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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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3. März 2005 Jan Brill

Leserreise: Tag 8


Donnerstag, 3. März - Auf dem Vorfeld in Kalkutta...

Problemloser Zwischenstopp gestern in Chiang Mai. Obwohl die Thailänder sicherlich einen ausgeprägten Formularfetischismus praktizieren, ist der Stopp dort kein Problem. Heute steht ein wahrer Mammuttag an. Von Thailand nach Ahmedabad (VAAH) im Westen Indiens. Insegsamt 1550 NM und das gegen den Wind. Nicht genug, ein Fuelstopp in Kalkutta gehört auch noch zum Programm, man gönnt sich ja sonst nichts. Kalkutta ist mit Abstand der grauenvollste Ort wenn man es eilig hat. Eine Art Kap Horn für Selberflieger. Wer in Kalkutta einmal getankt hat, vielleicht auch noch ohne Handling-Agent, für den gibt es ein Leben vorher und ein Leben nachher. Es gibt kaum eine Möglichkeit hier etwas zu beschönigen oder diplomatisch höflich darzustellen: In Kalkutta klappt nichts. Nicht beim ersten, nicht beim zweiten und in der Regel auch nicht beim dritten mal.


Die Baustellenkinder von Kalkutta International
Dieser Text entsteht auf dem Vorfeld, bei schlappen 41 Grad Celsius. Während ich das Tanken übernehme, die neue Datenbank ins GPS lade und Zwiesprache mit dem hitzegenervten Flugzeug halte, hat Frau Dr. Reitenspiess den Kampf mit den indischen Behörden aufgenommen. Ich muss ihr an dieser Stelle wirklich ein riesiges Kompliment machen. Nicht nur dass sie mit 8 Leserreisen und ebensovielen Vorbereitungstrips eine unschätzbare Erfahrung mit einbringt, ein untrügliches Gespür für verwaltungstechnische Abkürzungen besitzt und dazu auch noch die PA30 fliegen kann, Frau Dr. Reitenspiess scheut sich auch nicht, nachdem wir die bereits geiernden Handling-Agenten ("you cannot do this alone, you need our service" (=$850!!)) in die Flucht geschlagen haben, allein und nur mit einem Handy bewaffnet den Kampf gegen Flughafenbehörde, Zoll, Grenzpolizei und Indischem AIS aufzunehmen.

Nur so, nur mit dieser Durchschlagskraft und Arbeitsteilung sind solche Vorbereitungsreisen überhaupt machbar.

Nachdem das Tanken hier auf dem Vorfeld abgeschlossen ist, das KLN endlich die neue Atlantik-Datenbank gefressen hat, der Flieger mit Öl versorgt und durchgeschaut ist, bleibt Zeit ein Paar Eindrücke in den Laptop zu tippen:

In ein paar Metern Entfernung, auf dem Vorfeld des Flughafens hat sich über die Jahre ein Schrottplatz gebildet. Einge Kinder (ja, es sind Kinder, max. 16-jährige Jungen und Mädchen) die auf der Baustelle des nahegelegenen Taxiways arbeiten (!) machen jetzt Mittagspause. Ich habe auf dem genannten Schrittplatz vorhin zwei lehre PET-Colaflaschen entsortgt, die haben die Kinder gefunden und sofort untereinander aufgeteilt. Diese Flaschen, die ich hier mit schlechtem Umweltgewissen abgeladen habe sind wertvoll und ein Grund zur Freude.
Niemanden stört es, dass die Kinder hier ohne Sicherheitskleidung und ohne Signalweste auf dem Vorfeld zwischen den rollenden Flugzeugen rumlaufen. Kalkutta, das haben wir schon im Anflug gesehen, ist wirklich abgefuckt. Anders kann man es nicht sagen.

Anstrengend, für Flugzeug und Piloten


Schrottplatz auf dem Vorfeld von VECC
Nichts wie weg hier. Noch fehlen einige Stempel erfahre ich via Handy aber 14. Uhr lokal wäre vielleicht machbar als EBOT. Dann folgen nochmal 6 Stunden nach Ahmedabad. Bis zu 50 Knoten Gegenwind hatten wir auf dem Weg über Miranmar nach Indien. Auf der Teilstrecke nach VAAH soll es jetzt etwas weniger sein, aber trotzdem stehen noch sechs Stunden Flug bevor.

Kalkutta ist ein wichtiger Stopp auf dem Weg nach Asien und zurück und wir müssen die Gegebenheiten hier (Herr Combata ist leider nicht mehr im Geschäft) genau erkunden um die Erfahrung für die Teilnehmer so erträglich wie möglich zu machen. Das Refuling ist hier trotz Tankwagen Marke Eigenbau noch das geringste Problem. Diese unsägliche indische Bürokratie ist das eigentliche Hemmnis...

Insgesamt ist diese Route auch für das Flugzeug ein Härtetest. Das muss man sich klar machen, wenn man in diese Gegenden fliegt. Mit den hohen Temperaturen selbst in FL100 oder FL150 ist es mühsam die Öl- und Zylinderkopftemeraturen der Turboaufgeladenen IO-320 im Rahmen zu halten (Öl unter 200 Grad F., CHT unter 400 Grad F). Wir fordern dem Flugzeug 75% Leistung ab, und dass mit Rücksicht auf den Wind in "nur" FL100 bei 10-15 Grad OAT. "Gretchen" macht seine Sache bis hierher sehr gut. All die Theorie aus der Motorenüberholung im Winter, von der höheren Gefügefestigkeit der Feingusszylinder unter Temperaturbelastung usw. wird sich jetzt bewähren müssen. Mehrmals täglich denke ich an die Manschaft von SunAir im kalten windigen Dänemark und daran, dass diese augenscheinlich ordentlich gearbeitet haben. Jedenfalls machen die Triebwerke bis hierher keine Mucken.

Trotzdem, obwohl Peking, das eigentliche Ziel der Riese erst im April per Linie erkundet wird, ist nach den Eindrücken in Thailand, Laos und Siem Reap eines klar: Kalkutta ist eine Prüfung, aber die Ziele, die jenseits des Golfes von Bengalen liegen sind diese allemal wert...


  
 
 





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