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Leserreise 2023 - Südamerika! Live-Tracker: Keine Flüge heute
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Fotostrecke: Atacama
Einträge im Logbuch: 27
Fotostrecke: Patagonien
 
9. November 2023 23:55 Uhr Jan Brill

Leserreise: Tag 25 und 26


Chile Misterioso

Rätselhaftes Chile. Die chilenische Infrastruktur war uns aus der Erfahrung der Vergangenheit als besonders GA-freundlich und einfach in Erinnerung geblieben. Leider können wir diese Erfahrung auf der Leserreise 2023 nicht bestätigen. Dabei gibt es einige handfeste Rätsel die uns auch gut vernetzte lokale Piloten und Freunde nicht erklären können. Wieder mal ist angeblich mangelnder Parkplatz das Totschlagargument gegen die Gruppe.


Der sehr nette und gut gepflegte Platz von Tobalaba in Santiago mit viel Parkplatz! Man hätte uns hier gern empfangen aber der Handlingagent Aeroservicio setzte Falschinformationen in die Welt und erreichte damit die Umleitung eines Großteils der Gruppe zum internationalen Flughafen SCEL, wo niemand freiwillig hin wollte.
Am Ende uns Aufenthaltes in Atacama führt die weitere Reiseroute am 7. November in die Hauptstadt Santiago. Zwei Plätze steuern wir an. Die drei Jets fliegen zum internationalen Flughafen SCEL und die Propellermaschinen zum GA-Platz SCTB, genannt “Tobalaba”. Der Platz Tobalaba ist ein öffentlicher GA-Platz der vom Aeroclub Santiago betrieben wird. Aus der Vergangenheit hatten wir diesen als wunderschöne und einfache Verkehrsanlage in Erinnerung.

In den Tagen zuvor hatten wir in Tobalaba wie üblich telefonisch und per E-Mail verifiziert dass wir ausreichend Sprit bekommen und eine Nacht parken dürfen. "Alles kein Problem, wir freuen uns” hatte das Betriebsbüro des Aeroclub Santiago mitgeteilt. Geparkt wird üblicherweise auf der Grasfläche im Norden des Platzes, kein Problem für die Propellermaschinen.

Im Anflug auf Santiago begann ATC allerdings ein Flugzeug nach dem anderen nach SCEL umzuleiten. Die Crews wollten den wesentlich teureren und unbequemeren internationalen Flughafen allerdings nicht anfliegen. Aber ATC blieb hart “no parking space in Tobalaba, you have to fly to SCEL!”.

Der Radarlotse sagte auch: “we have a list of aircraft here that are required to go to SCEL”. Nur das erste Flugzeug (PC12) und letzte Flugzeug (DINFO) in der Sequenz wurde nach Tobalaba gelassen. Und das auch nur weil wir in der Cheyenne auf der bestätigten Absprache mit dem Aeroclub beharrten.


Das gähnend leere Vorfeld von Puerto Natales SCNT. Wir hätten hier leicht alle an den Rand gepasst und hatten auch einen entsprechenden Parkplan übermittelt. Der Flugplatzchef untersagte der Gruppe jedoch – trotz Genehmigung – dort zu landen.
Am Boden angekommen große Verwunderung beim Aeroclub. Ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Repräsentant teilt uns mit: “schön dass Ihr doch noch gekommen seid, aber die Firma Aeroservicio (ein lokaler Handlingagent) hat uns und ATC mitgeteilt, dass Ihr nicht kommt und keinen Parkplatz braucht.”

Wir sind komplett baff. Aeroservicio kennen wir gar nicht. Wie kommt dieser Handlingagent dazu eine Liste an ATC zu schicken und uns umleiten zu lassen? Handling ist in Tobalaba auch völlig überflüssig und keinesfalls erforderlich. Hier macht man alles selber (das ist ja das wohltuende) oder direkt mit dem Aeroclub, dem der Platz ja auch gehört.

Aeroservicio gehört allerdings zur selben Unternehmensgruppe wie der Handlingagent der uns schon in Arica schlecht bedient hatte und den wir zwar vollständig bezahlt aber nicht weiter beauftragt hatten. Ein Missverständnis? Eine Retourkutsche? Rätselhaftes Chile.

