Einige Reisende wollten ihren Flugzeugen einen Besuch abstatten – wieviele davon wirklich etwas holen oder kontrollieren mussten, und wieviele ihr Flugzeug nur kurz streicheln wollten, weiss ich nicht. Bemerkenswert war jedenfalls, dass wir keiner einer Security-Kontrolle unterzogen wurde, obwohl die Detektorgeräte lautstark warnten.
Der Strasse endete in einem Hochtal hinter ca 20 km hinter der Stadt Paro – ein Bijou, welches in der Schweiz mit dem Wackerpreis ausgezeichnet würde. Zunächst lief sie aber parallel zur Piste auf halber Höhe einem Abhang entlang. Natürlich musste der Fahrer zweimal anhalten, weil jeder noch einige Photos der auf dem Vorfeld eng geschachtelten Flugzeugen machen wollte. Und dann konnten wir sogar den Start eines Airbus von oben verfolgen: nach 1.500 m Rollstrecke hob er ab, 5 Sekunden danach begann er eine Linkskurve von 45 Grad, weitere 25 Sekunden später eine Rechtskurve von 135 Grad. Auf dem Heimweg konnten wir noch den Anflug auf Piste 15 studieren: dort bleiben nach dem Umfliegen des letzten Hindernisses etwa 400 m für eine 30 Grad Kurve und das Aufsetzen. Somit ist klar: mit jedem Flugzeug, welches grösser oder schneller ist als eine Piper Cub, sind Start und Landung anspruchsvoll.
Es wurde Mittag bis wir den Aufstieg antreten konnten. Da schon tags zuvor eine Vierergruppe von uns den Tempel besichtigt hatten, wussten wir, was uns erwartete: ein steiler Aufstieg von 2 Stunden Dauer, lange Steintreppen, schwindelerregende Schluchten. Nach einer Stunde waren die 500 Meter Höhendifferenz bezwungen; wir waren beim Tempel angekommen und hatten nichts von alledem gesehen.
Da ich etwas auf den Rest der Gruppe warten musste, gab ich einer Filmequipe aus Hongkong ein Interview. Es ging um die Frage, welche Bedeutung Bilder für mich hätten. Meine Antworten waren nicht besonders schlau, aber auf mehr als 3.000 Meter kann man nicht mehr mit der vollen Funktionstüchtigkeit des Gehirns rechnen.
Der Tempel dürfte eine der meistphotographierten Sehenswürdigkeiten Bhutans sein – zu recht. Ihn zu beschreiben erübrigt sich demzufolge. Nur dies: er wurde im 17. Jahrhundert erbaut, brannte im Jahr 1998 teilweise ab und wurde erst 2004 wiederaufgebaut. Dem nichtinformierten Betrachter entzieht sich die Erkenntnis welche Teile neu sind. Der ganze Bau wirkt aus einem Guss.
Die Rückfahrt war nicht viel weniger lang als der Hinweg: einerseits wegen der Reparaturbedürftigkeit der Strasse, dann aber auch, weil wir der Reisernte mit einem kleinen Vollernter zuschauen mussten – wenn schon keine Flugzeuge, dann wenigsten Landwirtschaftsmaschinen.
Bis wir zurück im Hotel waren, war es Nacht. Zu unserer Verwunderung durfte der Bus die Vorfahrt nicht benützen, und in der Lobby wurden wir mit Spalier stehenden Würdenträgern und mit Blumenteppichen empfangen. Das Spalier galt aber nicht uns. Die Nachfrage ergab. dass der König für 19 Uhr zur einer Hochzeitsfeier innerhalb der Familie (die Schwester der Königin heiratete den Bruder des Königs) erwartet wurde. Vor Begeisterung trat Ulli ungebremst vor allen Zuschauern in den zentralen Blumenteppich.
Später warteten wir wieder, nicht auf den König, sondern darauf, dass die Band im Garten endlich Ruhe geben würde – man hörte nicht einmal die Hunde.