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13. September 2004 Joachim Adomatis
Infrastruktur: Tempelhof
Da warens nur noch vier...
Tempelhofs Klagefront bröckelt. Es ist so wie im Kinderlied von den Zehn kleinen Negerlein. Neun entschlossene Airlines machten Front gegen den Berliner Senat. Ihren Flughafen Tempelhof sollte ihnen kein Wowi dicht machen. Viel Publicity hatten sie, nachdem im Juli bekanntgegeben wurde, daß sie in einer Klagegemeinschaft gerichtlich vorgehen würden gegen den Senatsbeschluß, die Berliner Flughafengesellschaft von der Betriebspflicht auf dem einstigen Berliner Zentralflughafen zu entbinden.
Nach einer Umfrage einer Berliner Tageszeitung in diesem Sommer wußten sie drei Viertel der Berliner war auf ihrer Seite. Tempelhof, das ist für die meisten Hauptstädter einStück ihrer Identität.Nicht so für viele der Airlines. Denn: Eine Fluglinie nach der anderen steigt inzwischen aus dem Klägerboot aus und rettet sich auf die andere Seite.
Begonnen hatte alles mit der Luxair. Anfang August gab sie bekannt, die Berliner Flughafengesellschaft habe ihr für ihre Städteverbindungen dieselben günstigen Slots in Tegel angeboten, die sie bisher von Tempelhofs Pisten aus wahrnahm. Inzwischen hat die Luxair ihre Schalter in Tempelhof geschlossen.
Nun warens nur noch acht. Da verlautbarte kaum eine Woche später die Swiss International, daß sie ähnlich gute Bedingungen für ihre Flüge ab Berlin Tegel erhalten habe und umziehen werde.
Da warens nur noch sieben. Die guten Zeiten des Berliner City Airports liegen garnicht so lange zurück, als die ehemals belgische Staatslinie Sabena verkünden konnte, Tempelhof sei ihr deutsches Standbein. Die aus der Sabena hervorgegangene SN Brussels war nun die nächste, die aus der Front der Kläger ausbrach. Auch sie erhält die von ihr gewünschten besten Konditionen auf dem überlasteten Airport Tegel.
Ailines unter enormer Pression durch die BFG
Da warens nur noch sechs. Am 13. September zog die Denimair nach Tegel um. Denimair fliegt wochentags zweimal, samstags und sonntags je einmal täglich die Strecke Berlin-Augsburg. Im Jahr befördert Denimair nicht viel mehr als 15.000 Passagiere. Eingesetzt werden Maschinen vom Typ Dornier Do-328 und Fokker 50.
Da warens nur noch fünf. Und eine Woche später, am 20. September wird der Regio-Carrier Ostfriesischer Lufttranspoert (OLT) ein gleiches tun. Wie Deminair fliegt OLT nur ein einziges Ziel an. In diesem Fall ist es die Strecke Berlin-Bremen. Mit seinem Metroliner befördert auch OLT nur etwa 15.000 bis 17.000 Paxe im Jahr.
Nun sind es nur noch vier....
Wenn alles so klappt, wie die BFG sich das vorstellt, dürfte für Ende Oktober vorgesehene Schließung von Berlin Traditionsflughafen kaum noch auffallen. Dann wird da nämlich nichts mehr los sein. Mit aller Raffinesse arbeitet man in den Büros der BFG daran, die Fluggesellschaften zu bewegen, freiwillig dem Flughafen den Rücken zu kehren und ihren Kampf gegen seine Schließung einzustellen.
Ziel der BFG ist, daß es kaum noch Kläger gibt, wenn das Oberverwaltungsgericht (OVG) zu entscheiden hat, sagt Bernhard Liscutin vom Airline Operators Committee (AOC). Die Airlines bekommen ihre gewünschten Slots von der BFG nur, wenn aus der Klagegemeinschaft austreten. Das heißt BFG übt Druck auf die Unternehmen aus.
Beeinflussung des bevorstehenden Verwaltungsgerichtsprozesses ist die Taktik der Flughafengesellschaft. Früher versuchte sie die kleinen Tempelhofer Fluggesellschaften zu einem Umzug nach Schönefeld zu nötigen. Was diese ablehnten. Schönefeld ist für Städte-Verbindungen zu weit entfernt von der Berliner City.
In Tegel seien zu Spitzenzeiten keine Slots frei, hieß es früher. Jetzt erhielten die Umzugswilligen Airlines die Slots, die sie sich wünschten auch in Tegel.
Eine Büste für Wowi
Auf Anfrage beim Oberverwaltungsgericht erhielten wir die Auskunft, die Kammer werde im Oktober über die vorliegenden Eilanträge beschließen. Es sind vier Kläger und Klagegemeinschaften, die die Offenhaltung Tempelhofs vor Gericht erwirken wollen.
Was immer in den nächsten Wochen noch geschieht, die Germania und die Windrose Air bleiben bei ihrem Angebot einer kompletten Übernahme des Flughafen einschließlich der Verpflichtung seines weiteren Betriebs bis zur Eröffnung von BBI in Schönefeld. Das sagte Dr. Wolfgang Vieweg, Direktor der Germania, im Gespräch mit Pilot und Flugzeug.
Der Senat jedoch verhandelt nicht mit den Gesellschaften. Das ist schlechter Stil, meint Vieweg. Die meiden uns, wie der Teufel vor dem Weihwasser scheut. Der Fraktionschef der FDP im Berliner Stadtparlament Martin Lindner kritisierte die Verbissenheit mit der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (Wowi) die Schließung Tempelhofs betreibe. Er soll seinen Autismus in der Angelegenheit aufgeben, sagte Lindner und versprach im positiven Fall, eine Büste für Wowi am Flughafen Tempelhof aufzustellen.Unseren ausführlichen Bericht finden Sie im Oktoberheft von Pilot und Flugzeug
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Tja, und heute steht in der (Lokal)Presse, dass die Cirrus ihre Flüge von Mannheim nach Tempelhof ebenfalls "unverändert" nun nach Tegel durchführen wird.
