Hallo Michael,
tatsächlich stellt die von Dir gestellte Frage eine ziemliche Herausforderung dar. Die Pathophysiologie - oder in diesem Fall einfach Physik - ist ja offensichtlich: Die in den durch eine Erkrankung gebildeten Lungenblasen (Bullae) eingeschlossene Luft dehnt sich mit abnehmendem Umgebungsdruck aus. Hieraus resultieren mehrere potentielle Probleme:
- Probleme bei der Atmung durch Verdrängung umliegenden Lungengewebes (Dyspnoe). Potenziell (sehr) unangenehm, aber nicht sofort bedrohlich
- Rupturgefahr. Hierdurch kann eine Verbindung zwischen der Lunge und der umliegenden Thoraxhöhle (Pleuraspalt) entstehen. Der Resultierende sog. Pneumothorax verursacht teilweise schwere Atemnot (Dyspnoe), ausserdem kann es zu einem Ventilmechanismus kommen, bei dem Luft durch die rupturierte Bulla in den Pleuraspalt gelangt, aber nicht mehr zurück. Dies resultiert in einem "Aufpumpen" des Pleuraspaltes mit Luft und einem lebensbedrohlichen sog. Spannungspneumothorax, bei dem die Lunge, das Herz und alle im Thorax verlaufenden Gefäße komprimiert und verdrängt werden. Ohne sofortige Entlastung verläuft dieser potenziell tödlich.
Die vorherigen Antworten haben bereits viele wichtige Punkte erwähnt. Die Kabinenhöhe liegt zwischen 6000-8000ft, also 1800-2400m. Nicht unerheblich ist die Geschwindigkeit, mit der diese Höhe erreicht wird, da sich eventuell vorhandene Bullae schneller oder langsamer ausdehnen. Da nicht unbedingt klar ist, ob und wie diese Bullae mit der restlichen Lunge kommunizieren, kann man nur schwer beurteilen, ob und wie dort ein Druckausgleich stattfinden kann. Die Dauer eines Fluges ist medizinisch gesehen eigentlich unerheblich; allerdings begibt man sich im Flugzeug eben in eine Umgebung, aus der man nicht "mal schnell" wieder herauskommt. Ob ein Kurzstreckenflug aufgrund der einfacheren Möglichkeit zur Diversion jetzt in der Risikoabschätzung anders zu bewerten ist als die Langstrecke - da tue ich mir schwer. Ich denke dass es eine grundsätzliche Entscheidung sein sollte, ob man sich in eine derartige Umgebung begeben möchte.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dynamik einer derartigen Erkrankung. Es ist nicht davon auszugehen, dass ein zum jetzigen Zeitpunkt erhobener Lungenbefund langfristig stabil bleibt, daher wird man den Status der Erkrankung regelmäßig überprüfen müssen. Andererseits verstehe ich Deine Frage so, dass Bullae in der Lunge bei der Erkrankung "möglich" sind - aber sind sie denn in Eurem Fall nachgewiesen? Falls nein müsste eine Schnittbildgebung (z.B. Lungen-CT) hierüber Aufschluss geben können. Basierend darauf kann man wahrscheinlich eine gute individuelle Risikoabwägung durchführen. Eine Druckkammerfahrt wird Euch leider keine Sicherheit geben - wenn die "gut geht" ist das keine Garant dafür, dass bei der nächsten Druckänderung nicht doch eine Bulla platzt.
Disclaimer: Die hier genannten Informationen stellen nur allgemeine Überlegungen zur Pathophysiologie der Lunge dar. Sie ersetzten keine individuelle Gesundheitsberatung, Diagnostik oder Therapie.