unsere Wirtin, die uns die schöne und großzügige Villa Homiti für die nächsten Tage vermietet, hat zusammen mit ihrer Familie ein wirkliches Festmal aufgeboten.


Alle vereint! Arndt und Birgit sind heute auch angekommen.
Eigentlich will ich nach dem Flug erstmal nur meine Ruhe haben, aber die herzliche und familiäre Stimmung ist so ansteckend, dass ich mir das bald anders überlege. Dann kommen auch Birgit und Arndt in unsere Villa. Die dritte Crew im Bunde! Was für ein Wiedersehen!

Wir hatten die Reise im letzten Jahr gemeinsam geplant, aber die beiden sehr erfahrenen Flieger mussten im Sommer 2024 erkennen, dass die enormen Strecken über den Pazifik mit der C510 Mustang einfach nicht safe zu bewältigen sind. Sie flogen daher nach Westen erlebten eine mindestens genauso aufregende Anreise inklusive Galapagos (siehe kommende Ausgabe von Pilot und Flugzeug) und hatten die brave Mustang gestern in Santiago abgestellt um das allerletzte Stück des Weges mit der Linie zurückzulegen.

Jetzt sind alle drei Crews auf der Osterinsel angekommen. Was für ein schöner Abend...



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