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1. Juli 2004 Joachim Adomatis

Infrastruktur: Tempelhof


Tempelhof Update: Neun Fluggesellschaften haben Klage eingereicht

Drei Viertel aller Hauptstädter (76 Prozent) fordern den dauerhaften Betrieb eines innerstädtischen Airport - Tegel oder Tempelhof. Jeder zweite Berliner spricht sich dafür aus, den Flughafen Tempelhof zu erhalten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der im Springer-Verlag erscheinenden Tageszeitung Berliner Morgenpost.


Der Flughafen Tempelhof ist für die Hauptstadt ein großer Standortvorteil
© BFG 
Aktualisierung vom 07.07.2004

Inzwischen haben neun Fluggesellschaften beim Berliner Oberverwaltungsgericht Klage eingereicht. In einem Eilantrag wenden sie sich gegen die Absicht des Berliner Senats, den traditionsreichen City-Airpoert Tempelhof dicht zu machen.

Eine zweite Gruppe von acht Unternehmen, der Allgemeinen Luftfahrt, auf dem Flughafen Tempelhof ihren Sitz haben, zieht ebenfalls vor Gericht.

“Zur Sicherstellung der für die Entwicklung des Berliner Luftverkehrs und für alle Fluggesellschaften und Flugverbindungen erforderlichen Kapazitäten ist es das Ziel der Tempelhofer Fluggesellschaften, den Verkehrsflughafen Tempelhof bis zur Inbetriebnahme des Flughafens Berlin-Brandenburg-International am Standort Schönefeld zu erhalten.” Das sagte Bernhard Liscutin, Chairman des Airport Operators Committee (AOC) vor der Presse.

Mit falschen Zahlen und Taschenspielertricks hatte die staatliche Berliner Flughafengesellschaft (BFG) Ende letzten Jahres bei der Landesluftfahrtbehörde die Entlassung aus der Betriebspflicht zum Ende des Sommerflugplans 2004 beantragt. Diesem Antrag war vor vier Wochen in einem 170 Seiten umfassenden Bescheid von der Berliner Verwaltung stattgegeben worden.

Zur Begründung des Sofortvollzugs werden die jährlichen Verluste genannt. Erstmals werde auch mit der Umweltbelastung und einer Gefährdung der Bevölkerung durch den innerstädtischen Flughafen argumentiert, sagt Airline-Sprecher Bernhard Liscutin im Gespräch mit Pilot und Flugzeug: ”Dann müßte der Berliner Innenstadtflughafen Tegel ebenfalls zum 1. November geschlossen werden.”

Mit einer Holzbude fing es 1923 an. Mitte der dreißiger Jahre starteten auf dem Flughafen Tempelhof Propellermaschinen nach Thailand, Afghanistan und in die USA. Als die Sowjetunion 1948 und 1949 die Landwege nach Berlin blockierte, trafen hier mit der Luftbrücke der Westalliierten Hilfsgüter für die abgeriegelte Stadt ein.

Erstmals 1995 setzte sich die BFG für die Schließung ein. Die CDU im damaligen Senat legte die Pläne auf Eis. Unter dem Senat aus SPD und Altkommunisten der früheren DDR setzte die BFG erneut an. Diesmal mit Erfolg.

Der Bevölkerung von Westberlin ist Tempelhof noch immer als "Pfahl im Fleisch der Kommunisten“ und als Pfeiler der Luftbrücke in guter Erinnerung.

Der Reichstagskuppelarchitekt, der Brite Sir Norman Foster, nannte die 360 Hektar große Luftverkehrsanlage ehrfürchtig "Mutter aller Flughäfen".

CDU: „Eine Beleidigung der Schildbürger“

Nun aber scheint das Ende des ältesten noch betriebenen Verkehrsflughafens der Welt absehbar. Ist dies der Anfang vom Ende einer Legende?

Die Dilettanten bei Berliner Flughafengesellschaft, die es innerhalb von zwölf Jahren nach der politischen Wende nicht geschafft haben, ein praktikables Konzept für einen leistungsfähigen Flughafen außerhalb der Stadt zu entwickeln, jubeln.

Mit Ende des Sommerflugplans sollen in Tempelhof die Lichter ausgehen. Der erste Schritt zur Schließung ist vollzogen. Trotz des Widerstandes der dort aktiven Airlines. Trotz der Zweifel an den Zahlengaukeleien über eine vorgebliche Unwirtschaftlichkeit des Airports. Trotz der Angebote privater Fluggesellschaften, den Flughafen Tempelhof komplett zu übernehmen. Trotz drohender Klagen.

