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4. Oktober 2006 Jan Brill

Technik: Lycoming Kurbelwellen AD 2006-20-09


Lycoming-Kurbelwellen AD: FAA bestätigt Austausch nach 12 Jahren

Ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte um die von Qualitätsproblemen geplagten Kurbelwellen von Lycoming. Die FAA hat zum 3.11.2006 eine AD erlassen, die einen Austausch der 3.774 betroffenen Kurbelwellen spätestens 12 Jahre nach Einbau vorschreibt (SB 569 und 569A). Mit der zu erwartenden Umsetzung dieser AD in eine deutsche LTA sind sämtliche Halter der betroffenen Kurbelwellen von dem Austausch betroffen. Die Preisgestaltung des Herstellers Lycoming treibt dabei nach wie vor die Halter auf die Barrikaden und hat in den USA nun zu einem Class-Action Lawsuit geführt.


Schrottteile aus Williamsport: Der Halter darf zahlen und zwar wann der Hersteller will
Die betroffenen 3.774 Kurbelwellen der Motorenserien 360 und 540 (ca. 400 davon in Europa), müssen also innerhalb von 12 Jahren nach Indienststellung ausgetauscht werden. Grund: Qualitätsprobleme bei der Herstellung.

Im Grunde handelt es sich um das gleiche Problem, dass in AD 2002-19-03 bereits behandelt wurde, nur dass Lycoming die Reihe der betroffenen Triebwerke nun nach unten hin ausgedehnt hat. Aufgrund der niedrigeren Nennleistung besteht der Hersteller der Schrottteile hier jedoch nicht auf einem sofortigen Austausch, sondern lässt – in Übereinstimmung mit der FAA – die Kurbelwellen für 12 Jahre im Betrieb.

Das Problem dabei: Bei den von AD 2002-19-03 betroffenen Kurbelwellen übernahm Lycoming die vollständigen Kosten für Austausch und Ersatz (Material und Arbeitskosten). Im Gegenzug mussten sich die Halter verpflichten auf Klagen gegen den Hersteller zu verzichten.

Nicht so, bei den nun hinzugekommenen 3.774 Triebwerken unter AD 2006-20-09. Lycoming lässt hier lediglich den Preis für die Ersatzkurbelwelle von rund $ 10.000 auf $ 2.000 nach. Allerdings – und das treibt viele Halter auf die Barrikaden: Nur für drei Jahre.

Auf den Arbeitskosten bleiben die Halter sitzen.


Lycoming CEO Ian Walsh zeichnet für die kaum verholene Kunden-Erpressung verantwortlich: Entweder Sie tauschen innerhalb der nächsten drei Jahre oder sie zahlen richtig!
© Textron Lycoming 
Geradezu sadistische Preisgestaltung des Schrottteile-Herstellers

Das führt zu einer wirklich perversen Situation: Wenn Sie beispielsweise ein neues Triebwerk haben, mit einer neuen, aber leider schrottreifen Kurbelwelle aus Williamsport, und vielleicht 100 Stunden im Jahr fliegen, dann haben Sie die Wahl:

- entweder, sie reißen den Motor in drei Jahren mit nur 300 Stunden auseinander, was faktisch einer Grundüberholung gleich kommt,

- oder, sie fliegen 12 Jahre und zahlen den vollen Preis für eine neue Kurbelwelle, also rund 10.000 US-Dollar.

Was Lycoming zu dieser äußerst kundenunfreundlichen Haltung veranlasst bleibt unklar. Offenbar ist der Virus mangelnden Qualitätsbewusstseins aber nicht mehr auf die Herstellung beschränkt und hat inzwischen auch die „Customer-Support“-Abteilung erreicht.

Es gibt Ausnahmen: Wer beispielsweise sein Triebwerk innerhalb der von der FAA vorgeschriebenen 12-Jahres-Frist zur Grundüberholung an Lycoming gibt, bekommt die Kurbelwelle gratis getauscht. Wer nach dieser Erfahrung allerdings dem Unternehmen vertraut, muss schon eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen.

Fassen wir die Fakten also nochmals zusammen.

Halter der 3.774 betroffenen Motoren (Kurbelwellen) müssen:
  • die Kurbelwelle bei der nächsten Öffnung des Kurbelwellengehäuses oder

  • spätestens 12 Jahre nach Indienststellung austauschen.

Lycoming bietet für drei Jahre eine Austauschkurbelwelle für 2.000 US-Dollar an (Achtung: Es ist unklar ab wann diese Frist läuft, setzten Sie sich also auf jeden Fall mit Ihrem Händler in Verbindung und lassen Sie sich Preis uns Termin schriftlich bestätigen!).
  • Nach Ablauf der drei Jahre, vermutlich ab 5. September 2009 kostet die Lycoming-Kurbelwelle den Listenreis (rund 10.000 US-Dollar).

  • Bei einer Grundüberholung im Lycoming-Werk innerhalb der 12-Jahres Frist wird die Kurbelwelle ohne Mehrkosten getauscht.

Siehe hierzu das Lycoming Customer Announcement vom 5.9.2006.

Fazit: Turbinen und moderne Flugdieselmotoren werden einfach von Tag zu Tag attraktiver...
###-MYBR-###


  
 
 




31. Oktober 2006: Von Juergen Baumgart an Jan Brill
Bezüglich Lycoming haben wir auch schon Erfahrungen :

Bei unserem 200PS-Einspritzer IO-360 ist jetzt schon zum zweiten Mal die Nockenwelle kaputt.
Nach 800 Stunden. Die erste hielt 1200.
Laut Hörensagen soll das bei diesem Motor häufig vorkommen. Ursache waren meiner Ansicht nach jeweils Härtefehler.
Beim 1. Mal nachfragen bei Lycoming wegen Kulanz wurde sofort abgewunken: wenn länger als 2 Wochen nicht geflogen wurde, keine Kulanz und ähnlicher Quatsch.
Man kann ausrechnen, das diese Reparaturen die Stunden-
preise um ca. 15-20 Euro in die Höhe treiben.

Mich würde interessieren, wie das andersrum funktionieren würde: deutsche Motoren gehen reihenweise in den USA kaputt, wie würde sich da die Kulanzfrage gestalten?
Seltsam, daß sich hierzulande keine Interessengruppe diesbezüglich bildet...
Auch bei einer namhaften deutschen Luftfahrtzeitung wurde so vor 5-6 Jahren, als wir unseren ersten Schaden hatten, ein Artikel über diese Qualitätsprobleme angekündigt, der ver- schwand aber sang- und klanglos in der Versenkung...

J. Baumgart
31. Oktober 2006: Von Juergen Baumgart an Jan Brill
Beitrag vom Autor gelöscht

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