Es scheint branchenspezifische Unterschiede zu geben.
Weil Du das Oberarzt-Beispiel erwähnt hast: ein OA verdient incl. allem etwa/knapp das doppelte eines FH-Profs und ca 130% eines W3-Universitätsprofessors.
Zumindest in der Medizin besteht schon ein Fachkräftemangel. In Krankenhäusern, die nicht in attraktiven Regionen liegen oder gar etwas auf dem Land, ist es je nach Fachrichtung sowohl als Kollege als auch als Patient schwer, etwas komplexere Inhalte auf Deutsch zu besprechen. Das sollte erstmal nicht mit der medizinischen Qualität korrelieren ... es gibt jedenfalls Regionen, in denen ich lieber keinen Unfall haben möchte.
Zur vermeintlich nicht ausreichenden Bezahlung: es gibt in den Krankenhäusern und im niedergelassenen Bereich de facto schon jetzt einen teilweise gravierenden Ärztemangel. Einige Kleinstädte werden in den nächsten 1-3 Jahren keinen hausärztlich tätigen Arzt mehr haben. Keinen. Die Arbeitsdichte in Krankenhäusern ist schon jetzt an einigen Ecken problematisch.
Aber, und so langsam komme ich auf den Punkt: die Zahl der Ärzte ist in den letzten Jahren/Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Es gibt keinen Mangel an Menschen, sondern an Arztzeit. Die Stunden, die ein Mensch nach dem Abschluss des Medizinstudiums arbeitet, ist kontinuierlich gesunken. Wenn Vollzeit-Erwerbsquote auf dem Niveau der 90er/2000er Jahre läge, gäbe es keinen Ärztemangel. Dazu braucht man gar nicht die kulturbedingten Überstunden von damals zurückwünschen. Das liegt daran, daß die Medizin weiblicher geworden ist, mehr Ärzte Kinderpause machen und zusätzlich daran, das jüngere Kollegen weniger arbeiten wollen und müssen. Wollen wg. Work-life-Balance und müssen, weil das Geld auch mit einer 75%-Stelle ausreicht und bei etwas Einschränkungen auch einer eine Arztpaares zuhause bleiben kann. Karriereschädlich ist Teilzeitarbeit auch nicht mehr, so gibt es kaum Gründe dagegen. D.h. die Bezahlung der Ärzte ist unter diesem Blickwinkel eher "zu gut" - sie haben es nicht mehr nötig.
Gleichzeitig sehe ich ein Gerechtigkeitsproblem: früher (90er) waren Akademikergehälter gleich, ob Du nun Lehrer, Naturwissenschaftler, Arzt oder angestellter Jurist warst. Noch weitere mangelgetriebene Besserstellung der Ärzte finde ich nicht gerechtfertigt.
Falls es jemanden in den Fingern juckt: ich fand immer und finde auf jeder Hierarchiestufe die Bezahlung der Ärzte wirklich ausreichend, als Weiterbildugnsassistent, als Facharzt, Oberarzt oder Chef. Damals als Assistenzarzt hatte ich mir ein Flugzeug gekauft. das billigste flugfähige, das es damals auf dem deutschsprachigen Markt gab. Dafür war das Auto alt.
So what.