Für die Crews die auf den großen Platz zwangsumgeleitet wurden war die Erfahrung dort zwar nicht schrecklich aber wesentlich langwieriger und umständlicher als in Tobalaba – wo natürlich mehr als genug Parkplatz für uns zur Verfügung stand.

Parkplatz-Schikane die Zweite


Gelandet auf der patagonischen Piste in Cerro Guido SCGD, auch genannt Gunther Plüschow
Die Zwangsumleitung durch Aeroservicio sollte aber nicht einmal unser größtes Problem sein. In der Nacht zum 8. November erreichte uns die Nachricht dass der Flugplatz Puerto Natales SCNT die bereits erteilten Parkgenehmigungen für den Aufenthalt in Patagonien wieder zurückgezogen und eine Landung für Flugzeuge der Gruppe strikt untersagt hatte.

Jetzt folgte für das Organisationsteam eine ziemlich schlafarme Nacht. Drei mal ging es hin und her. Der lokale Betriebsleiter erklärte immer wieder dass wir schon kommen und parken dürften, wurde von einem Chef aber immer wieder overruled.

Schließlich bleib es – völlig überraschend und gegen die bereits erteilten Genehmigungen – beim strikten “Nein” des Flugplatzschefs von Puerto Natales. Lokal beim Tankstopp in Puerto Mont konnten dann allerdings zwei Flugzeuge mit dem Argument “Pax absetzen” zumindest eine Landung erreichen. Alle anderen Flugzeuge wurden durch ATC strikt umgeleitet nach Punta Arenas/SCCI, was gute zwei Autostunden weiter südlich liegt.

Am Boden in Puerto Natales angekommen fanden diese beiden Crews natürlich ein weitgehend leeres Vorfeld vor. Die Mitarbeiter des Flugplatzes hatten auch überhaupt nichts dagegen, dass die MU2 und die Mustang drei Nächte blieben. Sie mussten nur etwas aus dem Weg geschoben werden.


Erst nach ein bisschen Fussball-Smalltalk hellt sich die Stimmung dank Borussia Dortmund auf!
Natürlich hatten wir dem Flugplatz Wochen zuvor einen Parkplan für alle 12 Flugzeuge geschickt und immer wieder angeboten diesen auch ganz nach den betrieblichen Anforderungen zu modifizieren. Die Parkgenehmigungen wurden zunächst auch erteilt jedoch dann wenige Stunden vor dem Flug wieder entzogen. Rätselhaftes Chile.

Angesichts dieser beiden Erlebnisse nicht daran zu glauben dass irgendjemand gut vernetztes unserer Gruppe nicht gerade freundlich gesonnen ist, fällt wirklich schwer. Angeblich fehlender Abstellplatz ist schon seit Jahren das mit Abstand größte Risiko für unsere Leserreisen. In Chile ist diese Schikane nun ins Extrem getrieben worden.

Für die nach Punta Arenas umgeleiteten Crews bedeutete diese Schikane vier statt eineinhalb Stunden Busfahrt ins Hotel. Immerhin reagierte das Hotel Tierra Patagonia – angeleitet durch das Verlagsbüro – sehr schnell und flexibel auf die plötzlichen Änderungen, sodass dann am Boden wenigstens alles recht flott ging.

Landung bei Gunther Plüschow

Das Redaktionsflugzeug wählte übrigens eine andere Lösung. Nur wenige Minuten vom Hotel entfernt liegt die unbefestigte 1.200 m lange Piste Guido Cerro/SCGD, auch benannt nach dem deutschen Flugpionier der 1920er Jahre Gunther Plüschow. Über deren Zustand hatten wir keine gesicherten Erkenntnisse, also schauten wir uns den Platz ganz einfach an mit Puerto Natales/SCNT als Alternate.

Beim ersten Überflug verscheuchten wir die Schafe, beim zweiten konnten wir erkennen, dass die Piste in recht gutem Zustand war. Also entschieden wir uns vor der atemberaubenden Kulisse der Torres del Peine zu landen. Die Piste hielt was sie versprochen hatte, kein Problem für das robuste Fahrwerk der PA31.


Das Tierra Patagonia ist die Mühen der Anreise mehr als wert
Kaum abgestellt kamen auch schon die Carrabinieros de Chile. Diese fragten zunächst ob wir abgestützt seien. Waren wir nicht! Dann waren sie der Auffassung wir seien Schmuggler: “Aber dafür ist Euer Spanisch zu schlecht” meinte einer der Carrabinieros.

