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27. April 2005 Jan Brill
Technik: Motorschaden
Das fliegende Zebra
Unsere Twin Comanche ist wieder in der Luft! Nur wenige Minuten nach dem Erstflug des A380 hob auch unser Redaktionsflugzeug nach sechswöchiger Zwangspause wieder ab. Weniger Medieninteresse zwar als beim Airbus, aber ein mindestens ebensogrosses Wunder! Mit an Bord: zwei Zebramotoren im modischen Lycoming/Millennium Zylindermix!

Stand schon viel zu lange: Das Redaktionsflugzeug | Aber der Reihe nach: Die Vorgeschichte ist bekannt. Grundüberholtes Triebwerk, Vorbereitungstrip nach Laos, Zylinderschaden in Amman, Heimflug und noch mehr Zylinderschaden in Straubing. Insgesamt 9 nagelneue Zylinder hatten sich seit Dezember an unseren grundüberholten Triebwerken aufgearbeitet, über die Details wurde ausführlich berichtet. Auch darüber, dass inzwischen eine zweite Twin Comanche aufgetaucht ist, die ebenfalls gerade einmal 70 Stunden seit GÜ ein ähnliches Schadensbild an allen 8 Zylindern zeigte.
Nun muss man bei aller Frustration über die Tatsache, dass ein Flugzeug, das 40 Jahre relativ problemlos flog nun nach einer 35.000 Euro Gundüberholung im wesentlichen durch Standzeit auffällt fairerweise sagen, dass der Hersteller und Lieferant der Millennium Feinguss-Zylinder, die US-Firma Superior Airparts in diesem Fall ihre Verantwortung gegenüber dem Kunden ernst nimmt und tatkräftig bemüht ist die Ursache für das Problem zu ergründen.
<77Y1>Das dies nicht ganz trivial ist, das zeigt schon die hitzige Diskussion zu diesem Thema hier und in anderen User-Foren. Warum die Zylinder versagen, darüber gibt es nach wie vor reichlich Vermutungen, aber keine gesichteten Erkenntnisse. So war meine erste Reaktion nach dem Auftauchen der zweiten Comanche mit ähnlichen Kratzspuren denn auch das Thema Feingusszylinder abzuhacken und auf die eine oder andere Weise an 8 stinknormale Lycoming-Zylinder samt Einbau zu kommen.
Ergebnisorientierte Vorschläge seitens des Zylinderherstellers
Als aber klar wurde, dass man bei Superior wirklich ergebnisorientiert an die Ursachenforschung ging wurde der Plan geändert. Neben unfangreichen metallurgischen Analysen die noch im Gange sind schlug Superior eine etwas ungewöhnliche aber dennoch viel versprechende Versuchsanordnung vor: Die beiden IO-320 unserer PA30 sollten für eine Zeit mit je zwei Lycoming-Werkszylindern und zwei Millenium-Feingusszylindern ausgerüstet werden. Das Ergebnis würde in jedem Fall wertvolle Hinweise auf die Quelle der Problematik liefern. Meine Bedingung: Am Ende der Aktion werden die Motoren mit acht gleichen Zylindern meiner Wahl bestückt und die Gewährleistung bleibt unberührt. Superior und die dänische Sun-Air gingen darauf ein, der Deal war abgemacht. Dass die US-Firma dabei die Anfallenden Material- und Arbeitskosten übernahm erleichterte die Entscheidung natürlich - nicht nur für uns sondern auch für den Motorenüberholer, die dänische Sun-Air...
Es geht Pilot und Flugzeug aber auch darum, hier das beste aus einer ärgerlichen Situation zu machen und mit unserem Redaktionsflugzeug im Sinne der Leser und der gesamten AL dazu beizutragen dass wir etwas sicherer und zuverlässiger fliegen.
<77Y2>Am Samstag nun baute einer der unermüdlichen Techniker der dänischen Sun-Air die Zebra-Engines in Straubing auf. In der Folge wurde - unter leichtem Zähneknirschen des Halters (siehe PuF 2005/05) noch der neu bestellte EDM-760 Triebwerksmonitor installiert und schließlich erhob sich die Twin Comanche heute in den regenverhangenen Himmel über Niederbayern, zum ersten Flug seit der Rückkehr aus Amman.
