- Wie lange rolle ich in Dreipunktlage und wann nehme ich den Sporn hoch? Woher weiss ich das? Wie mache ich das so, dass ich bei Seitenwind erst dann die Richtungsführung durch das Spornrad aufgebe, wenn ich genügend Anströmung am Seitenruder habe?
Die RF5 hat eine Stallspeed von 68 km/h. Spätestens dort ist das Ruder wirksam und der Sporn oben. Ganz einfach, eigentlich.
- Geht das Handbuch eigentlich davon aus, dass man bis zum Abheben komplett in Dreipunktlage rollt oder nimmt ab ab einem gewissen Punkt den Sporn hoch, um den Anstellwinkel und damit den Widerstand zu erhöhen (wie Du bei der C42 ausführlich ausgerechnet hast), und damit deutlich schneller zu beschleunigen?
1.) Das Handbuch welches mir vorliegt (Edition 15-6-1974) spricht von
4. To unload the tailwheel push push gently the stick foreward and then ease it back during the acceleration.
5. Take off at 75 km/h in about a "Three Pointer" attitude (tail wheel height about 5-10 cm)
2.) Der Induzierte Widerstand der RF5 ist nicht vergleichbar mit dem der C42. Das schrieb ich aber auch. Hier zum Vergleich:
Flugzeug |
C42 |
RF5 |
Effekt auf induzierter Widerstand |
Streckung |
Gering |
Hoch |
Je höher die Streckung, desto geringer der induzierte Widerstand. |
Flügellage über dem Boden |
Hoch |
Tief |
Je tiefer die Fläche, desto geringer der induzierte Widerstand. |
Spannweite |
Gering |
Hoch |
Je höher die Spannweite, desto geringer der induzierte Widerstand im Bodeneffekt |
- Wieso ist die günstigte Geschwindigkeit zum Abheben eigentlich genau bei 80 km/h und für den Steigflug genau bei 110 km/h. Nicht bei 77,35 km/h oder 112,87 km/h? Kann es sein, dass das Näherungswerte sind, die man vernünftig ablesen kann und die auch einen Sicherheitspuffer beinhalten?
Ja natürlich sind es Werte, mit denen ein Pilot auch umgehen kann. Eine gewisse Ungenauigkeit ist der Ausführung auch zugestanden. Daher werden diese Werte nicht nur errechnet, sondern auch nachgeflogen. ABER: Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, das alles sei egal, weil man im "Gefühl" habe, wann das Flugzeug fliegt, erreicht man die Handbuchwerte halt nicht. Und wenn Du die RF5 nicht bei 75 km/h abhebst, brauchst Du mehr Startstrecke. Da gibt es eigentlich auch keine Diskussion, das Flugzeug fliegt wie es geflogen wird.
- Warum sind die Werte bei allen Bedingungen gleich? Sollte man nicht vielleicht bei einer weichen Piste, aber wenig Wind schon bei 70 km/h abheben (da fliegt das Ding auch schon) und im Bodeneffekt beschleunigen, und bei stärken Böen vielleicht lieber bei 90 km/h und dann auch mit höherer Geschwindigkeit steigen, um mehr Sicherheitsreserve zu haben?
Die Handbuchwerte sind immer auf maximal nachteilige Konfiguration gerechnet und erflogen. Das bedeutet, daß die Flugleistungen bei MTOM und maximal kopflastigem Flugzeug angegeben sind. Wenn Du dann besser beladen oder mit weniger Masse fliegst, sinkt natürlich die Abhebegeschwindigkeit, wie ja auch die Überziehgeschwindigkeit dann sinkt.
Ob es Sinn ergibt gerade die Zentralbeiner bei böigem Wetter lange am Boden zu halten, wage ich zu bezweifeln. Mit dem Einrad hat man keine zusätzliche Stabilität um die Hochachse und die Stützräder laufen eher Gefahr an den Boden gedrückt zu werden. Ich denke, daß man die RF5 (wie auch die Zentralradfalken) bei böen besser bei der angegebenen Geschwindigkeit vom Boden nimmt. Bei der kurz gekoppelten SF23 verhält sich das ähnlich, die ist bei Böen im Start auch lieber in der Luft als auf zwei Rädern am Boden.
Nochmal: Zum Erreichen der Handbuchwerte ist das Handbuchverfahren anzuwenden. Das bedeutet, dass das Einhalten der angegebenen Geschwindigkeiten obligatorisch ist, und damit natürlich auch der Blick auf die Instrumente. Ein Startverfahren nach "Gefühlten Gescheindigkeiten" kann ohne Frage auch sicher durchgeführt werden, führt aber dann nicht zu den im Handbuch angegebenen Flugleistungen. Mit an Sicherheit grenzender Warscheinlichkeit braucht man mehr Strecke, wenn man nach Gefühl fliegt.