So verständlich das aus wirtschaftlicher Sicht der betroffenen Unternehmen ist, so ist es doch traurig, wie aus ideologischen Gründen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um fragwürdige selbstgesteckte politische Ziele zu erreichen.
Und da sage mal noch jemand, in Deutschland bewege sich nichts. Der Politiker muss eben nur wollen und dann werden selbst unsinnige Entscheidungen gegen die Bevölkerungsmehrheit und gegen kompetente Expertenempfehlungen durchgesetzt.
Schade...
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Hallo,
ja ja dieser Unfug wird tatsächlich von der Presse auch verbreitet und wird nicht wahrer durch dauerndes wiederholen. Wahr ist, dass alle, Senat, Land, Bund und Industrie den Platz halten wollten. Nur keiner konnte oder wollte die "Mücken" dafür auf den Tisch legen. Alles Krokodilstränen!
Gruss Polarius..
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Die Roten waren schon immer aus ideologischen Gründen am Denken gehindert.Der rote/dunkelrote Berliner Senat ist der Totengräber dieses historischen, einmaligen Flughafens. Das Ausland lacht sich kaputt und ist entsetzt über soviel Dämlichkeit in Deutschland! Es ist zum K..... Dieter
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Ja, und dann ist da ja auch noch der "Boss" der BFG, huckt in Schönefeld und fliegt jeden Wochenanfang nach Berlin ein, kommend aus Köln. Der will sich hier noch auf seine alten Tage ein "Manager-Denkmal" setzen, als Kölner ist dem das wahrscheinlich auch völlig Wurscht was nun hier in Berlin passiert, ich erinnere mich noch genau an den Aufschrei der Bonner (u.auch Kölner), als Berlin wieder Hauptstadt wurde. Alles Leute ohne jegliche Visionen... schade, dass solche auf die Menschheit losgelassen werden. Ich frage mich wirklich manchmal, wie dämlich eigentlich unsere Politiker alle sind.. sehen die denn überhaupt nicht, was hier läuft, oder haben die alle mit dem BBI-Investor eine Leiche im Keller ?
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"Die Roten waren schon immer aus ideologischen Gründen am Denken gehindert." Sorry, Prop - das ist parteipolitischer Dummschwätz und unergiebig. HT hat oft genug dieselbe Flug-feindliche Politik z.B. in Bayern kritisiert. Auch die Bundesregierungen nehmen sich da nichts; egal welcher politischen Farbe. So gesehen ist es Schwachsinn und wenig hilfreich, hier auch noch Parteifronten aufzubauen.
Und warum werden nur die Fluglinien ob ihres Weichwerdens kritisiert? Wo bleibt das konkrete Engagement der GA? Wo sind die Klagen derer, die ihr Flugzeug in Tempelhof stehen haben oder dort auch weiterhin landen möchten? Was ist mit AOPA und DAeC? Wo bleiben die Verbände der Luftfahrtbetriebe BDLI und BBAL?
Edgard
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Guten MORgen Edgard!
Genau das wollte ich grad auch schreiben! Es gab und gibt eine politische Mehrheit den Flugplatz Tempelhof zu halten!! Es ist eine absolut rein wirtschaftliche Analyse, welche eine Schliessung anraten lassen. Alles andere ist Quatsch! Es ist so! Und das weiss die CDU und das weiss die FDP! Alle Fraktionsmitglieder des Senates haben Einblick in die Geschäftsberichte und sogar gewisse Internas. Ich habe in vorhergehendem Posting schon mal geschrieben: Wer von den Schreihälsen zahlt nun, wo doch Tempelhof soooo dringend zu erhalten wäre?
Gruss H.
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Parteipolitische Fronten will kein Mensch aufbauen, in diesem Forum schon gar nicht. Tatsache ist, dass die Sozialisten noch niemals mit Geld umgehen konnten-außer mit dem anderer Leute!Weniger Partys von "Wowi" hätte den Stadtsäckel auch entlastet.........Mehr Einsatz für einmalige,vorhandene Infrastruktur würde besser bei der Bevölkerung ankommen. Wenn der Berliner Senat zusammen mit der Bundesregierung den Erhalt des einmaligen Tempelhofer Flughafens politisch gewollt hätte, wäre das zu machen gewesen. Man denke an City-Airport London (EGLC). Gegen alle Widerstände wurde der etabliert- und ist heute einer der profitabelsten Flughäfen in GB. Aber in Deutschland geht man lieber auf Partys....
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lieber propdriver,
diese mail strotzt ja wohl vor widersprüchen. "niemand will .." usw. aber jemand tut. aber egal, bleiben wir sachlich. bei einem reinen betriebsdefizit von 13 mio p.a. kann herr wowereit und freunde gar nicht soviele parties einsparen, wie der platz verbrennt. der schreiber dieser zeilen ist übrigens kein sozialist. das grundpetitum der helden des kapitals heisst schon lange privatisierung der gewinne und sozialisierung der verluste. das war auch der grundtenor im erhalt von tempelhof. der london city airport ist - meines Wissens Stand Ende 2002 - ebenfalls hoch defizitaer und auf der kippe. abgesehen davon ist tempelhof niemals mit dieser millionenmetropole vergleichbar. in london herrscht eine gigantische kapitalballung vor. in berlin zahlt kaum jemand steuern, abgesehen von der masse der (privat)-leute, die keine möglichkeiten haben.
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