1. Energieversorgung gesichert? Hast du wahrgenommen, dass die Industrie die Produktion deutlich runtergefahren hat und dass alle Länder mit ähnlicher Wirtschaftskraft wachsen, während wir schrumpfen?
Stimmt zwar, aber da waren wir vorher besser in der Krise, das ist der Grund für den Einbruch, nicht so sehr die gestiegenen Energiekosten - die waren letztes Jahr noch deutlich krasser. Die anderen Länder haben also Nachholeffekte. Das freut mich für die, aber wenn bei uns Kurzarbeitergeld und andere sinnvolle Wohltaten bei der ersten Pandemie in über 100 Jahren passieren, gibt's halt Verzerrungseffekte, bis die Lieferketten wieder laufen und sich alles einpendelt. (da stört mich eher, dass man in der Zeit nicht massiv entbürokratisiert hat, damit unser Parlament mal endlich was Sinnvolles in Selbstbeschränkung macht. Fällt uns als Flieger und vielen als Selbständige ja besonders krass auf, wie man überflüssigerweise gegängelt wird). Es hängt also nicht mit der Sicherung zusammen: Die war so radikal notwendig, weil das jahrelang vorher bewusst sabotiert wurde, Stichwort "Bermudedreieck der Energiewende" im WiMi. Kann man gerne mal nachlesen. Hätten wir letztes Jahr drei nichtstuende, nur herumdümpelnde, aber ans Ferngasnetz angeschlossene FSRUs gehabt, wären die Ausschläge auch nicht so extrem gewesen.
2. Energiewende beschleunigt? Die Stromimporte sind im Sommer eklatant gestiegen. Das wird damit begründet, dass wir eben marktwirtschaftlich agieren. Man fragt sich allerdings: warum importieren wir "günstigen" Strom, wenn wir über Monate einen Anteil erneuerbarer Energien von um die 80% haben und diese erneuerbaren Energien ach so günstig sind...
Weil das jahreszeitlich bedingt fast immer so ist. Bekommt man bei Tichy, Bild, Welt etc. halt nicht mit. Aber die Daten liegen da komplett offen. Letztes Jahr war Strom auch deswegen teuer, weil wir Frankreich aus der Patsche halfen. Verzerrt die Exportbilanz massiv nach oben, wenn dort AKWs ausfallen zu über 60% oder so (wie war das noch, 26 von 57 Reaktoren lifen noch? Zahl dürfte halbwegs hinhauen, ist aus dem Kopf). Wir haben immer noch eine deutlich höhere gesicherte Leistung, aber wenn in Dänemark Windstrom oder Frankreich Atomstrom gerade günstiger ist, liegt das am Wind oder der Tageszeit, nachts. Spart CO2, ist günstiger für den Endkunden, und wäre viel weniger, wenn wir beim Ausbau EE nicht vorher perverse Fußangeln von Union und FDP bekommen hätten. Abgeregelt wird da jedenfalls nur (und das zu einem geringen Anteil), wenn es nicht genug Leitungen gibt; oder genug E-Autos, die mit verschenktem Strom geladen werden; oder genug Häuser mit intelligenten Zählern, die das Brauchwasser fast geschenkt aufheizen; oder Supermärkte, die dann halt die TK-Bereiche von -21°C auf -40°C absenken etc. Sektorkopplung halt.
Wenn du es wirklich wissen willst, die Statistiken sind dank ENTSO-E komplett transparent offen einsehbar.
3. Hast du mitbekommen, dass Kollege habeck 50 Gaskraftwerke bauen will?
Siehe Michael.
Und ganz allgemein: dass die AfD bei 20% steht ist angekommen?
Ja, und das beste Mittel dagegen wäre aufgeklärte, sinnvolle, langfristige Politik gewesen. Gilt für Wärmewende, Verkehrswende, Energiewende und Migrationspolitik. Grundvoraussetzung dafür sind aufgeklärte Wähler, die sich sachlich korrekt informieren und ihren Parteien die Hammelbeine langziehen. Wird schwer, wenn publizistisch Kontrafaktisches in die Köpfe einträufelt, Jahr für Jahr. Hätte man Griechenland, Italien und Belgien mit Fug und Recht nicht in den Euro gelassen wegen massiven Verstoßes gegen die Maastrichtkriterien, gäbe es keine Professorenpartei AgD am Anfang. Betreibt man die Wärmewende seit den Ölkrisen, die Verkehrswende anteilig bitte auch, ist das Thema ideologiefrei. Dann bleibt nur noch die Energiewende selbst, die sich gerne am Stand der Technik orientieren darf. Und nur dem plus Volkswirtschaft. Danach ist die AfD eine "Modeerscheinung" wie REPs, DVU, PRO in HH etc. Latent haben wir nunmal 15% Rechtsaußen, die muss man durch konstant gute Politik unter 5% bekommen. Mit einer Union unter Merkel, die der SPD das Wasser abgreift und die Konservativen zu sehr liberalisiert, wird sowas nix. Traurig, aber simpel.