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2. August 2005 Joachim Adomatis

Politik: Luftkrieg über der Hauptstadt


Zum letzten Mal VFR via Berlin City - Pilot und Flugzeug flog mit

Es war ein nicht organisiertes Fly-in. Hunderte Piloten aus allen Teilen Deutschlands, aus Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Schweden nutzten am letzten Juliwochenende noch einmal die Gelegenheit im Sichtflug die deutsche Hauptstadt zu überqueren. Das ist jetzt verboten. Drei Nautische Meilen um den Berliner Reichstag (523107N 0132234E) herum wurde jetzt die ED(R)-146 eingezirkelt. Pilot und Flugzeug hat sich von Freitag Mittag an umgesehen an den Flugplätzen rund um Berlin. Wir waren in Finow im Norden, in Kyritz und Bienenfarm im Westen, in Schönhagen, Reinsdorf und Oehna im Süden, und wir waren in Berlin-Strausberg, dem Verkehrslandeplatz neben der Endstation der S-Bahn im Osten.


Nie wieder im Sichtflug so dicht über dem Reichtagsgebäude und dem Bundeskanzleramt.
© Adomatis 
Was für vorfanden, war Zorn und Wut über diese vom Wahlkampf bestimmte sinnlose Restriktion aus dem Stolpe-Ministerium bei Privatpiloten und Flugzeughaltern, vor allem aber bei den kleinen Luftfahrtunternehmen, deren Existenzgrundlage Passagierflüge über der deutschen Hauptstadt sind.

Was wir aber an diesem letzten drei Julitagen auch auf den hauptstadtnahen Flugfeldern registrierten konnten, das war ein ungewohntes Gewimmel von kleinen und größeren Flugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt aus allen Landesteilen, sie waren zwischengelandet, um aufzutanken für einen letzten Sightseeing-Flug über Reichstag, Fernsehturm, Berliner Dom, Olympiastadion und Schloß Charlottenburg.

Aber nicht nur Flugtouristen aus der alten Bundesrepublik beherrschten das Bild. Viele Familien mit ihren Kindern waren an diesen drei warmen Sonnentagen offenbar nicht in die Strandbäder gefahren, sondern waren herausgekommen an die Flugfelder am Rande des Häusermeeres, um noch einmal die Chance für einen Rundflug über ihrer Stadt zu nutzen. Rundum gute Laune Volksfeststimmung unter bösem Vorzeichen. Eine Art Galgenhumor.

Der in Fürstenwalde an der Spree registrierte Fliegerverein PCCB hatte sich ein satirisches Presse-Happening ausgedacht: Man demonstrierte den Abflug einer Cessna 172 zu einem Rundflug. Der Pilot hatte dabei das Gepäck, Rucksack und Tasche, der Gäste peinlich zu durchsuchen. Danach wurden die drei Fluggäste gefilzt und demonstrativ gefährliche Gegenstände, Nagelfeile, Feuerzeug, Drehbleistift als potentielle Waffen identifiziert und abgenommen. Mit Ironie wurde gezeigt wie planlos unsere Entscheidungsträger handeln.

Pilot und Flugzeug wollte wissen, ob sich diese Stimmung am Boden auch in der Luft ausprägte. Wir starteten in Berlin- Strausberg stiegen auf 1.800 Fuß und meldeten unsere Einflugsabsicht in die Kontrollzone vor dem Pflichtmeldepunkt Echo-1 bei Tempelhof Tower 119.57 an. Wir erhielten einen Transponder Code und bekamen Ein- und Durchflug über Echo-2, Alpha, Foxtrot und Whiskey ”in 2.500 Fuß oder darunter” auch an diesem letzten Tag vorbehaltlos genehmigt.

Unser Kurs folgte in ostwestlicher Richtung der ehemaligen Stalinallee, Strausberger Platz mit dem Springbrunnen, Alex, Fernsehturm, Museumsinsel mit dem Berliner Dom, der Straße Unter den Linden, Brandenburger Tor, Reichstag, Bundeskanzleramt, Lehrter Bahnhof, Tiergarten mit Siegessäule, Charlottenburger Tor, Technische Universität, Messegelände, am Funkturm schwenkten wir nach Südwesten, folgten der Avus bis zur Glienicker Brücke und flogen aus bei Whiskey-1 nach Potsdam.

Der Funkverkehr allerdings war im Gegensatz zu normalen Tagen an diesem doppelwertigen Ultimo äußerst lebhaft. Dominierten sonst die IFR An- und Abflüge des Flughafens Tempelhof den Funkverkehr, so waren es an diesem Sonntag Freigaben und Verkehrsinformationen für den VFR-Verkehr über dem Stadtbild. Es verging kaum eine Sekunde auf unserem knapp halbstündigen Durchflug von Echo-1 nach Whiskey-1 in der wir nicht drei, vier oder fünf Pipers, Cessnas, Katanas oder Grob-Motorsegler gleichzeitig im Blick hatten.

