Es lässt sich schwer beantworten was uns jetzt bevor steht - weil wir so etwas ähnliches in der Geschichte wohl auch noch nicht hatten. Anders als in den Naturwissenschaften folgt Geld ja keinen festgelegten Gesetzen, sondern ist ein Stück weit "subjektiv" und die Verhältnisse und Beziehungen können sich schnell ändern (siehe Rubel nach den Sanktionen).
Es gab mehrere Maßnahmen, die Zentralbanken getroffen haben und aus meiner Sicht die aktuelle Situation der Inflation befeuern: Aufblähen der Bilanzen bei den Banken (d.h. die Banken haben sich in den Wertpapiermarkt eingemischt und Titel gekauft was natürlich die Preise befeuert; siehe https://tagesgeld.info/statistiken/bilanzsummen-der-zentralbanken/ ), eine anhaltende Nullzinspolitik und eine "Auflockerung" was denn für Wertpapiere bei den Zentralbanken hinterlegt werden dürfen. Es verfehlt schon den Sinn und Zweck einer Zentralbank, wenn man dort nach belieben die Schuldverschreibungen der Länder aufkauft und deren Ausfallrisiko trägt und auf die "Währung umwälzt". 2004 lag die Bilanzsumme der EZB bei 1 Billionen, 2022 waren es 9 Billionen. Bei der Fed im Prinzip das gleiche. Und auch in China ist das ähnlich. Dazu kommt eine zunehmende Ausgabenwut der Regierungen mit irgendwelchen Paketen, die durch Steuerschulden finanziert werden. Dieses Geld wird natürlich auch ausgegeben und "konkurriert" so mit "Nicht-Subventionsgeld". Wenn man Geld für den energieeffizienten Bau von Häusern bereitstellt - dann steigen auch einfach die Baukosten. Das kann man sehr schön beobachten. Wir haben also eine EZB die Wertpapiere auf dem freien Markt kauft, Staaten, die mit Milliarden um sich werfen und sich immer weiter verschulden und eine Nullzinspolitik (= sonst würden ja die Länder im Süden noch hops gehen) -> es ist sehr viel Geld im Umlauf, es kann viel auf Pump finanziert werden -> der gleichen Wirtschaftsleistung steht deutlich mehr und deutlich günstigeres Geld gegenüber. Das nennt man dann Inflation.
War es alternativlos? Sicher nicht. Es war halt bequem. Inflation (u.a. auch dank kalter Progression) füllt das Staatssäckle und ist eine sehr bequeme Möglichkeit Schulden und Ausgaben ausarten zu lassen und "eine breite Masse dafür zahlen zu lassen ohne dass sie es sofort sehen". Das große Interesse an einer "solidarischen europäischen Schuldenunion" zeigt ja wie wenig man die Konsequenzen dieses Handelns verstanden hat. Dem interessierten Leser möge man das Medianvermögen der Bürger in Deutschland, Italien und Griechenland einmal nahe legen - und dann nochmals über die "Rettungspakete für den Süden" reflektieren lassen.
Kann irgendjemand sagen, ob morgen alles hopps geht? Nein. Das ist so als würde man das Aus für AVGAS Flieger prophezeien wollen. Bequeme Politik mit unnötigen und verantwortungslosen Ausgabenpaketen muss halt irgendwie zurück bezahlt werden. Die aktuelle Situation ist fundamental recht anders als in den USA zu Zeiten der Immobilienkrise ("The Big Short" ist ein unterhaltsamer und recht korrekter Film zu dem Thema). In Europa gibt es auch deutlich striktere Vorgaben was die Vergabe von Krediten angeht. Dass "nicht finanzierbare Häuser an einkommensschwache Bürger" eine politische Vorgabe in den USA war wird gerne unter den Teppich gekehrt - es waren dann wieder die gierigen Banken... Es wird viele wirklich bitter mit den Zinserhöhungen treffen - dann ist der Zins so hoch wie die Tilgung und das Haus nicht mehr finanzierbar. Man hat ja immer die 10 Jahre Zinsbindung genommen weil das so schön günstig war. Einen Stresstest in der privaten Hypothekenfinanzierung ob des Zinsrisikos gibt es ja nicht. Oder was passiert mit den Staatshaushalten im Süden? Werden Immobilienpreise zusammenbrechen deswegen? LOL. In den vergangenen 10 Jahren hat sich das Vermögen der Vermögenden ja verdoppelt aufgrund der Politik der "sozialen" Flügel in den Regierungen. Die Nachfrage nach Wohnraum besteht - auf 30 Bauparzellen zur Pacht finden sich immer 300+ Bieter. Anders als in den USA und China gibt es in Europa subjektiv gefühlt auch wenig "Luft nach oben" in der Einkommensentwicklung durch unflexible Arbeitsmärkte. Es wird Massen treffen, die redlich arbeiten und mit dem Wunsch nach dem Eigenheim finanziell kurz vor dem Ruin stehen werden.
Aber dazu kann man jetzt Streiten und jeder hat eine andere Sicht auf die Dinge. Ich verlass mich da bei der Meinungsbildung auch eher auf die Leute in meinem Bekanntenkreis die ihre finanziellen Verhältnisse "gut geregelt haben".