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Die Abenteuer der Low-Range Gruppe in Thailand...
Einträge im Logbuch: 26
Tag 20: Mit Mandalay-Control Richtung Calcutta
 
25. Oktober 2005 Jan Brill

Leserreise: Tag 17-18


Tag 17-18: Siem Reap - Wasserbüffel und verwunschene Tempel

Siem Reap ist unsere letzte Station in Indochina, bevor es auf den langen Rückflug quer durch Indien nach Muscat im Oman geht. Zwei Tage gönnen wir uns an diesem Ort, an dem sich die neuere und alte Geschichte des kambodschanischen Volkes überschneidet. Nach einem absoluten Long Range Flug gegen einen ungünstigen Wind über 1.200 NM aus Taipei kommend sind wir wieder im Dschungel. Für das Redaktionsflugzeug war die Anreise nach Siem Reap ein ganz besonderer Flug: Nach dem Auftanken im 100 NM nördlich gelegenen Udon Rachavi (VTUU) in Thailand flogen wir die kurze Strecke nach Kambodscha VFR. Wohl das einige VFR-Leg auf dieser Leserreise, aber ein IFR-Routing hätte einen unangemessenen Umweg bedeutet. Aufgrund örtlicher Beschränkungsgebiete in nur 3.000 ft fliegend bekamen wir hier einen ganz besonderen Einblick in die Landschaft im thailändisch-kambodschanischen Grenzgebiet.


Verwunschen Tempel im Dschungel von Siem Reap - Lara Croft lässt grüßen
Der Norden von Kambodscha, also das Gebiet das wir in 2.000 bis 1.000 ft GND nach VFR überflogen, war über Jahre hinweg die Hochburg der so genannten "roten Khmer" einer geradezu abartigen Truppe, die in einem langen und blutigen Bürgerkrieg das eigene Volk terrorisierte und mordete. So ist denn auch der thailändische Teil der Landschaft gänzlich verschieden von der kambodschanischen Seite. Aufgeräumte Gehöfte, ordentliche Strassen und gepflegte Landschaft in Thailand - Dschungel, überwucherte Wege und verlassene Dörfer in Kambodscha. Der Krieg der roten Khmer gegen das eigene Volk hat Spuren hinterlassen, die man selbst aus der Luft ganz klar erkennen kann.

So stellt sich denn auch nach der Landung in Siem Reap nicht die gelöste Stimmung und Heiterkeit ein, die wir in Laos oder Thailand kennen gelernt haben. Kambodscha - und ganz besonders die touristische Hochburg Siem Reap - ist ein Ort an der Grenze. An der Grenze zwischen Abgrund und Moderne. Die Landschaft abseits der Wege ist noch vermint, auf dem Flughafen sind die Spuren des Krieges deutlich zu sehen. Nördlich von Siem Reap gibt es ein Gebiet mit einer Teilautonomie für die ehemaligen roten Khmer, die dort die eigenen Gräuel auf eine geradezu perverse Art und Weise versuchen in harte touristische Dollar umzusetzen.

Leidgeprüftes Siem Reap


Wasserbüffel um Überschwemmungsgebiet
In Siem Reap selber ist nahezu alles neu. Neuer Flughafen, neue Hotelhochburgen, neue Strassen, neue Taxis, neue Tuck- Tucks. Nichts ist hier älter als 5 Jahre, weil es vor 5 Jahren hier - am Ende des Bürgerkrieges - nichts gab. Nur die Tempel - die sind tausende von Jahren alt. Die roten Khmer liessen sie stehen in der Hoffnung an das historische Volk der "Khmer", der traditionellen Einwohner von Kambodscha anknüpfen zu können. Das dies nicht gelang ist bekannt. Statt an die Tradition der Khmer anzuknüpfen, vernichteten die roten Khmer die Lebensgrundlage des eigenen Volkes, töten wahllos und brachten den Namen der traditionellen Baumeister dieser Hochkultur mit Terror und Blutvergiessen in Verbindung.

Freundliche und bescheidene Menschen begrüßen uns in Siem Reap. Der Ort lebt zu 100% vom Tourismus - auch von der Art Tourismus, mit der man ganz und gar nicht in Verbindung gebracht werden möchte: Prostitution und Kinderprostitution sind mithin die größten Probleme denen sich das nun wieder auferstandene Königreich Kambodscha gegenüber sieht.

Dennoch: Die Freundlichkeit der Menschen und die einmaligen Bauwerke der historischen Khmer-Kultur in der Dschungelatmosphäre dieser eindrücklichen Landschaft machen den Siem Reap zu einem echten "must- see" in Indochina.


Tourismus und Realität: Kinder rudern in Wasschüsseln an das Boot und betteln
Am Flughafen erfahren wir: Der Prinz von Kambodscha fliegt ebenfalls - eine Twin Comanche. Wie sich dann herausstellt ist es doch eine Aztec, aber mir wird schlagartig klar: Wir sind absolute Marsmenschen hier! Eine Gruppe ganz normaler Europäer - Ärzte, Unternehmer, Ingenieure, die mit dem eigenen Flugzeug fliegt ist für die Leute hier nahezu unvorstellbar. Wir benehmen uns in der Folge sehr bescheiden an diesem Ort, der Ehrfurcht einflößt vor der Kultur der alten Khmer und der Respekt gebietet vor dem Aufbauwillen und dem Optimismus des leidgeprüften Volkes von Kambodscha.

Einige Crews besuchen die Tempel von Angkor Wat und Angkor Tom. Andere machen sich mit dem Boot auf in das Überschwemmungsgebiet westlich des Flugplatzes. Häuser und Straßen stehen unter Wasser - nichts besonderes hier. Nachts erfahren wir auch warum: Sintflutartige Regenfälle setzten die Straßen von Siem Reap unter Wasser. Das Tuck-Tuck wird zum Schnellboot. Auch das ist hier normal.

Morgen geht es in einem kurzen Flug über 500 NM nach Chiang Mai. Dort übernachten wir noch einmal, bevor es in einem langen Flugtag quer durch Indien, mit Fuelstopp in Kalkutta bis nach Bombay geht. Wir fliegen jetzt mit der Zeit, bekommen an jedem Reisetag eine Stunde geschenkt -- wir sitzen bei gutem Kambodschanischem Essen mitten in der von tropischen Regenfällen überfluteten Stadt und planen unseren Rückflug in das herbstliche, bald winterliche, Zentraleuropa.


  
 
 





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