Man sieht einfach, dass das Ding primär von Juristen geschrieben wurde. Wichtigstes Ziel: klare Haftungsabgrenzung, wie so oft. Nur zertifizierte oder allgemeine Infos dürfen übermittelt werden. Dabei frage ich mich: ist die Benennung der "empfohlenen Piste" eigentlich auch irgendwie zertifiziert? Anhand welcher Kriterien (Wind vs. Pistengefälle, etc.) wird der Betriebsleiter die eine oder andere Piste empfehlen, und ist er dazu überhaupt qualifiziert?
Wir werden uns auf jeden Fall an deutlich weniger und deutlich weniger hilfreiche Informationen auf Radio-Plätzen gewöhnen müssen. Wer öfter in UK in A/G-Plätzen fliegt, wird das kennen. Da gibt es in Prinzip nur die Landerichtung und ansonsten immer wieder nur sinnlose "roger"s als Antwort auf die Positionsmeldungen der Piloten, plus vielleicht noch ein paar Parkinstruktionen am Boden.
Ein extremer Fall ist sicher sowas wie Egelsbach. Wer dort fliegt, weiß: neben den regelmäßigen Anschissen weil man die Verfahren nicht ganz exakt fliegt hat Egelsbach Radio früher schon sehr stark regelnd gewirkt, z.B. wenn mal wieder gerade fünf Maschinen gleichzeitig auf verschiedenen Strecken zur Landung ankamen. Da hat Radio (schon durchaus auch meist sehr gut und bedachtvoll) z.B. mit Empfehlungen, die Geschwindigkeit zu reduzieren, das drohende Chaos geordnet (bedenke: dort kann man nur sehr bedingt Gegenanflüge verlängern, etc.). Wer bei so was vor einem Radarbild sitzt, der kann im Zweifel so was dann doch besser ordnen als die Piloten unter sich. Genau aus diesem Grund gibt es ja auch kontrollierte Plätze. Nun ja, vielleicht bekommen wir ja irgendwann auch Egelsbach TWR wieder.... hoffentlich dann nicht mit Class-D-Minima...
Und die Sache mit dem Wind: wie falsch kann ein nicht zertifizierter Windanzeiger wohl anzeigen oder abgelesen werden? Nehmen wir mal folgenden Fall: Platz mit Piste 18/36. Man fliegt bei lebhafter Westwetterlage dort an und bekommt von Radio nur die Info "Wind stark aus westlichen Richtungen". Mehr darf er nicht sagen. Jetzt weiß man immer noch nicht:
-wie stark? sprich, liegt der Wind über dem persönlichen Crosswindlimit?
-wo kommt er denn genau her, sprich ist die 18 oder die 36 windtechnisch die bessere Piste (die man ja als Pilot selbst auswählen muss) ?
Wegen Letzterem wird es also in gewissen Fällen so sein, dass man trotz vorhandenem Betriebsleiter vorher den Platz überfliegen muss um sich den Wind selbst ganz genau anzuschauen... toll. Ersteres wird man nie erfahren; ein Windsack der komplett steht, der steht eben.
Heißt: Der Mehrwert eines Betriebsleiters am Funk wird künftig gegen null tendieren. Siehe auch hier UK.
Andererseits glaube ich auch nicht, dass in der Praxis diese NfL immer zu 100% befolgt werden wird. Glaubt wirklich einer, dass künftig jeder Betriebsleiter jedes Mal, wenn er die Betriebspiste durchsagt, das Wort "empfehle" davorstellen wird? Und dass Piloten wirklich bei jeder Meldung in der Platzrunde ihre Flughöhe dazu sagen werden? Hmmm...