Wie lange zieht sich die Planung zum Großflughafen Schönefeld inzwischen hin? 2004 wollte man dort mit einem ersten Bauabschnitt bereits fertig sein, Dann hieß es 2007 oder 2009. 2010 oder 2015 heißt es jetzt. Denn: Noch immer liegt der Planfeststellungsbeschluß nicht vor. Ein Konzept zur Finanzierung gibt es auch nicht.


Nur noch bis Ende Oktober sollen Reisende in der 120 Meter langen Halle des Flughafens abgefertigt werden
© BFG 
Dies einen „Schildbügerstreich“ zu nennen, sei eine Beleidigung der Schildbürger, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jochen Feilcke. „Bevor feststeht, daß der Single Airport Schönefeld überhaupt kommt, wird Kapazität vernichtet. Jeder vernünftige Mensch fragt sich, warum 15 Jahre nach dem Mauerfall noch kein Planfeststellungsbeschluß für Schönefeld vorliegt. Tempelhof zu schließen, bevor Schönefeld gesichert ist, heißt Selbstmord aus Angst vor dem Tode”. Auf keinen Fall schließt ein vernünftiger Politiker einen attraktiven innerstädtischen Flughafen, der mehr Starts und Landungen jährlich bewältigt als Flughäfen wie Münster oder Bremen.

Über 3600 Bürger im Umfeld von Schönefeld sind entschlossen, gegen einen Planfeststellungsbeschluß zugunsten des Großausbaus des Flughafens Schönefeld zu Klagen.

Gegen den Flugbetrieb in Tempelhof hingegen gab es nennenswerten Widerstand in der Bevölkerung nie: Die Mehrheit der Berliner will ihren Flughafen Tempelhof behalten. Mit Flugbetrieb !

Die geplante Stillegung des Flughafens Tempelhof noch in diesem Jahr hat nicht nur Vertreter der Wirtschaft, sondern auch Berliner EU-Parlamentarier auf den Plan gerufen. Die EU-Abgeordneten Ingo Schmitt (CDU), Dagmar Roth-Behrendt (SPD) und Hans Modrow (PDS), alle Nutzer der Berlin-Brüssel-Verbindungen ab Tempelhof, halten es für unverantwortlich, den Flughafen stillzulegen.

Schönefeld: „Wie in der Ostzone ausgesetzt"

Gegen die Schließung des Flughafens Tempelhof aber formiert sich ein täglich stärker werdender Widerstand. Nach der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie den Oppositionsparteien CDU und FDP melden sich Verbände, Politiker und Prominente zu Wort, die das Aus des traditionsreichen Flughafens verhindern wollen.

Der frühere AEG-Manager und Ex-Vorstandschef der Deutschen Bahn, Heinz Dürr, schaltete sich unvergleichlich scharf in die Debatte ein. Vor knapp 100 Geschäftsleuten im „Berlin Capital Club“ am Gendarmenmarkt nannte er die vorzeitige Stillegung des City-Airports "einen blanken wirtschaftlichen Wahnsinn“. Dem Chef der Berliner Flughafengesellschaft Dieter Johannsen-Roth unterstellte er, in seiner Wirtschaftlichkeitsberechnung „mit Tricks und falschen Zahlen“ zu operieren. Nicht der Tempelhofer Flugbetrieb, sondern die schlecht bewirtschaftete Immobilie mache die Miesen. Wer solle denn bei Schließung des Airports für die Betriebskosten des Gebäudes aufkommen? "Sie schieben diese Kosten dem Bund und dem Land in die Tasche", hielt Dürr Johannsen-Roth entgegen. "Nur verlieren Sie bei der Gelegenheit einen Flughafen, der für Geschäftsflieger von lebenswichtiger Bedeutung ist" und damit Einnahmen. Überdies fühlten sich die Geschäftsleute, die nach dem Willen der BFG in Schönefeld landen sollen, „wie in der Ostzone ausgesetzt“.

"Eine unvorstellbare Entscheidung", ergänzte Hartwig Piepenbrock, Seniorchef des größten deutschen Dienstleistungsunternehmens: "Man gibt doch keinen alten Flughafen auf, bevor der neue Flughafen fertig ist." Tempelhof dürfe erst dicht gemacht werden, wenn Berlin Brandenburg International (BBI) in Schönefeld fertig ist.

