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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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Afrika-Leserreise 2011 Live-Tracker: Keine Flüge heute
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Fotostrecke: Die ersten Tage
Einträge im Logbuch: 28
Video: Eine Cirrus-Crew erzählt, wie sie das Permission-Problem taktisch in den Griff bekommen hat
 
3. März 2011 Jan Brill

Leserreise: Tag 6


Wenn Flieger zusammenhalten – die große Logistics Challenge 2011

Dass fünf Crews die Leserreise 2011 unterwegs von technischen Problemen heimgesucht wurden hatten wir im Reiselogbuch der letzten Tage schon beschrieben. Rechtzeitig Teile an den Ort der Panne zu bekommen macht in solchen Fällen oft den Unterschied zwischen einer verspäteten Fortsetzung der Reise und einem Totalausfall. Gleich zwei Flugzeuge hatten in Jeddah Pech und brauchten Ersatzteile. Eine Columbia musste neue O-Ringe für die Bremsanlage beschaffen und eine Mooney stand vor der Aufgabe einen neuen Alternator-Regler zu besorgen. Nachdem UPS bei der Verschickung des Reglers kläglich versagt hatte, konnten nur noch Non-Standard-Lösungen helfen. Eine Geschichte über das, was möglich ist, wenn Flieger zusammenhalten und zusammenarbeiten.


Um die Mooney in Jeddah wieder flott zu kriegen haben eine Menge Leute kompetent und hilfsbereit zusammengearbeitet.
Für die Mooney war relativ schnell klar dass es nur der externe Regler des Alternators sein konnte. Beim Abflug am Montag fiel die Ladekontrolle auf null. Die Crew flog eine Platzrunde (!) in Jeddah und kehrte zum Jet Aviation Terminal zurück. Eine Inspektion des elektrischen Systems unter kompetenter Hilfe eines FAA-Mechanikers von Jet Aviation ergab bald: Es kann nur der Regler sein. Das eher seltene Teil wurde in Deutschland bei RAS ausfindig gemacht und flugs mit UPS auf den Weg nach Jeddah geschickt.

Da wir in Seronera in der Serengeti einen viertägigen Aufenthalt geplant hatten standen die Chancen sowohl für die Mooney, wie auch für die Columbia sehr gut nach der Reparatur bald zur Gruppe aufzuschließen. Das Teil sollte spätestens am Dienstag oder Mittwoch in Jeddah ankommen, Zeit genug den Regler einzubauen (ca. eine Stunde), zu testen und am nächsten Tag weiterzufliegen. Eile tat auch not, denn die Crewvisa für Saudi Arabien sind nur 72 Stunden gültig.

Dann allerdings die große Enttäuschung "A flight delay occured due to mechanical reasons" stand im UPS-Tracking-System. Das ersehnte Teil lag auch am Dienstag noch in Köln, eine Zustellung wäre vielleicht am Donnerstagabend möglich, dann ist aber der Zoll zu, und am Freitag läuft in Saudi Arabien sowieso nichts mehr. Ein Weiterflug wäre bestenfalls am Samstag möglich, dann ist die Gruppe aber schon in Kigali, ein Aufschließen wäre kaum noch möglich.


Wie kriegt man einen Regler in 24 Stunden von Deutschland nach Jeddah ?


Dieser 180-Dollar-Regler drohte die Reise für die Mooney-Crew zunichte zu machen. Dank echter Teamarbeit traf ein zweites Ersatzteil aber rechtzeitig in Jeddah ein.
Pläne D-Z wurden ausprobiert: Das Teil in Saudi Arabien beschaffen? Keine Chance. Aus einem alten Flieger ausbauen? No way. Für den Crewcaptain und Elektrotechniker Hoppe wäre es auch kein Problem gewesen die simple Thyristorschaltung des Reglers "mit Bordmitteln" nachzubauen, aber das scheiterte an mangelnder Verfügbarkeit der nötigen Halbleiterkomponenten. Auch die Möglichkeit mit der Linie nach Europa zu fliegen, das 180-Dollar-Teil zu übernehmen und sofort zurückzukehren wurde überlegt, scheiterte aber an den saudischen Visabestimmungen.

Fieberhaft überlegten auch die inzwischen in der wunderschönen Bilila-Lodge angekommenen anderen Crews, wie den in Jeddah festsitzenden Freunden zu helfen wäre. "An dem 180-Dollar-Teil darf so eine Reise nicht scheitern", sagte Arndt Lauterbach, ehemaliger LH Airbus 340 Pilot und auf der Reise mit einer Jetprop unterwegs. Das iPad wurde befragt: Fliegt die LH morgen nach Jeddah? Ja. Welches Muster? A340! "Wie praktisch" Arndt griff zum Telefon und hatte seinen Kumpel und aktiven Checkkapitän auf A340 Diddy am Apparat. "Wer fliegt morgen die LH592 nach Jeddah? Wir müssen ein AOG (Aircraft on Ground) Teil dringend nach JED bringen." "Rufe zurück …" sagte der Checkkapitän. Kurz danach der Anruf: "Habe mit dem Kapitän des morgigen Fluges gesprochen, er ist gern bereit zu helfen und das Teil mitzunehmen. Es müsste morgen um 10:30 an der LH-Base in Frankfurt sein".

Einen Transport hatten wir also, jetzt brauchten wir nur noch(mal) den Regler.


