"Jan hat doch zu dem Thema viel Richtiges geschrieben.
Das Grundproblem ist, dass eine ICAO-konforme Fluglehrerausbildung relativ teuer ist. Und da wir nicht wie in den USA für Linienpiloten ATPL verlangen, gibt es bei uns eben nicht den "natürlichen" Fluglehrerpool von CPLern die Stunden zum ATPL sammeln müssen.
Ich halte es aber für falsch, daraus jetzt den Schluss zu ziehen, wir müssen die Hürden für Fluglehrer einfach wieder systematisch nach unten schrauben: In allen Bereichen des Lebens ist die "Lehrberechtigung" deutlich aufwändiger zu erwerben, als die "Ausübungsberechtigung".
Natürlich könnten wir bei Lehrermangel an Schulen sagen: "Jeder, der gerade mit Ach und Krach selbst sein Abitur im zweiten Anlauf bestanden hat darf nach ein paar Wochen Pädagogiktraining an Gymnasien unterrichten - den Stoff kann er ja". Zum Glück machen wir das nicht.
Genauso sollte ein FI beim Fliegen auch viel mehr wissen und können als seine Schüler. IR ist für FI z.B. eine sehr sinnvolle Sache."
Zustimmung fürs Meiste.
Ergänzend:
Mal de lege lata wie de lege ferenda zwei einfache Maßnahmen, die den Kandidatenpool gewaltig erhöhen würden:
Die angesprochene Entschlackung der CPL-Theorie auf das, was ein Inselflieger mit einer C182 bräuchte, um als PIC mit gut 200 h drei zahlende Passagiere von Büsum nach Helgoland zu fliegen, sowie eine Abschaffung der Mindeststundenzahl und des vorgeschriebenen Ausbildungsprogrammes. Das könnte man auch über Videokonferenz/ Skype an diversen Abenden machen, wenn man es wirklich entschlacken will.
Eine Lehrprobe Theorie, eine Unterrichtssimulation fliegerisch von rechts, dann kann man erkennen, wie didaktisch geeignet ein Flieger für die Rolle des Lehrers ist. Ob einer 3, 17 oder 30 h braucht, kann an völlig anderen Kriterien als dem starren Lehrgang liegen: Ein Segelfluglehrer, der Luftkampfausbilder bei der Bundeswehr war oder auch ein langjähriger Schullehrer können sich weite Teile des Kurses und damit auch des Geldes schenken. (das war früher in GB so, dass die Teile erlassen wurden bei Vorerfahrung - geht jetzt nach FCL nicht mehr).
Mit IR fände ich zwar besser, aber ist für mich nicht kriegsentscheidend; dafür gibt's dann später FI-IRs und IRIs.
Die entscheidende Frage der Qualifikation stellt sich also nach Persönlichkeit und Prüfungsergebnis, nicht nach dem starren Kurs selbst. Der ist für viele völlig überfrachtet und viel zu schematisch.
Das gilt dann übrigens auch für schulische Seiteneinsteiger - mal auf die Spitze getrieben: Wenn Kofi Annan oder Joschka Fischer einen Lehrauftrag an der Kennedy School of Government annehmen (würden), fragt da doch auch keiner nach dem Besuch aller pädagogischen Propädeutika.
Wer den Checkflug CPL bestanden hat, die Stunden beisammen hat, eine exzellente Lehrprobe und einen guten Prüfungsflug ablegt, ist locker gut genug, um unter Anleitung in den ersten 100 Unterrichtsstunden den Platzrundenschrubber der Vereins- wie auch Verkehrsfliegerschule besser auszulasten. Man muss zwei Ligen über dem Unterrichteten liegen und mit Leidenschaft Inhalte vermitteln. Das ist die Quintessenz.
Die Kanadier haben übrigens ein System in vier Stufen. Ohne Eigenerfahrung, als ich da mal recherchiert habe, kam mir das als das konzeptionell optimale System vor.
Das Erlangen des Fluglehrerscheins muss für gut geeignete Kandidaten auch mit 5 h Praxis, einer Stunde Lehrprobe, einer simulierten Flugunterrichtsstunde und weniger als 2000 € möglich sein. Der echte Flaschenhals muss die Eignung und die Prüfung sein, nicht der Geldbeutel. oder das Abhaken des starren Programmes sein.