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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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14. Juni 2004 Jan Brill

Flyout: Leserflyout 2004


We did it! Elchtest in Lulea

Etwas gewundert hatte man sich bei der Firma Eisenschmidt in Egelsbach schon: „Wie? Sie wollen auch die VFR-Karten von Nordschweden? Die verkaufen sich sonst gar nicht und jetzt können wir nicht genug nachbestellen. Was ist denn eigentlich los da oben?“ Ganz einfach: Pilot und Flugzeug macht seinen diesjährigen Leserreiseflyout nach Lulea (ESPA) und so was bleibt nicht ohne Folgen. Insgesamt 32 Maschinen hatten sich für unsere „kleine Leserreise zwischendurch“ vom 10. bis 14. Juni zur Midsummertime nach Nordschweden angemeldet. Eine beeindruckende Flotte, die sich auf die zwischen 1500 und 2000 NM lange Strecke vorbereitete, soviel zeigte sich schon beim Vorbereitungsbriefing am 1. Mai in Straubing.

Also brachen am Mittwoch den 9. oder Donnerstag den 10. Juni die Crews in ganz Deutschland, von der Piper Tomahawk bis zur TBM-700, auf, Richtung Stockholm. Zum ersten Mal haben wir auf dieser für Pilot und Flugzeug-Verhältnisse kleinen und kurzen Reise auch VFR-Crews dabei, und gerade über die vielen Ersttäter auf dem Trip freuen wir uns sehr. Wer weis? Vielleicht bleibt ja die ein oder andere Crew „hängen“ und nimmt auch an der im jährlichen Wechsel stattfindenden großen interkontinentalen Leserreise teil...

Murphy flog natürlich auch mit


Stadtbummel durch die schwedische Hautstadt. Bei sonnigem Wetter einfach fantastisch...
Wenn 30 Maschinen grob die selbe Route fliegen, ist dies nicht nur eine interessante Gelegenheit Performance, Wetter und Eindrücke zu vergleichen, sondern auch immer eine technische Grossaufgabe. Und auch diesmal konnte Murphy leider nicht zum zu Hause bleiben bewogen werden. Dabei zeigte er seine ganz besondere Vorliebe für das Muster Aerostar: Die Flotte der PA60 verzeichnete auf diesem Trip einen Totalausfall. Sie haben richtig gelesen: Von den drei PA60 konnte keine einzige die Reise antreten. Während eine Crew aus privaten Gründen leider zu Hause bleiben musste, erwischte es die „VA“ aus Köln mit einem totalen Elektrikausfall kurz nach dem Start. Nach der darauf folgenden Sicherheitslandung, die mit großem Geschick auf einer doch recht kurzen Piste erfolgte, stellte sich bald heraus, dass beide Spannrollenlager der Kolbentwin „fest“ waren. Die Maschine viel also aus, die Crew konnte allerdings kurzfristig eine „Mitfluggelegenheit“ bei einer anderen Besatzung organisieren. Doch damit gab sich Murphy noch nicht zufrieden: Auch die dritte Aerostar blieb nach einem Blitzeinschlag am Donnerstag in Berlin liegen. Nach einer weiteren Absage einer Seneca aus beruflichen Gründen, nahmen 28 Flugzeuge Kurs auf Stockholm.

Der erste Reisetag stellte gleich durchaus erstzunehmende Anforderungen an die Besatzungen. Glücklicher Weise waren viele Crews dem Rat gefolgt, die Anreise nach Stockholm bereits am Mittwoch zu beginnen und so den ersten Tag zeitlich gelassener von Norddeutschland aus anzugehen. Während also am Donnerstagmorgen über Norddeutschland und der Ostsee gutes VFR-Wetter herrschte, hüllte sich die Schwedische Hautstadt mit Untergrenzen von 400 bis 1.000 Fuß in dichtes IMC. Für die IFR-Crews kein sonderliches Problem, dank ILS in Bromma (ESSB), aber für VFR-Besatzungen ein echter Humorverbraucher. Locker und gelassen brachte die schwedische ATC eine Maschine nach der anderen durch die etwa 8.000 ft dicke Frontalbewölkung nach Stockholm herein und auch die VFR-Crews stellten ihr professionelles Airmanship unter Beweis, indem sie weiter südlich warteten bis gegen 19.00 Uhr das Wetter aufklarte und der Flug dank spätem Sonnenuntergang ganz locker nach Sichtflugregeln zu Ende geführt werden konnte.