Wir werden also in den nächsten Wochen den ultimativen Zylindershootout erleben. Lycoming oder Superior, dass ist hier die Frage. Wichtiger ist es aber noch, dass durch diese Anordnung das erneute Auftreten des Schadensbildes wertvolle Hinweise auf die Ursache der Problematik liefern wird. Sind nur die Superior-Zylinder betroffen, oder beide? Oder verschwindet das Problem nun gänzlich? In jedem Fall wird sich die Suche nach den Ursachen danach weiter einschränken lassen.
Superior nimmt uns gegenüber seine Verantwortung für Kunde und Produkt war. Tatsächlich bin ich froh nicht nur acht neue Zylinder vor die Haustür gestellt zu bekommen, sondern auch feststellen zu können, dass man der Ursache herstellerseitig auf den Grund geht. Der Versuch jedenfalls, den wir in den nächsten Monaten mit unserem wackeren Redaktionsflugzeug fliegen werden wird in jedem Fall zur Objektivierung der nervigen Zylinderdiskussion beitragen.
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Achtung Herr Brill! Sie schreiben: "In der Folge wurde - unter leichtem Zähneknirschen des Halters (siehe PuF 2005/05) noch der neu bestellte EDM-760 Triebwerksmonitor installiert"
Stellen Sie sicher, dass Sie noch ein EDM mit "alter" Firmware bekommen. Seit kurzem hat JPI seine Firmware so abgeändert, dass die Daten NUR NOCH mit der JPI-eigenen Software ausgelesen und angezeigt werden können. Ein Export in das CSV-Format und damit nach Excel und EGView ist somit nicht mehr möglich!
Achtung auch an alle Nutzer die heute ein EDM benutzen. Ich habe gehört, dass bei jedem Update und jeder Reparatur bei JPI diese neue Firmware aufgespielt wird.
Ich würde keinen Update vornehmen lassen! EGView ist aktuell einfach die beste Auswertesoftware.
MfG TF
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Ich habe es ja vermutet: Als Chefredaktor kriegt man auch mal 8 Gratiszylinder...
Jedenfalls haben Sie es gut durchgezogen. Alle haben das Gesicht wahren können! Ich hoffe von Herzen, dass uns allen aus Ihrer Erfahrung ein Vorteil erwächst.
Ach, noch: Ich bleibe dabei, Ihr Oel war zu heiss!
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Es wäre interessant zu erfahren, ob die beteiligten Firmen diesen Kulanzaufwand auch getrieben hätten, wenn es nicht um die Redaktionsmaschine der besten Fachzeitschrift für Fliegerei gegangen wäre. Ich war bei der Aero auf dem Stand von Sun Air und habe die Leute dort mit diesem Thema konfrontiert ... Antwort: "Es wird sich aufklären, dass wir damit nichts zu tun haben und das die Qualität der Milleniumzylinder einwandfrei ist". Und weiter "Wir werden an unserer Vorgehensweise nichts ändern" .... warum auch? Schließlich hängen ja UNSERE Ärsche auf 5000 Fuß, wenn die Latte stehen bleibt. Ich persönlich werden meinen Lycoming fliegen, bis die Zylinder sich auflösen (notfalls mache ich statt 50 h eben 25 h-Kontrollen).
Georg Winkler Aviationteam Deutschland
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Sehr geehrter Herr Brill,
Wie ist eigentlich der Stand der Dinge? Üblicher Vorführeffekt, d.h. egal, wie bunt die Zylindermischung - alles funktioniert seither bestens? Oder haben Sie stattdessen inzwischen schon die n-te Testgarnitur Milleniums von Sun-Air erhalten? (n = ?)
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Hallo Herr Brill,
gibt es eigentlich schon irgendwelche tiefergehenden Erkenntnisse?
mfg Martin
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Hallo,
geht das ganze Thema jetzt tatsächlich in Vergessenheit unter?
Bin ich der einzige, den das noch interessiert?
Viele Grüße
Martin
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Ja, ich frage mich auch langsam... Erst ein Riesenbrimborium, und jetzt das Schweigen im Walde. IRGENDWELCHE neuen Erkenntnisse muss es doch geben. Oder wird die N7311Y nicht mehr geflogen? Kann ich mir nicht vorstellen. Einige Stunden sollten nach knapp 4 Monaten mit den neuen Zylindern schon zusammengekommen sein, und dann gibt es wieder Verschleiß-Erscheinungen, oder eben nicht. Nur, dass PuF sich trotz diverser Fragen nach dem Stand der Dinge ausschweigt. Merkwürdiges Verhalten! Riecht für mich langsam danach, dass Herr Brill vielleicht doch nicht ganz unschuldig an dem Desaster war!? Aber sonst war er doch auch immer eher selbstkritisch und stand zu seinen Fehlern. Hier nun plötzlich nicht mehr. Wie gesagt, sehr merkwürdig. Stößt mir irgendwie sauer auf, langsam.