Zwei Klagegemeinschaften wollen gegen die drohende Schließung Tempelhofs vorgehen. Ein Düsseldorfer Anwalt vertritt die Linienfluggesellschaften, ein Münchener Anwalt die übrigen Luftfahrtfirmen.

Der Sprecher einer der klagenden Firmen mit Sitz am Flughafen Tempelhof, Andreas Wolf, kündigte an, alle Instanzen auszuschöpfen: "Wir erwarten vom Gericht, daß die Berliner Flughafengesellschaft verpflichtet wird, die rechtskräftige Planfeststellung für den Flughafen Schönefeld abzuwarten, bevor Tempelhof geschlossen wird", sagte Wolf im Gespräch mit Pilot und Flugzeug.

Große Autohersteller stehen zu Tempelhof

Sogar in der Münchner BMW-Zentrale wird gegenwärtig geprüft, ob man sich der von den am Zentralflughafen tätigen Luftverkehrsgesellschaften vorgesehenen Klage anschließt, bestätigte das Hauptstadtbüro des Automobilbauers.

”Wir nutzen Tempelhof selbst und haben ein Interesse daran, daß der Flughafen nicht geschlossen wird”, heißt es bei BMW. Die Berliner Konzernrepräsentanz von Daimler-Chrysler unterstützt die Initiative der Wirtschaft für Tempelhof: ”Wir sind nach wie vor für den Erhalt des Flughafens.”

„Berlin brauche einen City nahen Airport“, heißt es bei der Volkswagen: ”Für uns ist Tempelhof wichtig”, sagt Konzernsprecher Thomas Mickeleit. „Schönefeld ist keine Alternative!“


Flughafen Tempelhof: Ein Denkmal, eine Legende, ein Politikum.
© BFG 
Auch der Leiter der Flugabteilung der Sony-Europa-Zentrale in Berlin, Hartmut Grün, setzt auf Tempelhof. Seit 1999 befördert eine konzerneigene Maschine Sony-Manager von Tempelhof ins In- und Ausland. "Wir werden die letzten sein, die von Tempelhof weggehen", sagt Grün. Schönefeld sei auf keinen Fall eine Alternative. Bei Siemens mit 15 000 Mitarbeitern in Berlin wird ebenfalls der Weiterbetrieb von Tempelhof gefordert.

Der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft "Partner für Berlin", Friedrich-Leopold von Stechow, sagte: "Berlin sollte sich die Chance nicht nehmen lassen, einen innerstädtischen Flughafen, wie es ihn sonst nur noch in New York und London gibt, für kleine Geschäftsflugzeuge und Hubschrauber offen zu halten. Angesichts der Ansiedlungsproblematik Berlins ist es nicht klug, Tempelhof völlig zu schließen."

Die im Axel-Springer-Konzern erscheinende Berliner Morgenpost startete eine Sympathiekampagne Pro Tempelhof. Hunderte von Leserbriefen gingen in den ersten zwei Tagen ein, die den Senatsbeschluß als falsch und schädlich für die Stadt kritisierten.

FDP: „Der Wowi ist ein politischer Bruchpilot“

Der verkehrspolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, Alexander Kaczmarek, bezeichnete den Beschluß zur Schließung des Flughafens Tempelhof als unüberlegt:

”Die kurzsichtige Entscheidung des Senats wird keinen Bestand haben. Die erwarteten Klagen der Fluggesellschaften werden diesen nicht begründeten Beschluß des Senats gegen den Standort Tempelhof hinwegfegen. Wir müssen Tempelhof endlich dem Zugriff der chaotischen rot-roten Luftverkehrspolitik entziehen. Tempelhof hat ein enormes Zukunftspotential!”

Und der wirtschafts- und verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin und stellvertretende Landesvorsitzende der Berliner FDP, Klaus-Peter von Lüdeke,

Bezeichnet den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, „Wowi“, als einen wirtschafts-, verkehrs- und haushaltspolitischen Bruchpiloten, dem die Lizenz zu entziehen sei.

Die Liberalen im Berliner Abgeordnetenhaus starteten eine weitreichende Aktion unter dem Motto ”Ja zum City Airport Tempelhof!”. Ein CitationJet 2 der Windrose Air wird diesen Slogan in die europäischen Hauptstädte tragen. Außerdem werden an Berliner Unternehmen 20.000 Aufkleber ”Ja zum City Airport Tempelhof” verteilt.

