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24. November 2014: Von Erik N. an Lutz D. Bewertung: +2.00 [2]
Liebe Diskutanten,

Latein ist einfach nicht nur eine Sprache, sondern mehr als das, es vermittelt sehr viele Bereiche darum herum, die man, wenn man sie nicht in der Schule lernt, nie mehr lernt, weil einfach die Zeit und Gelegenheit dazu fehlt. Latein ist zwar eine Sprache, aber in der Schule ist es mehr als das: Es ist die Vermittlung humanistischer Grundwerte, die Vermittlung von Verständnis für Geschichte, die Erkenntnis, daß die geistige Leistung einer Gesellschaft, sei es in der Dichtung, dem Staatswesen, der Architektur, der Bildung, mindestens genau so wichtig sind wie die Vermittlung ökonomischer Effizienz.

Ich wollte niemanden diskrimieren, als ich schrieb, es fehle jemandem, der kein Latein gelernt hat, die Bewertungskompetenz, den Wert dieses Erlernens zu erkennen. Es ist in keiner Weise abwertend gemeint gewesen. Es ist nur einfach eine Tatsache. Diese Tatsache diskriminiert aber nicht, sie ist nur einfach da, für sich gesehen, und man kann sie mit dem Vorwurf der Diskriminierung nicht verschwinden lassen.

Wahrscheinlich würden mir viele Menschen hier im Forum recht geben, wenn ich sagen würde, daß jemand, der nicht selber fliegt und dies auch nicht lernt, nicht wirklich beurteilen kann, worum es dabei geht. Ein solcher Mensch, sagen wir er sitzt vor einem Microsoft Flugsimulator, oder ab und zu auf einem Gangplatz in einer Linienmaschine, würde hundert Male schwören können, er wüsste, wie es ist, allein dort oben zu sitzen, und das Gefühl der Freiheit zu genießen, oder wie es ist, auf der Runway zu stehen und das Gas nach vorne zu schieben, oder wie es ist, auf die die Landung im Endanflug einzudrehen, und mit dem Flugzeug eins zu werden. Man würde ihm dies nicht abnehmen, und man würde ihm sagen, bitte, mache es doch erst einmal, dann kannst du verstehen, was wir fühlen, wenn wir fliegen. Ich selber mache diesen Erfahrungsprozess ja selber gerade durch, was mich auch zu diesem Beispiel führt. Zum Fliegen gehört eben mehr, als nur das Fliegen selber. Es sind die Geschichten, die Motoren, der Klang, die Freiheit, villeicht auch die Gefahr, wer weiß. Auf jeden Fall ist die Summe aller Teile beim Fliegen weitaus mehr als die der reine aerodynamische Prozess des in-die-Luft-Steigens.

Im übertragenden Sinne wäre jemand, der Latein lediglich als Sprache definiert, deren Wert sich an der Anzahl lateinisch sprechender Mitmenschen orientiert, jemand, der sagen würde, beim Fliegen (wohlgemerkt dem Erlernen des Selber-Fliegens) ginge es lediglich um den Transport von A nach B. Damit stampft er das gesamte Umfeld des Fliegens zur Nichtigkeit ein.

Und genaus fühlt sich jemand, der Latein, und Griechisch, gelernt hat, wenn man ihm zu verstehen gibt, er hätte ledliglich eine nutzlose, tote, uninteressante Sprache gelernt, vertane Zeit, schade drum, Pech gehabt, armer Kerl.

In einer Zeit, in der es fast ausschließlich darum geht, daß die "Bildungsmaschinerie" frische "Produkte" in den Arbeitsmarkt liefert, wobei diese Produkte auscchließlich am Interesse von Großkonzernen ausgerichtet werden, effizient, gleichgeschaltet, stromlinienförmig, unfähig zu eigenem Gedanken und dessen Formulierung, kritiklos, und im Wesentlichen am wirtschaftlichen Erfolg (hohes Einstiegsgehalt) ausgerichtet, in einer solchen Welt ist für Latein kein Platz, klar. Wenn wir eine solche Welt haben wollen, dann bitte. Wir sind auf dem besten Wege dahin.

Ich selber bin hocherfreut, daß der humanistische Gedanke, und seine entsprechende Bildung, eben nicht verschwinden, sondern im Gegenteil, am Gymnasium meiner Tochter sich jedes Jahr, zuverlässig, mehr als die Hälfte der Schüler und Schülerinnen (darunter meine Tochter) für Latein entscheiden, und dies aufgrund einer grandiosen Vorstellung des verantwortlichen Lateinlehrers.

Wer also behauptet, er würde diskriminiert, wenn jemand sagt, er hätte ohne Latein keine Bewertungskompetenz über Latein, verkennt, daß Lateiner sich diskriminiert fühlen könnten von der ungerechtfertigten Herabwürdigung dieses Bildungsfaches von Leuten, die es lediglich als Sprache bezeichnen, und den Rest nicht kennen. Man kann zu allem eine Meinung haben; sie zu fundieren, ist die Kunst. Das habe ich ja selber in Sachen Fliegen auch gelernt :)

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