Roland Winde D-EMWL EDXQ
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Sehr geehrter Herr Winde,
Ihre Spekulationen zu "Schuld" in diesem Fall gehen ins Leere. Zur Information: In der letzten Aprilwoche wurden die Zebra-Zylinder (halb Lyc., halb Superior) eingerüstet. Soviel fliegen wir übrigens auch nicht mit der PA30. Seitdem sind 40 Flugstunden vergangen. Klar ist schon jetzt, dass die Superor-Zylinder in dieser Konfiguration einen deutlich stärkeren Verschleiss aufweisen als die Lycoming Zylinder.
Soviel zum Befund. Warum das so ist - und ich denke das ist die wesentlich interessantere Information - wird noch analysiert. Leider braucht das Zeit - ich hätte auch gern alle Antworten gleich und sofort und endgültig, aber das gibt's nur beim Papst.
Nun zu Ihrem Stil:
Merkwürdiges Verhalten! Riecht für mich langsam danach, dass Herr Brill vielleicht doch nicht ganz unschuldig an dem Desaster war!?
Was soll das? Ich finde Ihre Art hier Vermutungen mit Halbwissen zu kombinieren höchst befremdlich. Dann psychoanalysieren Sie weiter:
Aber sonst war er doch auch immer eher selbstkritisch und stand zu seinen Fehlern. Hier nun plötzlich nicht mehr. Wie gesagt, sehr merkwürdig. Stößt mir irgendwie sauer auf, langsam.
Wenn Ihnen das "sauer aufstößt" - wieso haben Sie mir dann nicht gemailt oder in der Redaktion angerufen und gefragt: "Was machen die Zylinder?".
Ich kann nicht jedes Heft mit öligen Schlüssellochbildern aus dem Innenleben der PA30 vollmachen. Es gibt auch noch andere Themen und über die Zylinder wird berichtet wenn wir in der Sache etwas wissen - Vermutungen gibt's ja bekanntlich schon genug in dieser Sache...
MfG, Jan Brill
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Liebe Kollegen,
So kommen wir nun wirklich nicht weiter! Auch mich interessiert dieses Thema brennend, denn in absehbarer Zeit ist mein Lycoming auch reif für´s Zylinderziehen. Dennoch, es bringt nichts, sich hier im Forum aufzuführen, wie unsere Kids in ihren Chats. Ohne Jan Brill und PuF mit ihrer investigativen journalistischen Arbeit wären die meisten von uns noch der Überzeugung, Millenium-Zylinder seien das Beste, was nach dem Flugzeug selbst jemals erfunden worden sei ... oder ? Immerhin sitzen nicht wir in der Turbo Twin Commanche, sondern Jan und seine Kollegen und ... mal ehrlich ... ich möchte nicht mit denen tauschen, wenn´s auf einmal an beiden Seiten ölt und kracht ... Ihr vielleicht? Na also! Warten wir also ab und üben derweil mit unseren Fliegern, um noch bessere Piloten zu werden.
Georg Winkler Aviationteam Deutschland
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Der Spruch von 'Winde' war ja nicht gut - man darf aber auch nicht alles auf die Goldwaage legen.
Ich auf jeden Fall hatte den Eindruck, dass das Thema in Vergessenheit gerät. Und ehrlich gesprochen, mich hat es auch was verwundert, dass so lange Zeit nichts mehr zu hören war. Immerhin hat der in Jordanien ausgetauschte Zylinder nach bereits 10h schon deutliche Spuren gezeigt. Seitdem sind 4 Monate vergangen ohen eine einzige Zwischeninfo.
Wahrscheinlich ist jeder mit einer eigenen Maschine brennend daran interessiert, wie die ganze Geschichte ausgeht.