Alle Crews schaffen das erste Leg nach Bromma (ESSB)

So trafen sich dann doch noch alle Crews wie ausgemacht an der Bar im Grand-Hotel und konnten den langen Skandinavischen Abend an der Pianobar mit herrlichem Blick auf die schwedische Hautstadt ausklingen lassen. So konnte die Gruppe dann am Freitag zu unterschiedlichen Zeiten zum 400 NM Leg nach Lulea aufbrechen, leider jedoch ohne die smarte Barpianistin aus dem Grand-Hotel, die sich – Gerüchten zufolge – wohl für ein Mitflugangebot nach Lulea zwischen etwa 10 verschiedenen Flugzeugtypen hätte entscheiden können...

Das Wetter versprach etwas mehr Labilität als am Vortag und eine sich abschwächende Front genau auf halbem Weg nach Lulea, etwa auf der Höhe von Umea. Zahlreiche Crews entschieden sich dafür spät abzufliegen und noch einen halben Tag im sonnigen Stockholm zuzubringen, während andere Besatzungen früher aufbrachen um den angesagten Gewittern zuvorzukommen. Tatsächlich bietet die schwedische Hautstadt gerade an einem warmen Sommertag wie dem Freitag einen wunderbaren Mix aus relaxtem Großstadtamiente, Sehenswürdigkeiten, Straßencafés und natürlich Shopping.

So gegen 16.00 Uhr brachen dann die letzten Crews in Bromma auf, und nachdem einige Quellungen nördlich von Stockholm um- oder überflogen waren, ließ sich die Strecke IFR zwischen oder über der inzwischen ausgeschichteten Bewölkung gut absolvieren. Bei unserem Redaktionsflugzeug verabschiedete sich auf diesem Leg eine der beiden Vakuumpumpen, was aber nach vorläufigen Informationen die einzige technische Panne der Flotte war.

Leserreise: Immerwieder eine gute Gelegenheit zum Performancevergleich

Zwei Routings standen zur Auswahl: Ein direktes über die M607 das etwa zwei Drittel der Strecke über Wasser führte, und das nur ca. 30 NM längere Routing entlang der Küste. Tatsächlich flogen die meisten Crews den direkten Weg, auch wegen der geringeren Labilität über dem Wasser. Das ergab eine ganze Perlenschnur von Flugzeugen auf dem Weg nach ESPA.
Wetter wurde auf der Companyfrequenz von vorne nach hinten durchgegeben, und da viele Crews sich entschieden hatten zwischen FL180 und FL200 komplett über der Bewölkung zu fliegen, ergab sich auch – wie so oft auf der Leserreise – ein interessanter Vergleich von Flugleistungen und Verbrauchswerten. Dabei war die Vorgabe für unser Redaktionsflugzeug, erstmal recht niedrig: „Wenn Du Dich von einer Seneca einholen lässt, wirst Du verkauft“. Das hatte sich die turboaufgeladene Twin Comanche (PA-30) wohl so sehr zu Herzen genommen, dass Sie mit 2:22 Stunden für die 408 Trackmiles auch gleich noch mit der nach uns gestarteten Malibu gleichzog. Ein interessanter Vergleich: PA-46 und die turboaufgeladene PA-30 haben nahezu die gleiche Motorleistung. Zweimal 160 PS der Twin und einmal 310 PS der Malibu. Im vergleichbaren Level geflogen (180 und 190) bei 2:20 für die Single und 2:22 für die Twin kam der Showdown an der Tankstelle: 40 Gallonen passten nach der Landung in die Malibu und 41 Gallonen in die Twin. Gleiche Werte für zwei sehr unterschiedliche Flugzeuge. Während die Malibu natürlich Sicherheit und Komfort der Druckkabine bietet, hat die im Entwurf jetzt 45 Jahre alte Twin vor allem eines: den zweiten Motor...


