Malte, nach meiner Kenntnis - aber vielleicht bist du da anders informiert - ging und geht es bei #metoo nicht um Gewalt. Sondern um Belästigung. Know the difference. (Die Gleichsetzung von Belästigung mit Vergewaltigung verhöhnt wirkliche Gewaltopfer. Fun fact: wusstest du, dass es auch männliche Gewaltopfer und weibliche Täterinnen gibt? Das blenden manche aus...).
Abgesehen davon: #metoo mag angefangen haben als Hashtag für tugendhafte Frauen, die sich von übergriffigen Männern _belästigt_ fühlten. Angefangen hat es bei Weinstein, wurde es dann aber zur Welle und hat auch andere erfasst, meines Wissens bisher ohne jegliche gerichtliche Verurteilung, sehr wohl aber sozialer Vernichtung diverser Männer.
Nun hat sich #metoo, so wie ich das mitbekomme, in mehreren Stufen selbst entzaubert. Erstens wurde klar, dass die betreffenden Damen, die Weinstein beschuldigen, zumindest teilweise in dem Moment des Geschehens durchaus ein gewisses eigenes Interesse _am Geschehen_ hatten - Stichwort Sternchensystem. Zweitens kann es sehr gut sein, dass das Geschehen zwar anstößig oder eklig war, aber eine strafrechtliche Konsequenz ist bisher nicht eingetreten und wird auch gerade zunehmend unwahrscheinlich, übrigens nicht nur, weil sich manche Vrowürfe als unhaltbar erweisen, sondern pikanterweise auch, weil die "Opfer" sich offenbar kaufen lassen (ein zweites Mal?). Drittens, Fakten sind den #metoo-Anhängerinnen sowieso egal: hier wird immer wieder gefordert, dass den "Opfern" bedingungslos geglaubt wird und die "Täter" schon mal vorsorglich sozial vernichtet werden. Erst vernichten, dann fragen. Diese Vorgehensweise wird von den Medien als gerecht und moralisch gesehen . Im Kontrast dazu werden Opfer tatsächlicher Gewalt eher nachrangig behandelt, WENN sie männlich sind. Im Weltbild dieser Leute können Männer gar nicht Opfer sein.
Außerhalb von #metoo passiert massenhaft Ähnliches. Da war doch dieser britische Professor, der seine Stelle wegen eines missverständlichen Scherzes verlor. Oder kannst du dich noch an #aufschrei erinnern? Wo eine Journalistin frecherweise Brüderle mit seinem Alter provozierte (wie fühlt es sich an, erst im hohen Alter Erfolg zu haben) und er quittierte mit einer Bemerkung zu ihrer Jugend (sie würden ein Dirndl aber auch ganz gut ausfüllen). Resultat war die soziale Erledigung Brüderles.
Ich war nicht dabei, sehe das aber mit Sorge. Diese Art von Einteilung der Welt in gut und schlecht, die kategorische Ablehnung von due process zugunsten einer schnellen sozialen Exekution und das Ganze unter dem Vorwand, es sei das moralisch einzig richtige und jeder Andersdenkende habe sich dieser Meinung anzuschließen - das ist die "Heilung" und "Gleichschaltung" im Sinne des oben zitierten Fischer-Artikels. Solche Denkweisen sind inhärent "faschistisch": die Befürworter wünschen sich "Einigkeit im Volk" (Gleichschaltung) mit dem Ziel der "Gesundung" von gesellschaftlichen Irrwegen und schrecken dabei vor der Ausgrenzung nicht zurück. Level 2 ist dann körperliche Gewalt.
So, und wenn du dich nun an der Verwendung des Wortes "faschistisch" störst, dann nimm von mir aus ein anderes dafür. Ich sehe da Parallelen, Thomas Fischer im verlinkten Artikel ebenso. Du musst dieser Ansicht nicht folgen.
Dem Feminismus fehlen unter jeder definition wesentliche Merkmale faschistischer Rhetorik.
Verstehe den Einwand nicht. Abgesehen davon, dass "unter jeder Definition" ein starkes Statement ist: Mir ging es gar nicht um "Rhetorik".