Der erste Regler scheiterte an UPS. Mit dem Flight Delay wäre das Teil nicht mehr rechtzeitig in Jeddah eingetroffen.
Zuerst hiess es, der mit UPS auf Never-Come-Back-Tour verschickte Regler sei der letzte vorrätige gewesen. Aber vielleicht hat Röder in EDFE noch ein Teil. Die Teilesuche wurde in Deutschland vom Mechaniker der Mooney geleitet. Inzwischen wurde Pilot und Flugzeug Büroleiterin Karin Keller in Egelsbach darauf vorbereitet morgen als Eilkurier ein lebenswichtiges Paket zügig zur LH-Basis in Frankfurt zu bringen.

Am Morgen dann gespannte Erwartung: Leider ist das Teil in Egelsbach nicht vorrätig! Sh…t! Aber in Mönchengladbach tauchte ein zweiter Regler auf. Es blieben noch rund 120 Minuten um dieses Teil dem hilfsbereiten LH-Kapitän in Frankfurt zu übergeben. Das geht nur mit General Aviation, soviel ist klar.

Alle halfen an diesem Vormittag mit. Die Schule in Mönchengladbach schickte sofort eine Arrow mit dem Regler an Bord nach EDFE. Die Flugleitung Egelsbach wurde informiert. Für die anfliegende Arrow ging es um jede Minute. Sobald die Maschine im Anflug war stand Karin auf dem Vorfeld. Eigentlich war die Übergabe in FRA um 10:30 local geplant, die Arrow landete aber erst um 10:18 Uhr in Egelsbach.
Für Karin ging es jetzt buchstäblich um Sekunden. Der äußerst hilfsbereite LH-Kapitän konnte ihr noch bis 10:45 Uhr Zeit einräumen. Karin flitzte mit quietschenden Reifen die A5 hinauf, die Übergabe war telefonisch ausführlich vorbesprochen worden um am unübersichtlichen Airport bloß keine Zeit zu verlieren. Und tatsächlich hielt der Kapitän das etwa zigarettenschachtelgroße Teil rechtzeitig in Händen!
Zitat Karin: "…ich war noch NIE soooo froh, einen Mann zu sehen! Also... ich habe meinen Part erfüllt ;-))."


Der Moment der Übergabe auf der Egelsbacher Webcam. Von Tansania aus konnten wir den Logisik-Krimi quasi live miterfolgen. Der zweite Regler wurde mittels Arrow von EDLN nach EDFE gebracht und dann in Frankfurt einer sehr hilfsbereiten Lufthansa-Crew übergeben. Nur zehn Stunden nach Verlassen des Lagers in Mönchengladbach war der Regler bereits in der Mooney eingebaut! Hier die Übergabe des Pakets in Egelsbach an Pilot und Flugzeug Büroleiterin Karin Keller, die das kostbare Stück Elektronik sofort nach Frankfurt zur LH-Base brachte.
© HFG 
Rechtzeitig traf der Regler im Crewgepäck am Mittwochabend in Jeddah ein. Die große Logistics-Challenge 2011 war erfolgreich bestanden. Der Regler wurde unverzüglich installiert, es folgte ein ausführlicher Standlauf – alles bestens! Die Mooney war wieder flott und würde am Donnerstag den Weg in Richtung Tansania fortsetzen.


Weiterflug nach Zusammenarbeit

Für die O-Ringe der Columbia hatte der schweizer Teilnehmer Bozi Filipaj eine ähnliche Logistik-Aktion veranlasst. Eine E-Mail an seine Werft Altenrhein Aviation genügte und das schweizer Unternehmen besorgte unverzüglich die Dichtringe und schickte diese noch am selben Tag per Frachtmaschine ex LSZH auf den Weg nach Jeddah. Hier arbeiteten Altenrhein Aviation und Jet Aviation Hand in Hand zusammen, was zur Folge hatte, dass die Columbia schon am Mittwoch in Richtung Dschibuti zum Weiterflug aufgebrechen konnte. Besseren Service kann man sich nicht wünschen.

Das 72-Stunden Crewvisums-Problem konnte mit Hilfe unserer hilfsbereiten saudischen Gastgeber geregelt werden. Auch die Seneca, der dank Spessart Air Service ein Ersatz für das kaputte GNS430 nach Adana hinterhergeflogen wurde, war unterwegs nach Tansania, sodass wir heute oder morgen, bis auf die leider wirklich liegengebliebene TB21, alle Flugzeuge in der Serengeti erwarten können.

Die Geschichte vom Mooney-Regler und den O-Ringen zeigt, was möglich ist, wenn Flieger zusammenhalten und zusammenarbeiten. Von der Werft, Rheinland Air Service, die gleich zwei Teile zusammen mit dem Mechaniker aufgetrieben hatte, zum Piloten, der ohne viel Federlesens den Regler unverzüglich von EDLN nach Egelsbach flog ging die Staffel weiter über Karin Keller, die den wichtigen Ground-Link in Frankfurt übernahm bis zum LH-Kapitän, der sofort und ohne Zögern seine Hilfe beim Transport anbot und leistete. Vor Ort halfen selbstverständlich und kompetent die Techniker von Jet Aviation bei Diagnose und Einbau und unsere saudischen Kontakte ermöglichten die Lösung der Visa-Problematik.
Ganz besonders wollen wir dem Jet Aviaiton Stationsleiter "Harry" in Jeddah danken, der alle Crews, besonders aber die havarierten Maschinen, vorbildlich und vor allem wirksam unterstützte. Einfach nur gut!


  
 
 





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