“Wir sind Turis und wollten hier landen" ist unsere etwas befremdliche Erklärung. Die Carrabinieros wundern sich und meinen der Platz sei nur für Notfälle zugelassen. Der vorsichtshalber mal mitgeführte Auszug aus der AIP und ein Anruf beim AIS überzeugte sie jedoch dass der Platz öffentlich und für jedermann verfügbar ist.

Schließlich bricht das Eis als sich einer der Carrabinieros als Borussia-Fan outet. Jetzt sind wir im grünen Bereich und die Stimmung hellt sich auf: “Jungs, ihr seid die ersten die hier seit fünf Jahren landen und nicht zum Militär oder zur Polizei gehören” erklärt der immer noch etwas überraschte Polizist. Unsere Geschichte macht auf der Ebene auch schnell die Runde – aber immerhin gibt es hier sicher genug Parkplatz und keine Handlingagenten!

Kurz danach kommt der Hotelbus und wir sind als erste Crew im wunderschönen Tierra Patagonia. Nur rauskommen müssen wir hier am Samstag noch!

Auch die anderen Crews erreichen nach einer langen Busfahrt schließlich das Tierra. Die Parkplatz-Schikane allerdings trübt für einige Besatzungen die Stimmung ganz erheblich, vor allem weil sie so erkennbar grundlos ist. Das Tierra Patagonia ist die Anstrengung der Anreise allerdings mehr als wert! Dazu mehr im nächsten Beitrag im Reisetagebuch!



Bewertung: +6.00 [6]  
 
 




10. November 2023 09:02 Uhr: Von Chris _____ an Jan Brill

Wie kann ATC Flugzeuge "umlenken"? Warum nicht "unable" sagen, VFR fortsetzen und mit Tower/Radio des Flugplatzes direkt sprechen? Oder war das Wetter IMC?

In jedem Fall, man merkt mal wieder, dass das Hobby "Fliegen" eine erhebliche Leidensfähigkeit voraussetzt.

10. November 2023 09:41 Uhr: Von Alexander Callidus an Chris _____ Bewertung: +5.00 [5]

Möchtest Du in einem Land, dessen Strukturen Du nicht kennst, eine Machtprobe mit ATC und Polizei am Boden ausfechten? In einer Situation, in der ganz offensichtlich ein Ranghöherer im Hintergrund Strippen zieht und Millionenwerte als Pfand dienen können?

10. November 2023 10:06 Uhr: Von Alexander Callidus an Chris _____

"In jedem Fall, man merkt mal wieder, dass das Hobby "Fliegen" eine erhebliche Leidensfähigkeit voraussetzt."

Das ist nichts Fliegerei-typisches. Fahr mal mit dem Auto nach Nigeria, Kasachstan, Indien. In den 60ern/70ern noch easy ...

10. November 2023 13:30 Uhr: Von Jan Brill an Chris _____ Bewertung: +5.00 [5]

Wie kann ATC Flugzeuge "umlenken"? Warum nicht "unable" sagen, VFR fortsetzen und mit Tower/Radio des Flugplatzes direkt sprechen?

Ganz ehrlich, weil ich zunächst mal davon ausgehe, dass das was ATC sagt stimmt. Ich denke für die umgeleiteten Teilnehmer gilt das genauso.

Ich habe dann ja genau das gemacht (stur geblieben) und bin in Tobalaba gelandet in der festen Erwartung dort nur die Paxe abzusertzen und dann wieder starten zu müssen. Die Überraschung ein komplett leeres Gras-Parking vorzufinden war entsprechnd groß.

Ditto in Puerto Natales. Man hatte uns an der FBO in Santiago alles mögliche erzählt: Eine große Gulfstream stünde dort und würde das Vorfeld blockieren. Totaler Quatsch. Ein anderer Operator hätte das Vorfeld gemietet. Nochmal totaler Quatsch. Das Vorfeld ist leer. Und unsere zwei Maschinen stehen nicht mal auf dem Vorfeld, sondern auf einer ungenutzten Schotterfläche nebenann (so sah es auch unser Parkplan vor).