Lüdeke: Andere europäische Hauptstädte beneiden uns um unseren City Airport. Das provinzielle Handeln des Senats wird im Ausland belächelt. Mit unserer Kampagne ‚Ja zum City Airport Tempelhof’ zeigen wir, daß wir und die Berliner Wirtschaft Wowereits Luftnummer nicht kommentarlos hinnehmen.“

Unterstützt wird die Sympathiekampagne von der Baukammer Berlin und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. „Die Behauptung des Senats, der Flughafen sei unwirtschaftlich, ist reiner Unfug. Tempelhof könnte sehr profitabel betrieben werden, sofern die Politik die hierzu erforderlichen Weichenstellungen vornehmen würde“, heißt es bei der IHK-Berlin

Eine politische Entscheidung ist gefallen. Wir sind gespannt auf eine Entscheidung des Gerichtes.

Noch gehen Lichter in Tempelhof nicht aus.

Unseren ausführlichen und brandaktuellen Tempelhof-Report lesen Sie im Juli-Heft von Pilot und Flugzeug.


  
 
 




5. Juli 2004: Von Hubert Eckl an Joachim Adomatis
Liebe Freunde,

der welcher hier schreibt ist gleichermaßen passionierter Pilot wie professioneller Kommunalfinanzierer. Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Nein, das Herz ist für Tempelhof der Verstand sagt Schwachsinn:
Eine Stadt wie Berlin, welche finanziell nicht nur am Zahnfleisch daher kommt, sondern den Haushaltsnotstand ausrufen musste, kann sich so ein Prestigeobjekt nicht mehr leisten. Das betrifft den Flugbetrieb und den Gebäudekomplex.
Auch wenn all die aufgeführten Firmen die Notwendigkeit und Dringlichkeit beschwören, zahlen will keiner. Herr Adomatis schimpft auch nur. Bringt endlich ein tragbares Konzept mit Zahlen und die Chancen, dass der "Bringer" den Platz für einen symbolischen € kriegt. Es wird immer wieder insFeld geführt, nur der Unterhalt der Gebäude wäre Ursache für das Defizit. Das ist schlichtweg falsch. Der Flugbetrieb ist hochdefizitär die Passagierzahlen stark rückläufig. Unredlich ist daher politisches Gekeife von Leuten - speziell aus der CDU - welche diese Zahlen kennen.
Wer Tempelhof will, soll sagen wie! Freunde, glaubt mir, es gibt Leute, welche alles probieren das Ding am Laufen zu halten. Aber Kindergärten, Schulen und Schwimmbäder schliessen und Tempelhof für ein paar Biz-Jets offenhalten ist nicht drin. Die Linienflieger sind jedenfalls auffallend still und halbherzig bei der Sache Temepelhof. Und die mit dem größten Maul bringen die kleinste Kohle. Motto " Nur mit vollen Hosen ist gut stinken!"
5. Juli 2004: Von Michael Münch an Hubert Eckl
Wenn es denn nur so wäre...

Aber es lagen doch Angebote vor, die eine privat finanzierte Übernahme und Fortführung des Flugplatzes inkl. aller Immobilien etc. darstellten und diese Angebote wurde quasi mit einer arroganten Handbewegung vom Tisch gewischt. Und das ist ja gerad e der Skandal: natürlich ist die aktuelle Situation nicht haltbar, aber deshalb keine Alternativen in Erwägung zu ziehen und wertvolle Infrastruktur unwiederbringlich zu zerstören ist nicht rational nachvollziehbar. Irgend ein politisches Kälkül scheint dahinter zu stecken!

Ach ja, die Linienverbindung Mannheim - Tempelhof hat sich zu einem veritablen Erfolg entwickelt und es gibt genügend andere Beispiele wo eine ähnliche Story möglich war / wäre, würde nur ein vernünftiges und verlässliches Verhalten seitens der Gestalter der Rahmenbedingungen gewährleistet.
6. Juli 2004: Von Hubert Eckl an Michael Münch
Guten MOrgen,

Es gab kein "tragfähiges" Konzept. Die "Investoren" sind keine. Sie hatten kein Eigenkapital. Es ist leider sehr simpel: Wer das alles anpackt muss mindestens 100 Mio€ Eigenkapital auf den Rippen haben. Jeder Investor erwartet daraus 10% Vorsteuerrendite, heisst 10 Mio€. Das ist b.a.w unrealistisch. Die tollen Investoren, welche an die Tür klopften wollten "zufälligerweise" einen zweistelligen Betrag als ERtragsgarantie vom Land Berlin. Mit einer derartigen Garantie kriegen sie Kredit ohne viel EK. Das hiesse alles subsummiert einen Staatskredit mit einer Rendite von 10% geben und das Eigenkapital leihen. Die aktuellen Bundesanleihen sind im Zehnjahresbereich bei 4.25% vor Steuern. Das alte Elend Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste!
Es traten entweder ausgebuffte Arbitreure oder bankrotte Blender auf.
Wo sind den die Sonys, die Daimlers, die Siemens, die Scherings, welche sagen " ok lass uns zusammenlegen jeder 20 Mio und wir gründen eine Tempelhof AG?". Wenn sie denn alle soooo dringend den Platz brauchen Nix da, das rendiert sich nicht.
6. Juli 2004: Von Michael Münch an Hubert Eckl
Hallo Polarius,

