Ich halte sehr wenig bis gar nichts davon, rein pro forma eine Videoüberwachung von Prüfungen einzuführen. Mal abgesehen von dem Aufwand den damit zusammenhängenden Problemen bzgl. Datenschutz, Datensicherheit usw... halte ich so Vorschläge für äußerst kontraproduktiv, wenn sich gleichzeitig gegen eine Audioaufzeichnung der Sprachprüfungen engagiert wird. So Aussagen können dann sehr schnell mit dem Argument "Eigentlich wollt ihr das doch selber!" gegen einen verwendet werden.
Man könnte auch hier nochmal den Blick über den Teich wagen. Prüfer in den USA zu werden ist ein wesentlich größerer Aufwand als in Europa. Entsprechend sind die Prüfer da drüben regelrechte Götter, vor denen dann auch mal ein langjähriger Flugschuleigner oder ein CFII/MEI, der selbst über nicht gerade wenig Erfahrung und Expertise verfügt, kleinlaut kuscht.
Damit diese Prüfer dann allerdings keinen Götterkomplex bekommen, hat sich die FAA ein ebenso simples wie effektives Verfahren ausgedacht. Nach der Prüfung werden stichprobenartig Prüflinge angerufen und die werden dann ausgefragt, ob sich denn der Prüfer an den ACS gehalten hat und keine eigenen Schwerpunkte setzt bzw. sich neue Übungen ausdenkt.
Dass dieses Verfahren funktioniert, durfte ich im Juni 2018 bei meiner US-CPL-Prüfung erleben. Der Prüfer, der während der gesamten 4 Stunden Prüfung die unangefochtete Autorität am Platz war, wendete sich ganz zum Schluss an mich und meinte in relativ kleinlautem Ton: "Übrigens, falls die FAA anruft: Ich habe alle Übungen entsprechend des ACS geprüft, wir haben nichts extra gemacht, und die Limits waren die, die auch im ACS stehen."
SO funktioniert Standartisierung. Ganz ohne teure Investitionen, Totalüberwachung, Selbstkasteiung und feuchten Allmachtsfantasien von Behördenvertretern.