23:30 Uhr in Lulea am Hafen... es dauerte nicht lange, bis uns die Midsommernachtsstimmung in ihren Bann gezogen hatte
So kamen die meisten Crews nach Durch- oder Überfliegen der Front schließlich im sonnigen Lulea an. Vier VFR-Mannschaften entschieden sich die Front nicht zu unterfliegen, sondern in Sundsvall zu landen und dort die Nacht zu verbringen. Wieder einmal zeigte sich: Die Besatzungen auf den Pilot und Flugzeug-Leserreisen wissen was sie tun und gehen absolut kein unnötiges Risiko ein. Auch diese Crews konnten den Flug am nächsten Morgen bei gutem Wetter fortsetzten.

In Lulea ist Uni-Abschlussfeier - die Stadt steht kopf

Der erste Abend in Lulea war für die rechzeitig eingetroffenen dann ein echtes Highlight. Es war auch der Abend der riesigen Uni- und Schulabschlussfeier, was bedeutete, dass die gesamte Stadt auf den Beinen war. Endlich wurde auch der letzte müde Pilot von der einzigartigen Atmosphäre um die Mildsommernacht gefangen genommen: Um halb zwölf Uhr nachts, die ganze Stadt in rötlich blaue Dämmerung getaucht, noch draußen sitzen und auf das Meer hinaus blicken, oder später um halb zwei aus der Bar heraus wieder den Sonnenaufgang beobachten... es wurde eine lange kurze Nacht und Gerüchten zu Folge konnten die letzten Gäste an der Bar bereits schon wieder die erste (und einzige) morgendliche Joggerin um den Hotel-See beobachten.

Die Aktivitäten am Samstag waren ganz nach Lust und Laune gewählt. Die begrenzte Anzahl der Mietfahrräder war heiß begehrt, was einen ganz eigenen „Markt“ für den Handel mit „Fahrrad-Miet-Optionen“ entstehen ließ, auf dem unseren Informationen nach gute Gewinne zu erzielen waren.
Ebenso die Querfeldein-Quards in der geführten Tour wie auch im „Freestyle“ wenn die Guides gerade nicht zugegen waren...
Der Abend brachte das Wikinger-Essen im Teepee, die etwa 80 Teilnehmer hatten dabei wenig Mühe mit dem Rentier und den typisch nordischen Beilagen fertig zu werden. Alle Crews waren sicher und rechzeitig in Lulea angekommen, Grund genug für eine ausgelassene Fete die in der Bar ihren gebührenden Abschluss fand.

Der nächste Tag bringt CAVOK über ganz Schweden und leichten Rückenwind auf der Strecke nach Göteborg. Viel mehr kann man nicht verlangen. 29 Maschinen heben am Vormittag von der Kallax Airbase ab und machen sich auf den 560 NM langen Weg nach Göteborg oder gleich direkt nach Deutschland oder zu weiteren Reisezielen in Skandinavien.

Egal ob VFR oder IFR: Profesionelle Crews und eine hervorragende ATC

Professionell und gelassen erledigten die Besatzungen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungsständen und Fluggeräten ihre Aufgaben. Die Leserreise-erfahrenen Crews der großen Ein- und Zweimots ebenso wie die „Neulinge“ von der unverwüstlichen Tomahawk bis zur nach VFR fliegenden 172RG. Ein großes Kompliment von unserer Seite an die Crews! Die Institution Leserreise lebt weiter, im jährlichen Wechsel zwischen einer großen und einer kleinen Tour. Eine unserer VFR-Besatzungen brachte es auf den Punkt: „wir wären sonst doch nicht hier rauf geflogen, aber eigentlich läuft das hier im Ausland alles so locker, das macht richtig Spaß!“. Und das war ganz klar eines unserer Ziele für diese Reise: Auch Piloten, die sonst weniger internationale Erfahrung haben, an die ATC außerhalb Deutschlands heranzuführen... und wer weis, nach den vielen Gesprächen über IFR-Ausbildung und das internationale Fliegen, würde es uns nicht überraschen, die ein oder andere Crew bald auch auf einer großen Leserreise begrüßen zu dürfen.

