Lieber Hubert,
jedem das Seine und Dir das schlechte Öko-Gewissen. Wenn es dafür sorgt, dass wirklich Unnötiges unterbleibt, dann ist das auch völlig okay. Und ja: Es gibt auf der Welt nichts Gutes, außer man tut es. Oder - wie bei der Emission von CO2 - man vermeidet es selbst. Soweit es eben Sinn macht: 60 % Cruise Power bringen uns bei den meisten Flügen auch nicht viel langsamer ans Ziel als 75 %, verringern aber den spezifischen Verbrauch und damit den Ausstoß. Der vollständige Verzicht auf Dinge jedoch, die uns das Leben lieb und teuer machen, ergibt allerdings überhaupt keinen Sinn: Weder ändert sich dadurch die Dynamik des Klimawandels, noch beschleunigt es die Suche nach Lösungen, die helfen das Eine (z.B. individuelle Freiheit und wirtschaftlicher Wohlstand als wesentliche Triebfedern für Fortschritt) mit dem Anderen (z.B. weitere Reduzierung von Emissionen und Entwicklung von Wegen, wie die Menschheit mit den tatsächlich unvermeidbaren Konsequenzen des Klimawandels besser zurecht kommt) zu verbinden. Ganz im Gegenteil: Diejenigen Formen weltfremder Selbstaufgabe und radikaler Verzichtskultur, die uns unreife Schulschwänzer, pupertierende Klimakleber oder polemisierende Fernseh-Redakteure aufdrängen wollen, birgt u.a. das Risiko in sich, dass wir unseren vor allem wirtschaftlich begründeten Einfluß in dieser Welt verlieren. Etwa auf diejenigen Volkswirtschaften, die in Sachen Klimaschutz ebenfalls noch ne ordentliche Schippe drauflegen müssen. Der ist nämlich ebenso ein globales Phänomen wie der wirtschaftliche Wettbewerb.
In Kurzform: Schlechtes Gewissen schön und gut: Verzicht ist aber erst recht keine Lösung!