warum sollte jemand EUR 100.000.000,- Eigenkapital benötigen nur um einen Flugplatz zu betreiben? aber egal, selbst wenn dem so wäre: Uu eine möglichst hohe Eigenkapitalrendite (und nur um die geht es letztendlich) zu erreichen (hier waren die Rede von 10% was ich für etwas dürftig halte), wird üblicherweise unter Einsatz von hohen Fremdkapitalanteilen der sich daraus ergebende Leverage-Effekt für die Eigenkapitalrendite genutzt und diese gesteigert. Natürlich muss man "etwas im Kreuz" haben um die Finanzierunng darszustellen, andererseits muss doch kein kapitalintensiver Kauf erfolgen sondern eine vernünftige Pacht- oder Betreiberregelung wäre für alle Beteiligten angenehmer:

Der Staat behielte sich eine Steuerungsmöglichkeit vor.

Der Betreiber schont seine Liquidität und erwirtschaftet den Liquiditätsbedarf aus dem laufenden Geschäft.

So ähnlich war wohl die Zielsetzung bei dem Angebot die Deutsche BA dort anzusiedeln und schon alleine durch Wegfall von Kosten andernorts eine tragfähige Ausgangsbasis für eine zukunftsorientierte Entwicklung zu schaffen.

Anmerkung: nur wenige Firmen werden sich angesichts der deutschen Finanzämter und Betriebsprüfer jemals mit der Frage des kaufs und Betriebs eines eigenen Flugplatzes beschäftigen wollen. Die sich daraus ergebenden tagelangen Diskussionen erspart sich jeder freiwillig.

Und egal wie man dazu steht, man hätte ja wenigstens das beste Konzept einmal ausprobieren können, bzw. lassen können. Das Risiko wäre überschaubar denn so sitzt Berlin auf den Kosten, anders hätten sie die osten losgehabt und dafür das Risiko eingegangen, die Pacht nicht zu erhalten wenn der Pächter umfällt. Da frage ich mich, welche Variante denn nun "ärmer macht"?
6. Juli 2004: Von Hubert Eckl an Michael Münch
Gut! Alles theoretisch richtig, "leveragen" durch Fremdkapital ist das kleine Einmaleins der Betriebswirtschaft.
Hier gehts aber um wesentlich mehr: Das ist keine Pommesbude, welche einfach dicht gemacht werden kann, wenn die werte Kundschaft ausbleibt. Femdkapital gibts nur, wenn ein schlüssiger Businessplan vorliegt. Alle Vorliegenden hatten alle das gleiche Muster: " ok, ich versuchs. Kohle bitte von KfW. Ein Linsengericht von mir - eine Gesellschaft mit sehr beschränkter Hafung -, das Risiko bleibt bei Bund und Land, die Arbeitsplatzgarantien bei BfA, wenns gut geht bin ich der schneeweisse Ritter, wenns schief geht, nennt man das eine strukturelles Problem bei dem immer die Grünen und die SPD schuld sind!" Alle Investoren, waren gestrickt wie die Cargo-Lifter und " Chip-Fabrikanten"! Welche Bank will den in diesen Regionen noch mit der Wurst nach dem Schinken werfen?
Wieso, die Frage bleibt, wollen nun die grossen global player den Platz nicht erhalten? Für Daimler-Chrysler z.B. wäre der Kauf/Betrieb ein Kostenfaktor, der in der internationalen Rechnungslegung nicht mal einen erwähnenswerten Merkposten ausmacht. Sony dito. Siemens dito. Fragen wir doch Herrn Wöhrl wieviel echtes Venture-Capital er da reinstecken würde?

Wie gesagt, das schreibt einer, der sich riesig über den Erhalt von Tempelhof freuen würde. Bei solchen Investitionen ist nun leider mal der Kaufmann und nicht der Idealist gefragt, wenn denn kein Bill Gates ante portas ist.

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