Ebenfalls begeistert sind wir von der schwedischen ATC. Wie es ein Teilnehmer ausdrückte: „helfen und Service stehen 100% im Vordergrund“. 400 NM lange Directs sind hier die Regel und wer irgendetwas braucht, dem wird nach Kräften in gut verständlichem Englisch geholfen.


Wikingeressen im Teepee - Ein Rentier mit typisch nordischen Beilagen stand auf dem Programm
18 Maschinen machten vor dem endgültigen Heimweg noch in Göteborg Station. Leider mussten wir da feststellen, dass die Bauarbeiten im Hotel Scandic nicht wie versprochen beendet waren, die Bar schloss dort schon um 18:00 Uhr, was für eine Leserreise natürlich „below minimum“ ist.
Also verbrachten wir den letzten Abend in einem benachbarten Restaurant, bei exquisiter skandinavischer Küche und hervorragender Stimmung.

Am Montagmorgen sorgte eine schwache Warmfront mit tiefen Untergrenzen erstmal dafür, dass es zumindest für den VFR-Abflug aus Göteborg Landvetter (ESGG) Verzögerungen gab. Einige Crews machten noch in Heringsdorf Station und besichtigten die HPA mit dem Erprobungsträger der TT62. Der Rest der Route über Deutschland war vom Wetter her allerdings freundlicher und somit konnten alle Besatzungen sicher nach Hause fliegen.


  
 
 




16. Juni 2004: Von Bernd Juhrig an Jan Brill
Sehr geehrte Frau Dr. Reitenspiess,lieber Herr Brill

zunächst besten Dank für die gute Vorbereitung der Reise,die sicher allen Teilnehmern eine unproblematische Durchführung ermöglicht hat.Es hat mir und meinem (bis dato unbekanntem Mitflieger) bestens gefallen und man geht mit gestärktem Selbstbewusstsein nach Hause.

In guter Tradition von PuF möchte ich natürlich auch meine Performance-Daten veröffentlichen,vorab soviel: auch eine 200-PS Non-Turbo-Mooney ist auf solchen Strecken mit flachem Gelände ein hervorragendes Reisemittel.

Leg Flugregel NM Flugzeit h:min

Hildesheim-Heringsdorf IFR 208 1:14
Heringsdorf-Bromma IFR 392 2:43
Bromma-Lulea IFR 429 2:46
Lulea-Kalmar VFR 588 3:42
Kalmar-Hildesheim IFR 386 2:49

TOTAL 2.003 13:14

Leider hat uns der starke Gegenwind auf dem letzten Leg etwas die Bilanz verhagelt,aber immerhin ergeben sich dennoch im Durchschnitt Speeds von 151 kts bei 38,5 Ltr./h Durchschnittsverbrauch.

Die IFR-Flughöhen auf dem Hinflug lagen immer bei FL 100,das VFR-Leg wurde in FL 85 geflogen,der Heimweg am 14.06.2003 wegen des starken Windes in FL 80.

Wir sind also planmässig durchgekommen,der IFR-Anflug auf Bromma am Donnerstag nachmittag mit Untergrenzen von br 500 fuss war für mich das fliegerische Highlight.

Ansonsten alles so wie von Euch vorausgesagt,hervoragende ATC
und freundlicher,dienstleistungsorientierter Service am Boden.

Ich bin wieder dabei!!

Viele Grüsse
Bernd Juhrig


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