Betont munter doch bestimmt war der Ton der Kontrollerin in Tempelhof Tower. Mit den Worten: ”Nein, nein, nicht so stürmisch, Sie haben noch keine Clearance!” bremste sie ein Ultraleichgerät aus, dessen Transponder-Signal sie nicht empfing. Und an eine gerade erst in Tempelhof gestartete desorientierte Robin-Pilotin: ”Wenn Sie so weiter fliegen Alpha-Lima, kommen Sie zum Müggelsee, aber nie zum Fernsehturm”, wurde sie zurück auf den rechten Kurs geführt.

Verkehrshinweise alle Minute, doch die Piloten bestätigten, den im jeweiligen Begegnungswinkel fliegenden Verkehr im Blick zu haben. Umsichtigkeit in allen Cockpits. Und Aufmerksamkeit aus den meisten Cockpits gegenüber der Kontrollerin gegenüber. Die meisten bedankten sich bei Verlassen von Kontrollzone und Frequenz für ihren Service. Ein Stück Demonstration war das auf beiden Seiten.

An die 400 VFR-Überflüge verzeichnete die DFS für das letzte Wochenende vor Einrichtung des Flugbeschränkungsgebiets ED(R)-146. Allein am Sonntag waren es mehr als 170 Flugzeuge.

Der Westberliner ”Tagesspiegel” startetete eine telefonische Blitzumfrage unter seinen Lesern mit der Frage: ”Ist ein Flugverbot über der Berliner City sinnvoll?” Das Ergebnis: 90 Prozent sagten Nein!

Eine Schlappe für Stolpes Wahlkampf-Flop.

Lesen Sie auch unseren nächsten Internet-Beitrag zu diesem Thema: ”Der Stolpe-Erlaß vernichtet Existenzen in der Luftfahrt”


  
 
 




3. August 2005: Von Georg Peine an Joachim Adomatis
Hallo Herr Adomatis,
ein super Artikel! Was genau meinen Sie mit der Freigabe durch die Kontrollzone über Alpha und Foxtrott, habe keine Meldepunkte dieses Namens auf der Anflugkarte der AIP finden können. Hatten Sie der Controllerin explizit einen Flug über dem Zentrum angekündigt, da Sie ja trotz Echo 2 und Whiskey 2 von den veröffentlichten Strecken abgewichen sind. Sind Sie permanent in 1800 Fuß GND geflogen?
Viele Grüße,
G. Peine
4. August 2005: Von Rolf Honnigfort an Georg Peine
Hallo The Duke,
selbstverständlich findet man A/F (nahe Alexanderplatz bzw. Funkturm)in der AIP, allerdings nur in einer aktualisierten: VFR Terminal Chart Berlin und in den Visual Operation Charts von EDDT/EDDI.
Gruß Rolf-Peter
4. August 2005: Von Joachim Adomatis an Georg Peine
Hallo, The Duke,
die Frage nach „Alpha“ und „Foxtrott“ hat Ihnen Rolf-Peter inzwischen beantwortet. Diese Meldepunkte sind erstmals seit 12/04 auf auf den Jeppesen-Anflugkarten zu den Flughäfen Tegel und Tempelhof verzeichnet worden.

Unser Flug vom Verkehrslandeplatz Berlin-Strausberg nach Potsdam erfolgte nach vorher oft praktiziertem Prozedere: Kurs auf Echo-1, Melden bei Tempelhof Tower unter Nennung des Vorhabens, dem Überflug des Stadtzentrums (Echo-2, Alpha (Reichstag), Foxtrott (Funkturm an der Avus), Ausflug Wiskey-1 via Potsdam.

Wir sind mit 1.800 Fuß in die Kontrollzone eingeflogen, erhielten bei Echo-2 die Aufforderung, Alpha nicht unter 2.000 zu passieren. Etwa an der Siegessäule erhielten wir Erlaubnis, wieder auf unsere vorherige Flughöhe von 1.800 Fuß zu sinken und unseren Flug in dieser Höhe nach Potsdam fortzusetzen. Aber das alles ist ja nun Vergangenheit.

Freundliche Grüße
Joachim M. Adomatis
4. August 2005: Von Georg Peine an Joachim Adomatis
Hallo,
vielen Dank für die Antworten! Ich hatte auf der Sep 2003 Karte nachgeschaut!
Viele Grüße

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