Bist du sie schon geflogen? Und, wie bewertest du den Vergleich mit der Mooney?
Klar, sonst hätte ich die Frage ja so nicht gestellt ;-). Bin sie 2017 im Rahmen einer Werbetour in Leutkirch geflogen. Die Prime gehört zu den zwei bissigsten Flugzeugen, die ich bislang geflogen bin (das andere ist der "Thomapyrin-Fox").
Wir haben relativ zu Anfang direkt mal nen Stall gemacht. Die Prime kündigt den relativ subtil an, es gibt allerdings auch eine aurale Warning im Headset durch das Dynon ("Stall, Stall"). Wenn man dann weiterzieht reisst die Strömung abrupt ab, das Flugzeug verabschiedet sich über die Fläche und man befindet sich eine Viertelsekunde später in einer ungesunden Attitude halb im Rückflug, und es geht abwärts. Wenn man dann bei der Recovery nur ein kleines bisschen zu stark zieht, geht es über die andere Fläche ab in den Secondary Stall.
Das war auch der Moment, wo der Instructor (holländischer Ex-F16-Pilot, jetzt 747-Captain) etwas nervös wurde und kurz übernommen hat. Wir haben das dann in größerer Höhe noch ein zwei mal gemacht und ich habe mir die benötigte Sensitivität erflogen. Ist kein Problem, wenn man sich gewöhnt hat, aber das war auch mit Ansage, in größerer Höhe und ohne Stressfaktoren (und mit Instructor).
Den Vergleich mit einer Mooney kann ich leider nicht ziehen, da ich noch keine geflogen habe. So ziemlich alle Echo-Flugzeuge, die ich bislang fliegen durfte, waren viel viel gutmütiger, was ich auch erwarten würde, da sie nach den JAR-Zulassungsvorschriften gebaut wurden. Das gilt auch für Kunstflugmaschinen oder die ja in diesen Dingen etwas verrufene SR20 (die ging auch bei voll gezogenem Höhenruder in einen ruhigen und durchaus nicht unentspannten Sackflug).
Selbst eine Blackshape oder Risen würden bei konstanter Fahrt stabilisiert nicht schwieriger sein als eine Mooney, oder?
Natürlich nicht, aber was ist das für ein Argument? Bei "konstanter Fahrt stabilisiert" ist vermutlich auch ein Space Shuttle nicht besonders schwierig zu fliegen. Das Problem sind doch Grenzflugzustände sowie Start und Landung...
Es haben ja schon einige hier geschrieben, das kniffelige beim UL sind Start und Landung. Es ist ein riesiger Unterschied, ob Du mit ner 182er mit 1,4t bei böigem Seitenwind angeflogen kommst oder mit ner 450kg schweren CTSL, die zudem noch ewig schwebt. Das ist einfach Physik. Können wir gerne mal ausprobieren, falls Du mir nicht glaubst. Turbulenzen sind im UL auch deutlich weniger spassig als mit schwereren Maschinen.
Natürlich hast Du Recht, dass die Unterschiede primär musterabhängig sind. Eine C42 ist sicherlich einfach zu fliegen (wir hatten mal ne Sting, die war auch super-einfach), und eine Mooney vielleicht schwierig (weiss ich nicht). Aber tendentiell benötigen ULs schon mehr "Handwerk", einfach aufgrund der oben genannten Punkte. Sie halten generell auch aufgrund der leichten Bauweise schlechte Landungen weniger gut aus als z.B. Echo-Klasse-Flieger.
Um Dir mal ein konkretes Beispiel zu geben:
Wir haben in unserem "Vereinsverbund" fünf Motorflugzeuge: Ne DA20, zwei DA40, ne PA28 und ne 172er. Als ULs haben wir ne CTSL und eine WT9. Ein Pilotenkollege von mir ist Motorflieger und fliegt so 40 bis 50 Stunden pro Jahr (also im Vereinskontext nicht wenig!). Er hat letztes Jahr mit der UL-Schulung angefangen und fliegt (trotz inzwischen bestandener Prüfung) und ca. 20 Stunden Blockzeit auf ULs bei >60 Landungen immer noch mit Fluglehrer, wenn er UL fliegt. Der ist auch kein schlechter Pilot, hab mit ihm schon einige Checkflüge in der DA40 gemacht, war alles solide. Unser Segelfluggelände ist aber anspruchsvoller als der Baden Airpark mit 3km Piste und die ULs sind es eben auch.
Klar, unsere Vereins-ULs sind auch nicht die einfachsten. Gerade die CT ist eigentlich erstaunlich zickig. Stabilität um die Hochachse ist praktisch nicht vorhanden, d.h. sie giert in so gut wie jeder Lebenslage (z.B. bei Änderungen im Power-Setting, bei Änderungen der Konfiguration, oder auch nur wenn sie schlechte Laune hat ;-). Das kannst Du Dir so vorstellen, dass mit einem ganz kleinen bisschen Schleppgas anfliegst, und wenn Du das ruckartig rausziehst, dreht sie dann einfach 25° nach rechts. Kann schon irritieren, wenn man das nicht kennt...
Dazu kommt ein relativ weiter Klappenbereich mit einer negativen Stellung für den schnellen Reiseflug, den man aber nur sehr beschränkt nutzen kann, weil sie bei positiven Stellungen über 15 Grad dermassen kopflastig wird, dass sie nicht mehr besonders gut landbar ist (bye bye Bugrad). Bei 35% hängt sie mit gefühlten 30° Nose Down in der Luft und man braucht ziemlich viel Gas, damit sie überhaupt noch fliegt. Das ist erkennbar nur eine "Alibi-Klappenstellung", um die geforderten 65 km/h Abrissgeschwindigkeit zu erreichen, wie bei vielen ULs.
Deswegen sagen die UL-Fluglehrer bei uns im Verein (aus meiner Sicht zu Recht), dass generell nur mit 15° gelandet werden sollte. Damit schwebt sie aber ewig, wenn man nicht sehr langsam anfliegt. Unser Segelfluggelände hat auf beiden Seiten der Piste Hindernisse, d.h. vernünftig gelandet bekommt man die CT eigentlich nur, wenn man entweder sehr langsam anfliegt oder slippt. Beides muss man aber wollen und auch können.
Bei allem Verständnis dafür, sich gegen Mickey-Bashing (mit Fug und Recht) zu wehren, warum muss man denn auf das gleiche Niveau abrutschen? Fliegen ist fliegen. Fertich.
Mit dieser Kritik bin ich nicht ganz einverstanden. Ich finde schon, dass es ein Unterschied ist, ob man pauschal eine ganze Piloten-Gruppe pauschal mit einem despektierlichen Begriff "Mickey" beschimpft, ober ob man auf einen bestimmten Typus eingeht. Gut, ich hätte meine Worte auch änders wählen können, stimmt. Aber es gibt den Typus "gealterter Cessna-Pilot" tatsächlich, und vermutlich hat es uns alle schon mal im Funk oder auch anderweitig gegraust. Ist natürlich nicht nur auf die Echo-Klasse beschränkt. Und wenn Du mal in die BFU-Berichte schaust, dann wirst Du feststellen, dass ein ganz stark überproportionaler Anteil der Unfälle auf Piloten über 65 zurückgeht, die ganz offensichtlich der Sache nicht mehr gewachsen sind, Erfahrung hin oder her. Das sollte man schon auch thematisieren dürfen.