Übrigens: Der Handling-Agent Aeroservicio, der uns in Santiago reingegrätscht ist, hatte keinerlei Vorteil davon. Denn Handling ist auch auf dem großen Platz nicht mandatory und die so nett umgeleiteten Crews haben aus unerklärlichen Gründen darauf verzichtet seine "Dienste" dort in Anspruch zu nehmen ... er hat also genau nix an der Sache verdient.

Wie schon gesagt: Chile Misterioso.

Jan

10. November 2023 14:11 Uhr: Von Holgi _______ an Jan Brill
Natürlich hat er nichts verdient, aber aus genau diesem Grund hat er euch das Leben schwer gemacht.
Er will das beim nächsten mal was bei ihm hängen bleibt.
10. November 2023 15:10 Uhr: Von Gerald Heinig an Holgi _______

Natürlich hat er nichts verdient, aber aus genau diesem Grund hat er euch das Leben schwer gemacht.
Er will das beim nächsten mal was bei ihm hängen bleibt.

Du magst natürlich Recht haben, aber ich gehe zunächst immer davon aus, daß es eine einfache und banale Erklärung gibt, frei nach dem schönen Spruch: "Never attribute to malice that which is adequately explained by incompetence".

In meiner begrenzten Erfahrung mit Südamerika (sprich: Brasilien) kam es häufig vor, daß die Leute einem etwas mit absoluter Sicherheit und vollster Überzeugung erklären, was sich als kompletter Bullshit entpuppt. Das ist mir mehrfach passiert und ohne daß es irgendwelche finanziellen oder andere Vorteile für meine Gegenüber daraus ergeben hätten.

Vielleicht wollen sich die Leute wichtiger vorkommen, aus welchen Gründen auch immer, oder es könnte sein, daß es vielen peinlich ist, daß sie einem nicht weiterhelfen können. Bizarr ist es schon.

10. November 2023 15:36 Uhr: Von Thomas R. an Gerald Heinig

In meiner begrenzten Erfahrung mit Südamerika (sprich: Brasilien) kam es häufig vor, daß die Leute einem etwas mit absoluter Sicherheit und vollster Überzeugung erklären, was sich als kompletter Bullshit entpuppt.

Liest Du das Forum hier aus Südamerika? ;-)

10. November 2023 15:55 Uhr: Von Jan Brill an Holgi _______ Bewertung: +5.00 [5]

Natürlich hat er nichts verdient, aber aus genau diesem Grund hat er euch das Leben schwer gemacht.
Er will das beim nächsten mal was bei ihm hängen bleibt.

Nunja, das Problem ist nur: Aeroservicio steht jetzt nicht gerade ganz oben auf meiner Liste von "Handlingagenten die ich beim nächsten Chile-Flug mit Umsatz beglücke".

Bei allen anderen Teilnehmern ist das ziemlich ähnlich.

Jan

10. November 2023 17:05 Uhr: Von Patrick Lienhart an Gerald Heinig
Zitat: "In meiner begrenzten Erfahrung mit Südamerika (sprich: Brasilien) kam es häufig vor, daß die Leute einem etwas mit absoluter Sicherheit und vollster Überzeugung erklären, was sich als kompletter Bullshit entpuppt."

Das hat vermutlich mehr mit GA als mit dem Land zu tun.

;)
10. November 2023 17:06 Uhr: Von Helmut Schwaiger an Jan Brill Bewertung: +3.00 [3]

Hallo liebe Kollegen auf der andern Seite der Welt...

lese jeden Tag mit Begeisterung Eure Einträge.

Hally landings..

Guüße aus Graz

10. November 2023 21:01 Uhr: Von ingo fuhrmeister an Helmut Schwaiger Bewertung: -0.33 [1]

wo liegt denn graz?

10. November 2023 22:51 Uhr: Von Patrick Lienhart an Helmut Schwaiger Bewertung: +1.00 [1]
Dem schließe ich mich an, tolle Reise!
10. November 2023 23:27 Uhr: Von Sven Walter an Jan Brill

... oder auch anderen Nutzern als Wegelagerer äh Handler "empfehle", vermute ich.

Der Fliegerclub in Lima ist echt der Hammer, was Hilfsbereitschaft etc. angeht. Mussten damals leider auch den Ausflug über den Großflughafen machen, der avgaslos war. Lag wohl an der Einmot und Schmuggelverhinderung.

Genießt den Süden, viel Spaß!


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