Martin
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Sehr geehrter Herr Winkler, sehr geehrter Herr Haag,
Sie können sicher sein, dass ich ein ernormes Interesse an der Aufklärung des Zylinderversagens habe. Schon aus geschäftlichen Gründen. Überlegen Sie: Wir fliegen am 6.10. mit dem Teil Richtung Peking!
Nicht zuletzt aber auch deshalb, weil ich selber in Ausgabe 2005-02 eine Empfehlung zu Gunsten der Millenium-Zylinder abgegeben habe, damals aufgrund des Feingussverfahrens. So wie es aussieht lässt sich diese Empfehlung momentan nicht aufrecht erhalten.
Auch darüber werden wir unsere Leser offen und zügig informieren. MfG, Jan Brill
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Guten Tag allerseits
Worüber ich mich geärgert hatte war die Tatsache, dass wiederholte Nachfragen zu dem Thema über 6 Wochen lang seitens PuF schlicht ignoriert wurden. Ein Einzeiler hätte doch gereicht: "Tut uns leid, Leute, es gibt noch nichts Neues.".
Was die Diktion betrifft, ok, so ganz schick finde ich es im Nachhinein auch nicht. Andererseits ist das genau der Ton, den PuF selber gerne praktiziert, mit dem Hinweis, dass nur so "etwas passiert". Und genau das hat hier ja sogar funktioniert; nun haben wir das, worauf wir lange gewartet haben: Informationen.
Wobei ich die Reaktion des sehr geehrten Herrn Brill doch als etwas übertrieben empfinde. Als langjähriger Abonnent schätze ich seine Artikel sehr, gerade die selbstkritischen, die sich mit gemachten Fehlern auseinandersetzen und mich wissen lassen, dass auch professionelle Vielflieger nicht frei von Fehlern sind. Nur deswegen mein "psychoanalytischer" Ansatz.
Wie auch immer, nichts für ungut, happy Landings, und trotz allem uns allen noch viel Spaß am Fliegen Roland Winde D-EMWL EDXQ
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Schön, dass wir jetzt alle etwas erreicht haben: Festzustellen, dass wir hellwach sind und dass das Thema weiterhin gebührend beachtet wird. Ich möchte wirklich nicht mit Ihnen tauschen, Herr Brill, und mit diesem "Pulverfaß" nach China fliegen ... ist ja an sich schon Abenteuer pur, aber dann auch noch mit dem Zebra ... Da fliege ich doch lieber weiterhin zum Fischessen nach Borkum oder zum Snobs anschauen nach Sylt ... Was mich aber brennend interessieren würde, ist die Frage, was die Leute von Millenium und Lycoming zu all den Problemen sagen ... auf der Aero hat man mit mir bei Lycoming nicht mal gesprochen ...wenn ich so mit meinen Kunden umgehen würde, hätte ich keine mehr und wäre froh, noch Fahrrad fahren zu können statt zu fliegen ...
Georg Winkler Aviationteam Deutschland
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Hallo Herr Winkler,
was Sie bezüglich Lycomming und Aero sagen kann ich in keinster Weise bestätigen. Mit mit sprachen die Vertreter (alles Amis) lange und sachlich über die Motoren und Flugzeuge. Auch wurde ich dann gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Dort wurde viel gefragt, was wir uns so alles für unsere Motoren wünschen bzw. ich habe auch das es einen Diesel seit längeren geben soll (wurde weder verneint noch bejaht). Da wurde nach Elektronikzündung gefragt, Serviceleistung usw. Ich denke, das Lycomming merkt, das der europäische Markt Alternativen sucht und auch langsam produziert.
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Dann bin ich froh, dass auch andere Erfahrungen gemacht wurden (ich habe nämlich schon Angst, dass ich irgendwann nicht mehr weiß, was für einen Motor ich in meine Arrow einbauen soll). Ich stand ca. 20 Minuten wie blöd auf dem Stand und als dann jemand kam, deutete ich an, ich wolle mit Lycoming über die Qualitätsprobleme an Kurbelwellen und Zylindern sprechen. Man bedeutete mir, zu warten und während ich auf dem Stand hin und her lief, verkroch sich mein Gesprächspartner in einer Ecke hinter einen Tisch. Nach weiteren 10 Minuten des Wartens war ich´s leid und ging. Vielleicht hatte ich einen ungünstigen Moment erwischt ... kann ja bei Messen vorkommen. Ich werde es bei der nächsten Gelegenheit erneut versuchen!
Georg Winkler Aviationteam Deutschland
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