Soviel sei verraten: die Aussicht vom Pass in Richtung der Himalaya-Riesen war schön, aber nicht wirklich spektakulär. Dies alleine hätte die Anstrengung nicht gerechtfertigt. Die Landschaft erinnerte sehr stark ans Unterengadin - oder genauer an den Ofenpass. Allerdings steht auch auf der Passhöhe noch immer Mischwald; die Baumgrenze ist aber noch viel höher – geschätzt weit über 4.000 Metern. Dies hängt mit dem relativ milden Klima an den Südhängen des Himalaya zusammen. So gibt es zum Beispiel in Paro (2.500 MüM) nur an wenigen Tagen Schnee, welcher überdies kaum liegen bleibt, so dass der Flugplatz keine Geräte zur Schneeräumung benötigt.
Eigentlich hätte ich noch vorgehabt, eine Platzvolte in Paro zu fliegen, um im Falle einer Wiederholung der Reise auf frühere Erfahrungen hinweisen zu können. Das Luftamt bewilligte mein Ansinnen zwar, aber das Militär hätte die Zustimmung auch noch geben müssen, und dies dauere mindestens eine Woche.
Am späteren Nachmittag wurden uns Gho bzw. Kira ins Zimmer gebracht und eine Hotelangestellte – im Falle von Vero sogar eine Bedienstete des königlichen Hofes – half uns in diese Kleider, mit denen wir dann zum Bogenschiessen antraten. Klar: die Kleider sassen besser als die Pfeile - schliesslich sind sie so weit, dass sie sich jeder Körperform anpassen, aber die Herren der Schöpfung waren mit ihren unbedeckten haarigen Beinen nicht wirklich eine Augenweide.
In Bezug auf die Fortsetzung des Programms waren wir etwas skeptisch – es ging um Tanz. Beim Bogenschiessen hatten wir eigentlich auch eine Demonstration erwartet und uns in der Rolle der Zuschauer gesehen. Da wir dann aber aktiv teilnahmen, stellte sich die Frage, ob wir auch selber tanzen müssten. Schnell hatten die ersten plausible Dispensationsgründe ausgeheckt, aber es zeigte sich dann, dass eine Volkstanzgruppe den aktiven Part übernahm; in ihren pittoresken Kleidern und mit ihren furchterregenden Masken tanzten deren Mitglieder um ein uns wärmendes Feuer. Nur am Schluss erwartete man unsere Teilnahme, was dann aber die Qualität der Darbietung dramatisch reduzierte..
Wir hatten mit unserem Guide vereinbart, dass er uns zum Nachtessen ins Restaurant eines Freundes führen würde; in einem optisch schrecklichen Lokal assen wir aus Plastikgeschirr ein bhutanesisches Menu. Wir kannten nichts ausser dem Reis, und noch der war fremd, weil rot, aber es war das beste Essen der ganzen Reise. Ungläubig zahlte am Ende jeder dafür umgerechnet 10 Euro.